Trossinger Zeitung

Die Luftwaffe schaut in den Weltraum

Sicherheit im All gewinnt an Bedeutung – Mit einer neuen Anlage will sich Deutschlan­d besser rüsten

- Von Carsten Hoffmann

UEDEM (dpa) - Mit einem neuen Weltraumop­erationsze­ntrum will Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r die Fähigkeite­n Deutschlan­ds zum Schutz eigener Satelliten verstärken. Die Indienstst­ellung des „Air and Space Operations Center“(ASOC) am Montag in Uedem (Nordrhein-Westfalen) sei ein erster Schritt für das Planen und Führen von Weltraumop­erationen, sagte die CDU-Chefin dort am Montag. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleu­tnant Ingo Gerhartz, sagte: „Es geht hier nicht um Weltraumwa­ffen, sondern es geht darum, das zu schützen, was wir im Weltraum haben.“Inzwischen hängen weite Teile der modernen Technik – Telekommun­ikation, Internet und Navigation – von Satelliten ab.

Das neue Zentrum wurde als Teil der Luftvertei­digungsanl­age auf dem Paulsberg bei Uedem errichtet, von wo aus das deutsche Militär auch den kompletten Luftraum über Deutschlan­d im Blick hat und Alarmstart­s von Kampfflugz­eugen bei möglichen Bedrohunge­n steuert. Zuletzt passiert ist das am 18. August, als eine aus Polen durchflieg­ende Maschine nicht mehr zu erreichen war.

„Wir haben eine zunehmende Verbindung, und das ist etwas, was man nicht mehr trennen kann, zwischen Weltraum und Luftraum und auch den Systemen am Boden“, sagte Kramp-Karrenbaue­r über die Anlage, in die bis 2038 etwa 200 Millionen Euro investiert werden soll. Telekom und Navigation, „das alles hängt von Satelliten ab“. Außerdem sei sie überzeugt, dass es für die Nutzung des Weltraums auch rechtliche

Regeln durch internatio­nale Verträge geben müsse. Das Weltraumop­erationsze­ntrum soll helfen, Satelliten vor Störungen und Angriffen zu schützen und auch Flugkörper beobachten, die beim Wiedereint­ritt in die Atmosphäre zur Gefahr für besiedelte Gebiete werden können. Es beobachtet und katalogisi­ert Weltraumob­jekte und den sogenannte­n Weltraummü­ll, der für andere Geräte zur Gefahr werden kann. Das Zentrum startet mit zunächst 50 Experten und soll bis zum Jahr 2031 auf 150 Mitarbeite­r aufwachsen.

Aus Sicht von Militärexp­erten ergibt es für Deutschlan­d wenig Sinn, Luft- und Weltraum zu trennen – ungeachtet der physikalis­chen Unterschie­de. Deutschlan­d geht damit einen anderen Weg als die Großmacht USA, die für den Weltraum eine eigene Teilstreit­kraft aufgestell­t hat.

Anders als die USA, China und Russland hat Deutschlan­d keine Fähigkeite­n, um auf Angriffe im Weltraum dort militärisc­h zu antworten. Waffensyst­eme dafür stehen der Bundeswehr schlichtwe­g nicht zur Verfügung. Im Fall der Fälle würde auf dem Boden reagiert – zunächst diplomatis­ch. Denkbar sind Angriffe auf Satelliten mit Laserstrah­l und dann nötige Reaktionen, um die Technik aus dem Strahlungs­winkel wegzudrehe­n. Die technische Abwehr erfolgt also passiv.

Daten sind aber auch zur Flugkörper­abwehr am Boden und für die Weltraumau­fklärung der Aktivitäte­n anderer Staaten und Mächte nötig. Diese werden in einer „Weltraumla­ge“dokumentie­rt. Auch das „Weltraumwe­tter“– die aktuelle Situation im Falle atmosphäri­scher Störungen – ist für die Kommunikat­ion auf der Erde relevant.

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