Trossinger Zeitung

VfB zahlt viel Lehrgeld beim Comeback

Stuttgart verliert gegen Freiburg – Das 2:3 nach 0:3 darf dem Aufsteiger aber Mut machen

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STUTTGART (dpa/SID) - Die lobenden Worte von Christian Streich bekamen die enttäuscht­en Profis des VfB Stuttgart gar nicht mehr mit. „Der VfB wird einigen Gegnern noch richtig Probleme bereiten. Davon bin ich überzeugt“, prophezeit­e der Trainer des SC Freiburg nach dem intensiven, und am Ende unglücklic­hen 2:3 (0:2) des VfB gegen den badischen Rivalen. Statt Punkten blieb Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo nur das Kompliment des Kollegen – das allerdings war verdient.

Der VfB sah nach dem 0:3-Rückstand im Baden-Württember­g-Duell am ersten Spieltag der Bundesliga schon wie der sichere Verlierer aus. Doch der schwäbisch­e Aufsteiger bekam die zweite Luft und verpasste in einer dramatisch­en Schlusspha­se nur knapp noch ein Remis. „Wir haben Lehrgeld gezahlt“, sagte Kapitän Gonzalo Castro. Die 7123 Zuschauer (erlaubt waren 8000) sahen allerdings auch, dass das einstige ClubMotto „Jung und wild“lange nicht mehr so gut zu einer Stuttgarte­r Mannschaft gepasst hat wie an diesem spätsommer­lichen Nachmittag. In der Schlusspha­se habe sein Team gezeigt, „was wir können“, wie dann auch Coach Matarazzo betonte.

Nicht nur der 42-Jährige erlebte eine dramatisch­e Premiere als Cheftraine­r in der Bundesliga, auch vier der Spieler aus seiner im Schnitt gerade mal 24,5 Jahre alten Startelf debütierte­n im Oberhaus. Und drohten zwischenze­itlich von abgezockte­n und effiziente­n Freiburger­n abgeschoss­en zu werden. Nils Petersen (8. Minute) per Kopf, Roland Sallai (26.) per Abstauber und Vincenzo Grifo (47.) nach einer herrlichen

Kombinatio­n trafen für die Gäste. Die Standards, die den ersten beiden Gegentoren vorausging­en, habe sein Team „naiv verteidigt“, monierte Matarazzo. Auch das dritte Gegentor „war zu billig“. Insgesamt sah er aber „ein gutes Spiel“des VfB.

Der durchaus Chancen hatte. Auch schon vor dem 0:3. Sie – ähnlich wie in der Aufstiegss­aison – aber zu leichtfert­ig verschleud­erte. „Die Spiele werden im Sechzehner gewonnen“, sagte Matarazzo. Und genau da agierten seine jungen Schützling­e sowohl vorne als auch hinten lange zu wild. So reichte es trotz großer Moral nur noch zu den Anschlusst­reffern von Sasa Kalajdzic (71.) und Silas Wamangituk­a (81.). Dass der VfB bei einem Handspiel von SC-Verteidige­r Philipp Lienhart (75.) keinen Elfmeter bekam, wollte Sportdirek­tor Sven Mislintat nicht zu hoch hängen. Er wünsche sich für die weitere Saison aber „eine einheitlic­he Linie“bei derlei Situatione­n. „Wenn es zum Glücksspie­l avanciert, habe ich ein Problem damit.“

Kein Problem hatte Mislintat mit den Pfiffen, die nach dem 0:3 von den Rängen hallten. Während Verteidige­r Marc Oliver Kempf sich in dieser Phase gewünscht hätte, dass die Fans

„uns lieber mehr nach vorne pushen“, verwies der Sportchef auf den Applaus nach Abpfiff: „Da habe ich nur Anerkennun­g gesehen für das, was wir versucht haben.“Auch, wenn es letztlich unbelohnt blieb. Eine Lehrstunde für die kommenden Aufgaben des Rückkehrer­s, den Mislintat personell gut gerüstet sieht und – wenn überhaupt – wohl nur nach möglichen Abgängen noch einmal verstärken will, war es allemal.

Auf der anderen Seite freute sich Freiburgs Streich nicht nur über den gelungenen Start, sondern auch über seinem ersten Erfolg als Profitrain­er der Breisgauer in einem Pflichtspi­el bei den Schwaben. Im achten Anlauf. Doch „Genugtuung“verspürte er nicht. „Wir waren am Ende die Glückliche­ren“, sagte Streich, der sich auch bei seinem Torwart bedanken konnte. „Wenn man mit so einem dreckigen Sieg in die Saison startet, gibt das Auftrieb und Selbstbewu­sstsein“, sagte dann auch Florian Müller, der gerade mal drei Tage zuvor als Ersatz für den verletzten Stammtorhü­ter Mark Flekken ins Training der Breisgauer eingestieg­en war und am Montag noch mal nach Mainz fahren will, um seine Sachen zu holen und „richtig Tschüss zu sagen“.

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Der VfB, hier Mateo Klimowicz im Duell mit Nicolas Höfler, hat Luft nach oben.

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