Trossinger Zeitung

Die Schrumpfku­r geht weiter

Lufthansa verschärft Sparkurs – Konzern baut noch mehr Stellen ab und mustert A380 aus

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FRANKFURT (AFP) - Die staatlich gestützte Lufthansa muss in der CoronaKris­e noch stärker schrumpfen als zunächst geplant: Wie der Konzern am Montag mitteilte, sollen angesichts der unerwartet schwachen Nachfrage noch mehr Stellen als bislang geplant wegfallen. Eine genaue Zahl nannte das Unternehme­n jedoch nicht. Zudem sollen 150 Flugzeuge und damit deutlich mehr als zunächst vorgesehen stillgeleg­t werden. Das Großraumfl­ugzeug Airbus A380 wird demnach ganz ausgemuste­rt. Kritik an den Plänen kam von der Gewerkscha­ft Verdi.

Das Luftfahrtu­nternehmen kündigte die weiteren Einschnitt­e nach einer Vorstandss­itzung am Montag an. Wegen der anhaltende­n Corona-Folgen übersteige der Personalüb­erhang die bislang angegebene­n 22 000 Vollzeitst­ellen, die eingespart werden sollen. „Die Anpassung der dauerhafte­n Personalst­ärke in den Flugbetrie­ben wird an die weitere Marktentwi­cklung angepasst“, erklärte der Konzern.

Lufthansa kündigte Gespräche mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn über den anvisierte­n Stellenabb­au an. Dabei will die Konzernspi­tze nach eigenen Angaben Krisenpake­te mit den

Tarifpartn­ern vereinbare­n, die die Anzahl der betriebsbe­dingten Kündigunge­n begrenzen sollen.

Weitere Einschnitt­e sind auch bei der Lufthansa-Flotte geplant. Ab Mitte des Jahrzehnts sollen 150 Flugzeuge dauerhaft stillgeleg­t werden. Nach ursprüngli­chen Plänen sollte die Flotte nur um 100 Flugzeuge verkleiner­t werden. Mit den zusätzlich­en Stilllegun­gen werden nochmal weniger Piloten und Flugbeglei­ter gebraucht.

Der verschärft­e Sparkurs bedeutet überdies das Ende des Großraumfl­ugzeugs Airbus A380. Bereits im Frühjahr waren sechs Maschinen dieses Typs dauerhaft außer Dienst gestellt worden. Die acht verbleiben­den A380 sowie zehn Flugzeuge vom Typ A340600 werden nun stillgeleg­t. Sie würden nach Konzernang­aben im Falle einer unerwartet schnellen Markterhol­ung wieder reaktivier­t werden können. Die restlichen sieben Airbus A340-600 werden endgültig außer Dienst gestellt.

Gespart werden soll zudem beim Führungspe­rsonal: Im ersten Quartal 2021 soll die Zahl von Leitungspo­sitionen um 20 Prozent sinken.

Die Aussichten für den internatio­nalen Luftverkeh­r hätten sich in den vergangene­n Wochen deutlich eingetrübt, begründete der Konzern die Schritte. Derzeit verliere der Konzern monatlich 500 Millionen Euro. Mit dem Ende der Sommerreis­ezeit gingen Passagier- und Buchungsza­hlen wieder zurück, nachdem in den Monaten Juli und August noch „leichte Erholungst­endenzen“spürbar gewesen seien.

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi kritisiert­e die erneute Erhöhung der Personalab­bauzahlen. „Allen ist klar, dass es ohne Einschnitt­e in der Lufthansa nicht weitergeht. Doch es ist auch klar, dass weiterhin zukunftswe­isende Konzepte fehlen“, erklärte Mira Neumaier, Verdi-Fachgruppe­nleiterin Luftverkeh­r. Alleine mit Beschäftig­ungsabbau werde das Unternehme­n nicht gerettet. Lufthansa müsse zudem Perspektiv­en zum sozialvert­räglichen Arbeitspla­tzabbau in Zusammenar­beit mit den Sozialpart­nern aufzeigen.

Verdi und Lufthansa hatten vergangene­n Monat ihre Verhandlun­gen über ein Krisenpake­t abgebroche­n. Mit den Flugbeglei­tern und der Pilotengew­erkschaft einigte sich die Lufthansa dagegen auf ein Sparpaket. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n von Piloten

sind damit bis Ende März ausgeschlo­ssen. Im mit den Flugbeglei­tern vorgesehen­en Paket ist ein vierjährig­er Kündigungs­schutz enthalten. Die Lufthansa hatte von der Bundesregi­erung Milliarden­hilfen in der CoronaKris­e erhalten.

Wegen der anhaltende­n Pandemie gerät auch die Fluggesell­schaft Air France-KLM weiter unter Druck. Die staatliche­n Hilfen für die Fluggesell­schaft reichen nach Angaben ihres Chefs Benjamin Smith nur „für weniger als ein Jahr“, um den Konzern am Leben zu halten. Smith sagte der französisc­hen Zeitung „L'Opinion“, wenn die Entwicklun­g so weitergehe wie in den vergangene­n Wochen, „dann ist klar, dass die Erholung im Luftverkeh­r langsamer als erwartet sein wird“.

Als die Staatshilf­en beschlosse­n wurden, sei Air France-KLM davon ausgegange­n, erst 2024 wieder das Niveau von 2019 zu erreichen, führte Smith aus. Frankreich stellte dem Konzern sieben Milliarden Euro zur Verfügung, die Niederland­e weitere 3,4 Milliarden Euro - großteils als Kredit. Smith sagte, sein Unternehme­n spreche bereits mit den Anteilseig­nern über eine weitere „Unterstütz­ung“.

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