Rocken mit Restriktionen
Beim Reeperbahn Festival läuft 2020 alles pandemiegerecht ab
Besser für das abstandskonforme Format geeignet scheint da das Konzert von Gisbert zu Knyphausen und Pianist Kai Schumacher vor der ehrwürdigen Kulisse des Michels. Für ihre Weltpremiere beim Reeperbahn Festival haben sich die Musiker angeschickt, den Pathos von Franz Schubert ins 21. Jahrhundert zu übertragen. „Mir haben die bisherigen Interpretationen nicht gefallen“, erzählt Schumacher von seinen Beweggründen. Er habe sich überzeugen lassen und dann hätten sie sich die traurigsten Stücke herausgesucht, ergänzt Gisbert zu Knyphausen. Und so tragen sie – unterstützt durch Streicher – nach zwei Jahren Arbeit den Weltschmerz in den Abend. Auch Titel aus zu Knyphausens eigener Feder („Flugangst“, „Dreh dich nicht um“) mischen sich im neuen Gewand unter.
Ebenfalls ein sitzendes Publikum hat die Chemnitzer Band Blond am Samstag vor sich. Johann Bonitz und die Schwestern Lotta und Nina Kummer nehmen es mit Witz: „Ihr dürft nicht tanzen – aber gegen Aerobic hat keiner was gesagt.“Mit einem Augenzwinkern ermahnen sie, dass aber jeweils nur Arme oder Beine zum Einsatz kommen dürfen. Die Band setzt auf Mut zur Andersartigkeit, wenn sie zunächst in bauschigen Prinzessinenkleidern performt und auch stilistisch macht, wonach ihr ist. Vielleicht ist die experimentierfreudige und nicht ironiefreie Herangehensweise von Blond genau das Richtige, um den Herausforderungen zu begegnen. Denn da scheinen sich Künstler und Besucher einig zu sein, dass alle Versuche, Konzerte möglich zu machen, besser sind als weitere Zeit ohne Live-Auftritte.
Viele der aufgezeichneten Konzerte lassen sich nach wie vor auf
abrufen. 2021 soll das Reeperbahn Festival vom 22. bis 25. September stattfinden, mit etlichen der eigentlich für 2020 geplanten Konzerte. Tickets dafür sind bereits erhältlich. Partnerland soll Südkorea werden.