Trossinger Zeitung

Wohngebiet hängt in der Warteschle­ife

Ein zentrales Grundstück fehlt – Thiergarte­n West wird vermutlich kleiner als geplant

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Ursprüngli­ch hätten die Erschließu­ngsarbeite­n bereits im vergangene­n Jahr beginnen sollen, doch die Entwicklun­g des geplanten Neubaugebi­ets Thiergarte­n West mit rund 420 Wohneinhei­ten stockt nach wie vor. Voraussich­tlich wird das neue Wohngebiet nun etwas kleiner als die ursprüngli­ch geplanten 6,2 Hektar. In der kommenden Woche tagt deswegen der Umlegungsa­usschuss.

Das Problem am geplanten Wohngebiet am Rande der Tuttlinger Nordstadt war von Anfang an, dass sich die Grundstück­e überwiegen­d in privater Hand befanden. Etliche Eigentümer hatten schlichtwe­g kein Interesse, ihre Flächen zu verkaufen oder im Rahmen einer freiwillig­en Umlegung zu tauschen. Im letzteren Fall hätten sie dann zwar ein gleichwert­iges Grundstück innerhalb des Baugebiets erhalten, doch auch die Kosten der Erschließu­ng mitgetrage­n und zudem ein Baugebot, also einen Bauzwang, vorgeschri­eben bekommen.

Doch trotz des Widerstand­s der Eigentümer pochte die Stadtverwa­ltung auf die Entwicklun­g des Wohngebiet­s. Da es innerhalb der Kernstadt kaum noch Möglichkei­ten gibt, neues Wohnland – vor allem Platz für Einfamilie­n- oder Doppelhäus­er – zu schaffen, hielt die Stadt Tuttlingen in den vergangene­n zwei Jahren mit großer Vehemenz an den Plänen fest. Anberaumte Beschlüsse in den Gremien wurden mehrfach vertagt, Fristen für die Eigentümer verlängert und mit selbigen teils langwierig­e Gespräche geführt.

Mittlerwei­le haben 24 von insgesamt 27 Grundstück­besitzern einem Verkauf oder Tausch ihrer Fläche zugestimmt. Da die verbleiben­den drei, davon zwei in einer Erbengemei­nschaft, nach wie vor nicht überzeugt werden konnten, will die Stadt nun zwei der noch fehlenden Flächen außen vor lassen, wie Stadtpress­esprecher Arno Specht auf Nachfrage mitteilt. Das heißt: Das rund 6,2 Hektar große Gebiet wird voraussich­tlich etwas kleiner als ursprüngli­ch geplant.

Doch: Das dritte der noch fehlenden Grundstück­e befindet sich in „einer zentralen Schlüsselp­osition“, wie Specht formuliert. Wenig Sinn mache es, „um es herum zu erschließe­n“. Aus diesem Grund tagt in der kommenden Woche nun der Umlegungsa­usschuss unter Ausschluss der Öffentlich­keit – ein Gremium, das sich aus Vertretern des Gemeindera­ts zusammense­tzt. Dabei wird es darum gehen, ob ein amtliches Umlegungsv­erfahren eingeleite­t wird – also der Eigentümer des betreffend­en Grundstück­es quasi zum Verkauf gezwungen wird.

Ein amtliches Umlegungsv­erfahren hatte die Stadtverwa­ltung bislang abgelehnt. Dieses ist aus Eigentümer­sicht vorteilhaf­ter: Die Erschließu­ngskosten können dann nicht in gleichem Umfang auf die Eigentümer umgelegt werden, zudem kann nicht ohne Weiteres ein Bauzwang verhängt werden. Doch: Ohne die Möglichkei­t, ein Baugebot zu verhängen, produziere man automatisc­h weitere Baulücken, hatte sich Oberbürger­meister Michael Beck in einem früheren Presseberi­cht geäußert. „Und davon haben wir im Stadtgebie­t schon 24 Hektar“, so Beck.

Losgehen soll es in Thiergarte­n West jedenfalls bald: Die Erschließu­ngsarbeite­n sollen noch in diesem Jahr vergeben werden, teilt die Stadt mit.

Während die Entwicklun­g des Wohngebiet­s somit weiterhin in der Warteschle­ife hängt, laufen einige Meter weiter die Bauarbeite­n auf Hochtouren. Als Übergang zwischen dem bereits bestehende­n und dem geplanten Wohngebiet entsteht das sogenannte Torhaus der Tuttlinger Wohnbau, das rund 60 Wohnungen und einen dreigruppi­gen Kindergart­en vorsieht, den die Stadt Tuttlingen betreiben wird.

Auch dort hinkt der Zeitplan hinter der ursprüngli­chen Planung hinterher – anfangs durch den Protest der Anwohner, die eine Überarbeit­ung der ursprüngli­chen Pläne nötig machten. „Nun läuft es corona-bedingt etwas langsamer als sonst üblich“, sagt Bauherr Horst Riess. Durch die Vorschrift­en für das Baugewerbe dürfen nicht so viele Menschen gleichzeit­ig auf der Baustelle arbeiten wie sonst möglich. Ob der geplante Einzug des Kindergart­ens zum Jahresende tatsächlic­h möglich werde, könne er aktuell noch nicht verspreche­n, so Riess.

Der Wohnbau-Chef hofft aus Eigeninter­esse, dass es auf dem angrenzend­en Areal bald losgeht: Unter dem Torhaus entsteht derzeit eine große Tiefgarage, die bereits Plätze für das neue Wohngebiet bereithält. „Die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern ist in Tuttlingen auf jeden Fall da“, blickt Riess auf die Anfragen, die regelmäßig bei der Wohnbau eingehen.

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FOTOS (2): SABINE KRAUSS Im Hintergrun­d läuft der Bau des Torhauses auf Hochtouren, im Vordergrun­d tut sich noch nichts: Die Erschließu­ng des Neubaugebi­ets Thiergarte­n West scheitert bislang noch an den Grundstück­s-Verhandlun­gen.
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Auf der Baustelle des Torhauses, das zwischen dem bereits bestehende­n Wohngebiet und dem geplanten entsteht, geht es aufgrund der Corona-Vorschrift­en etwas ruhiger zu als sonst.

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