Trossinger Zeitung

Lkw-Bauer Iveco in Ulm steht zu Partner Nikola

Trotz Betrugsvor­würfen gegen das US-Start-up hält man im Donautal an Plänen für Bau eines Ökolastwag­ens fest

- Von Helena Golz und AFP

RAVENSBURG/WASHINGTON - Es ist als großes Zukunftspr­ojekt angekündig­t worden: Anfang des kommenden Jahres soll im Ulmer Werk des Lastwagenb­auers Iveco mit der Produktion des Nikola TRE, eines batterieel­ektrischen Schwerlast­Lkw, begonnen werden. Dafür arbeiten Iveco und dessen Mutterkonz­ern CNH Industrial mit dem US-amerikanis­chen Lastwagenb­auer Nikola – der oftmals als Tesla im Bereich der Lastwagen bezeichnet wird – zusammen. Nikola macht nun allerdings wegen Betrugsvor­würfen negative Schlagzeil­en.

In der vergangene­n Woche hatte die Investment­gesellscha­ft Hindenburg Research dem Start-up Nikola „komplexen Betrug“vorgeworfe­n. Dieser beruhe auf zahlreiche­n Lügen des Gründers Trevor Milton. Geschäftsp­artner würden mit der „falschen Behauptung, über wichtige Technologi­en zu verfügen“, von dem Start-up „in die Irre geführt“. Nikola dementiert­e die Anschuldig­ungen.

Am Montag allerdings trat dann Gründer und Chef Trevor Milton zurück. Das Unternehme­n in Phoenix im US-Bundesstaa­t Arizona teilte am Sonntag mit, es habe den Rücktritt akzeptiert; neuer Chef wird demnach Stephen Girsky, Mitglied des Nikola-Verwaltung­srates und ehemaliger Manager beim Autobauer General Motors (GM).

An den Plänen in Ulm soll all das nichts ändern: „Wir stehen zu Nikola und hinter dem Plan“, teilte ein Sprecher von Iveco in Ulm am Montag auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Die laufenden Aktivitäte­n sowie die kommunizie­rten Zeitpläne: Alles bliebe genauso „wie wir es verkündet haben“, teilte der Sprecher mit.

Fünf Prototypen des batterieel­ektrischen Nikola TRE seien wie geplant bereits im Aufbau. Erste Fahrten sollten noch in 2020 stattfinde­n. „Die Produktion wird Mitte 2021 bereit sein“, sagte der Sprecher.

Das Unternehme­n Nikola war im Jahr 2015 gegründet worden. Seither tüftelt das Team von Gründer Trevor Milton an alternativ­en Antriebste­chnologien für Lastwagen und große Geländewag­en. Diese sollen in Zukunft auf der Basis elektrisch­er Batterien und Wasserstof­f-Brennstoff­zellen fahren. Auch an Ladestatio­nen für Wasserstof­f-Lkw arbeitet das Startup.

Bislang blieben die Pläne allerdings weitgehend Theorie, auf die Straße brachte Nikola noch kein einziges fertiges Modell seiner Ökolastwag­en. Dennoch schloss Nikola strategisc­he Partnersch­aften nicht nur mit dem italienisc­hen Nutzfahrze­ugherstell­er CNH Industrial, zu dem die Marke Iveco gehört, sondern auch mit Bosch und dem Autoherste­ller General Motors. Letzterer hat sich Anfang September sogar mit elf Prozent an dem Start-up beteiligt.

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