Bischöfe ringen um Lösungen fürs Weiheamt für Frauen
Heftige Diskussion bei Herbstvollversammlung erwartet – Es geht auch um Seelsorge in Corona-Zeiten
ULM/FULDA (mö/KNA) - Das Weiheamt für Frauen, die finanzielle Entschädigung für Missbrauchsopfer und ein römisches Papier zu Pfarreienreformen: drei Fragen, mit denen sich die deutschen katholischen Bischöfe von Dienstag bis Donnerstag bei ihrer Herbstvollversammlung im hessischen Fulda befassen. Emotional aufgeladen und für die meisten Katholiken sicher am wichtigsten aber dürfte die Diskussion um Weihnachtsgottesdienste in Zeiten der Corona-Pandemie werden: Dass Christmetten, Konzerte und Weihnachtsfeiern wie gewohnt gefeiert werden können, dürfte ausgeschlossen sein. Mancherorts wird sogar über den Umzug von der Kirche in ein Stadion nachgedacht, damit möglichst viele Gläubige den Festtag der Geburt Christi mitfeiern können.
In Fulda wird der im März gewählte neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, seinen Mitbrüdern viel zu erklären haben. Denn Bätzing, der als ausgleichender, wenig polarisierender Moderator gilt, hat sich in der Frage nach dem Weiheamt für Frauen in der katholischen Kirche jüngst überraschend klar positioniert und hält die Debatte nicht für abgeschlossen. „Das Diakonat der Frauen halte ich für sehr legitim“, sagte er am Montag in einem Interview des Deutschlandfunks. Das Reformprojekt Synodaler Weg könne im Vatikan um eine Prüfung und Einführung
bitten, wenn die Mehrheit dies wolle. Endgültige Entscheidungen könne aber nur ein Konzil treffen.
Damit widerspricht der Limburger Bischof unter anderem dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der sagt, die Diskussion über die Weihe von Frauen führe nicht zum Ziel: „Denn diese Frage ist definitiv mit höchster Lehrautorität entschieden worden durch Papst Johannes Paul II.“Wenn man die Frage so behandele, als sei sie offen, finde die Diskussion „außerhalb der Lehre der Kirche statt“.
Für Streit unter den Oberhirten dürfte auch die Positionierung der
Kirche angesichts der Corona-Pandemie sorgen. An Ostern und Pfingsten fanden keine öffentlichen Gottesdienste statt. Auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sorgt sich und warnt, dass „in unserer Kirche in der gegenwärtigen Pandemiezeit das tiefe Geheimnis der Eucharistie banalisiert oder gar verloren gehen könnte“. Weiter hagelt es Vorwürfe, die Kirche habe sich zu sehr den staatlichen Lockdown-Forderungen gefügt, und die Kritik, sie habe die Sterbenden allein gelassen.
Die Bischöfe werden Bilanz ziehen und müssen klären, wie die Katholiken das Weihnachtsfest unter
Corona-Bedingungen feiern. Ob sich Stadien oder Veranstaltungshallen als Ersatz für festlich geschmückte Kirchen eignen, wird bezweifelt. Dass ausschließlich gestreamte Gottesdienste übertragen werden, gilt ebenso als ausgeschlossen. Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, ist sich sicher: „Wir können als Kirche nicht leben, wenn wir uns nicht auch physisch als Gemeinschaft erfahren. Die Atmosphäre des Miteinanders in einem Raum ist einfach eine ganz andere und tiefere.“
Schließlich werden die Bischöfe sich mit den finanziellen Leistungen für Missbrauchsopfer befassen. Zwischen 5000 und 50 000 Euro pro Fall stehen im Raum. Eine unabhängige Kommission aus Juristen, Psychologen und Medizinern soll die Schwere jedes Falls einschätzen. Viele Fragen sind aber weiter offen – und damit wollen sich die Bischöfe in Fulda beschäftigen. Als die unabhängige Kommission, zu der auch der Sprecher der Opfer-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, gehörte, ihren Vorschlag vorstellte, entbrannte etwa eine Diskussion darüber, ob auch Kirchensteuermittel für die Opferhilfen herangezogen werden dürfen oder ob die Bistümer dafür ausschließlich auf eigene Mittel zurückgreifen müssen. Zudem ist unklar, wie dann ein Ausgleich zwischen den ärmeren und den wohlhabenderen Bistümern erzielt werden kann und wie die Orden miteinbezogen werden.