Wolfgang Grenke lässt Aufsichtsratsmandat ruhen
Firmengründer zieht sich aus Gremium zurück, um Interessenkonflikte zu vermeiden
RAVENSBURG - Infolge der Betrugsvorwürfe gegen den Leasingspezialisten Grenke aus Baden-Baden, lässt Unternehmensgründer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Grenke (Foto: dpa) sein Aufsichtsratsmandat mit sofortiger Wirkung ruhen. Das gab das Unternehmen am Montagmorgen bekannt.
Der Hintergrund: Vergangene Woche hatte die Investorengruppe Viceroy
Research einen Analysereport über den Leasingspezialisten veröffentlicht.
Darin wirft die Investorengruppe dem Unternehmen unter anderem vor, unlauteren Geschäftspraktiken nachzugehen, die eigene Bilanz aufzublähen. Es ist auch die Rede von Vetternwirtschaft mit Firmengründer Wolfgang Grenke, der neben seiner Rolle als Unternehmer auch Präsident des baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) ist.
Im Zentrum der Vorwüfe von Viceroy steht das Franchisesystem des Grenke-Konzerns, das Viceroy als „Betrugskonstrukt im großen Stil“kritisiert. Eine zentrale Rolle dabei soll die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH spielen, die seit Ende Januar
dem Grenke-Gründer Wolfgang Grenke gehört. CTP agiert als eine Art Anschubfinanzierer für die Franchisenehmer der Grenke AG. Nach einigen Jahren, wenn das Geschäft etabliert ist, kauft Grenke den Gründern das Franchise wieder ab. Diese Transaktionen, so der Vorwurf von Viceroy, würden zu überteuerten Konditionen abgewickelt von denen CTP samt Management finanziell profitiere.
In der Mitteilung von Grenke heißt es, der Leasingspezialist prüfe nun die Integration des viel kritisierten Franchisesystems in den Konzern. Wolfgang Grenke biete dabei die Übernahme der von der Gesellschaft CTP gehaltenen Beteiligungen an den Franchisegesellschaften an. Er selbst wolle sein Aufsichtsratsmandat ruhen lassen, „bis die Vorwürfe hinsichtlich etwaiger Interessenkonflikte vollständig ausgeräumt sind“, hieß es . Interne Beratungen zur Neuaufstellung des Franchise-Systems hätten bereits begonnen. Darüber hinaus soll eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt werden, die Konditionen der Franchise-Übernahmen in der Vergangenheit auf ihre Vorteilhaftigkeit für die Grenke AG zu überprüfen. Bereits am vergangenen Freitag hatte Grenke-Chefin Antje Leminsky angekündigt, die von Viceroy vorgebrachten Vorwürfe im Rahmen eines Sondergutachtens von den Wirtschaftsprüfern von KPMG prüfen zu lassen. KPMG testiert seit drei Jahren die Bilanzen von Grenke.