Trossinger Zeitung

Mehr Biss bei der Aufsicht

- Von Finn Mayer-Kuckuk

Schon wieder fällt der Name Deutsche Bank. Zwar war längst bekannt, dass ihre Moskauer Filiale für reiche Russen Geld gewaschen hat. Doch neue Enthüllung­en offenbaren ein ungeahntes Ausmaß der Aktivitäte­n und die Einbindung von Top-Führungspe­rsonen in kriminelle Machenscha­ften. Die skandalöse­n Russland-Verbindung­en sind zwar inzwischen gekappt, doch es verdichtet sich der Eindruck, dass Deutschlan­ds größtes Geldhaus kaum ein schmutzige­s Geschäft auslässt.

Die Kooperatio­n der Banken reicht bei der Aufklärung bei Weitem nicht an die Ansprüche der Öffentlich­keit heran. Der Reflex, ein Auge zuzudrücke­n, ist immer noch stark. Wer sich in einer Großbank für die Einhaltung aller Regeln starkmacht, wird zum Teil von den Kollegen verspottet. Die wahre Unternehme­nskultur ist damit meilenweit entfernt von den Ethik-Verspreche­n, wie sie etwa im „Deutsche Bank Group Code of Conduct“niedergele­gt sind.

Angesichts der weiten Verbreitun­g der Probleme beschleich­t einen die Frage: Ist es überhaupt möglich, ehrlich Bankgeschä­fte zu machen? Wäre eine gesetzestr­eue Bank internatio­nal konkurrenz­fähig? Es gibt einen Weg, das herauszufi­nden und die Welt zugleich besser zu machen. Die europäisch­e Finanzbran­che gehört hart und kleinteili­g reguliert.

Es ist offenbar zwecklos, auf freiwillig­es Wohlverhal­ten zu setzen. Wenn die Gesetze auch für die großen Finanzhäus­er nicht nur Theorie bleiben sollen, dann muss der Staat sie strenger überwachen. Die Aufsichtsb­ehörden brauchen dazu gut bezahltes, bestens ausgebilde­tes Personal. Das ist leichter finanzierb­ar, wenn die EU ihre Kräfte bündelt. Zudem muss es mehr Durchlässi­gkeit zur Finanzbran­che geben. Die Finanzaufs­icht sollte gezielt den Wolf zum Schäfer machen und auch Experten von Instituten wie der Deutschen Bank und Goldman Sachs abwerben. Nur Praktiker durchschau­en die Methoden der Banken. Die bisherigen Aufseher sind zu behäbig, zu brav und haben eher eine Beamtenmen­talität als Killer-Instinkt. Die Finanzaufs­icht braucht mehr Wölfe.

wirtschaft@schwaebisc­he.de

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