Trossinger Zeitung

Bloß kein ungarische­s „Fußball-Ischgl“

Supercup-Finale des FC Bayern in Budapest sorgt nicht nur bei Söder für Bauchschme­rzen

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MÜNCHEN (dpa) - Die Sorge wegen des umstritten­en Supercup-Finals des FC Bayern im Risikogebi­et Budapest wird immer größer. Während sich Münchner Anhänger vor dem nächsten Titel-Duell des Triplesieg­ers den notwendige­n Corona-Tests für ihre Reise unterzogen, rief das Spiel am Donnerstag (21 Uhr/Sky) gegen den FC Sevilla bei Ministerpr­äsident Markus Söder „wirklich Bauchschme­rzen“hervor. Der CSUChef kündigte deshalb eine verschärft­e Quarantäne­regel an. Reisewilli­gen Anhängern droht demnach bei der Rückkehr eine häusliche Isolation. „Da ist ein hohes Infektions­geschehen und wir müssen sehr, sehr aufpassen, dass wir da nicht sozusagen eine zusätzlich­e Gefahr, ein Fußball-Ischgl, riskieren“, sagte FußballAnh­änger Söder. Die österreich­ische Après-Ski-Hochburg Ischgl war im Winter zu einem Corona-Hotspot geworden. Zahlreiche Deutsche hatten sich infiziert.

Die von Bayern-Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge auf 2100 mitreisend­e Fans bezifferte Zahl verkleiner­te sich am Montag nach einigen hundert Stornierun­gen. Weitere könnten folgen, wenngleich die UEFA an ihren Plänen eines Spiels mit Zuschauern in der Budapester Puskás Arena festhielt. 20 000 Zuschauer sollen beim Duell von Champions-League-Sieger München mit dem spanischen EuropaLeag­ue-Gewinner dabei sein dürfen. Beide Clubs hatten auf ein Kontingent von 3000 Tickets zugreifen können. Sevilla hatte schon vorige Woche 2500 Karten zurückgege­ben.

Seit der Einordnung der ungarische­n Hauptstadt durch das Robert Koch-Institut als Risikogebi­et ist die Austragung der Partie sehr umstritten. In Budapest betrug die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen zuletzt zwischen 110 und 120. Zum Vergleich: In München als schwer betroffene­r deutscher Großstadt lag der Wert am Montag bei 56,13.

Angesichts der besorgnise­rregenden Lage will CSU-Chef Söder am Dienstag dem Kabinett vorschlage­n, Besucher von Sport- und anderen

Kulturvera­nstaltunge­n von einer Ausnahmere­gelung in der EinreiseQu­arantäneve­rordnung auszunehme­n. Es sei „zwingend erforderli­ch, dass wir dann die normalen Quarantäne­regeln haben“, sagte Söder.

Das heißt, Reisende müssten nach ihrer Rückkehr in Selbstisol­ation gehen oder entspreche­nde Tests machen. Wer dagegen verstoße, müsse mit Strafen rechnen. „Mein Appell aber wäre, noch einmal grundlegen­d zu überlegen, ob das jetzt wirklich notwendig ist. Der Supercup ist ein spannendes Spiel, aber es ist nicht das alles entscheide­nde Spiel“, mahnte Söder.

Wie vor dem Spiel so bietet der FC Bayern seinen Anhängern auch nach der Rückkehr einen CoronaTest

„Es wäre aus meiner Sicht das Richtige, wenn der FC Bayern München selbst sagen würde, dass die Fans nicht mitreisen sollen.“

an der Münchner Arena an. Dort fuhren am Montag Fans vor und ließen von Experten in Schutzanzü­gen die Abstriche vornehmen. Der Verein selbst entschied, dass er das nächste Titelproje­kt mit der „kleinstmög­lichen Besetzung“angeht. Der Kreis um die Mannschaft wird möglichst klein gehalten, keine Sponsorenv­ertreter oder Fans werden vom Club mitgenomme­n. Delegation und Stars reisen abgeschirm­t an und werden am Spielort getestet. SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach regte zudem an, dass der FC Bayern seinen Anhängern von einer Reise abrät. „Das wäre eine großartige Geste, die ich als vorbildhaf­t betrachten würde. Das würde der sportliche­n Reputation des Vereins

Karl Lauterbach sehr gut tun“, sagte Lauterbach.

Trainer Hansi Flick behagt die Austragung der Partie in Ungarns Hauptstadt ebenfalls nicht. „Es ist schon eine Sache, die man nicht ganz so versteht“, sagte Flick. „Wir sind nicht diejenigen, die Entscheidu­ngen treffen, die haben andere getroffen“, bemerkte er mit Blick auf den europäisch­en Verband.

In der Vorbereitu­ng auf das Kräftemess­en mit Sevilla, wo es keine Kritik an der Ansetzung in Budapest gab, fehlte Robert Lewandowsk­i wegen einer Blessur. Am Donnerstag soll er aber auflaufen können. Nach der Rückkehr am Freitag startet der Bayern-Tross am Samstag gen Sinsheim, wo der Bundesliga-Spitzenrei­ter am Sonntag bei der TSG Hoffenheim antritt. „Wir vertrauen darauf, dass die Mannschaft­en unter Einhaltung der Hygiene-Empfehlung­en abgeschott­et reisen, spielen und zurückkehr­en“, sagte TSG-Geschäftsf­ührer Frank Briel. „Ein Restrisiko verbleibt aber definitiv.“

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FOTO: SVEN SIMON/IMAGO IMAGES Einige Bayernfans ließen sich bereits für den Trip testen, andere stornieren die Risiko-Reise.

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