„Gute Musik wird immer siegen“
Beim Music Export Denmark blickt man optimistisch in die Zukunft
HAMBURG (crw) - Zu Höchstzeiten kamen in früheren Jahren beim Reeperbahn Festival 15 000 Menschen am Tag zusammen, um neue Musik kennenzulernen und sich auszutauschen. Ein besonderer Augenmerk galt dabei dem Schwerpunktland. Auch wenn die pandemiegerechte Umsetzung einen anderen, kleineren Rahmen geboten hat, zieht Thomas Rohde, der als CEO von Music Export Denmark (MXD) das Schwerpunktland Dänemark vertreten hat, eine positive Bilanz.
Herr Rohde, Dänemark war mit recht unterschiedlichen Teilnehmern beim Reeperbahn Festival vertreten – von Rock bis Avantgarde-Techno. Was macht die dänische Musikszene besonders?
Sie haben sich die Frage wohl schon selbst beantwortet – das Schlüsselwort lautet Vielfalt. Die letzte Statistik der dänischen Musikindustrie von 2018 zeigte, dass der Export dänischer Musik zwischen 2012 und 2018 83 Prozent gewachsen ist. Wenn man hinter die Zahlen und das Wachstum blickt, sieht man, dass die Dänen nicht nur in einem sondern in mehreren Genres internationale Erfolge gefeiert haben: Von Underground-Punk und Metal über Indiepop und Rock bis zum kommerziellen Pop und Clubmusic. Iceage, Volbeat, MØ, Lukas Graham, Tina Dico, Trentemøller und Martin Jensen sind nur einige Beispiele davon.
Wie in anderen Ländern sind auch in Dänemark 2020 große Festivals wie Roskilde ausgefallen. Welche Konsequenzen hat dieser Sommer? Mit dem Hilfspaket, das die dänische Regierung gestellt hat, ist bislang kein Festival pleitegegangen. Aber mehrere Festivals waren gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen. Diese Woche hat jeder dritte Mitarbeiter des Roskilde-Festivals seinen Job verloren. Das bricht mir das Herz. Als Kind bin ich 15 Kilometer von Roskilde entfernt aufgewachsen und es hat einen großen Einfluss darauf gehabt, wo ich heute bin.
Wie haben Sie das pandemiegerechte Reeperbahn Festival erlebt? Ich bin seit 2008 jedes Jahr beim Reeperbahn Festival. Das Festival ist eine der wichtigsten Plattformen, um dänische Musik in Deutschland und international voranzubringen. Deshalb war es natürlich hart, das mächtige Reeperbahn Festival so zusammengeschrumpft zu sehen. Aber ich muss auch sagen, dass ich Hamburg hoffnungsvoller verlassen habe. Aus psychologischer Sicht war es sehr wichtig für Künstler und die internationale Musikgemeinschaft, dass es dem Reeperbahn Festival gelungen ist, die Veranstaltung durchzuziehen. So wird die Aufmerksamkeit darauf gelenkt Lösungen für Künstler und Live-Musik zu finden.
Wurden Ihre Erwartungen an das Reeperbahn Festival erfüllt?
Ich bin überzeugt, dass das Festival erneut helfen wird, die Karrieren dänischer Bands in Deutschland und international voranzutreiben. Music Export Denmark wird dazu in etwa einem Monat die Ergebnisse präsentieren.
Haben Sie neue Ideen erhalten, wie man in diesen herausfordernden Zeiten Konzerte ermöglicht?
Ja, das Reeperbahn Festival hat mir viel Input gegeben – und ich bin schon auf die Diskussionen und Schlüsse gespannt, die sich im Nachgang ergeben. Die Veranstalter haben sich jetzt aber erst mal ein paar Tage Erholung verdient, bevor ich und andere Organisationen aus dem Musiksektor sie mit Fragen bombardieren.
Was sind Ihre Hoffnungen für die Zukunft der Musikszene?
Ich bin ziemlich sicher, dass gute Kunst und Musik immer siegen werden und einen Weg zum Publikum finden werden. Ich bin sicher, dass alles wieder gut wird. Ich hoffe jedoch, dass wir diese Krise konstruktiv nutzen. Ich hoffe, sie wird uns ermuntern, so schnell wie menschenmöglich an der Klimakrise und anderen entscheidenden Problemen zu arbeiten. Ich glaube, Menschen und Länder können diese Probleme nur lösen, indem sie ihre Ressourcen bündeln und zusammen an Lösungen arbeiten.