Trossinger Zeitung

Umweltschu­tz ist Thema – aber oft nicht zuhause

Fridays For Future beschränkt sich weitgehend auf Gymnasiast­en – Baldenberg­schule bekommt jetzt Energie-Box

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - Eine Kiste voller Wissen und Phänomene rund um das Thema Energie hat die Baldenberg­schule in Spaichinge­n gewonnen. Die „Energie-Box“des Energiever­sorgers ENBW enthält 22 Versuche, die das Energiebew­usstsein der Kinder schulen sollen. (Siehe Info-Kasten) Doch wie ist es mit dem Bewusstsei­n um Energiewen­de und Klimawande­l bei Schülern außerhalb von Gymnasium, Realschule und Fridays for Future eigentlich bestellt?

Im Gymnasium und in der Realschule ist das Thema Energiewen­de und Klimawande­l ja hoch aktuell; vor allem aber wird es dort durch die „Fridays for Future“-Bewegung von den Schülern selbst aktiv vorangetri­eben. Eine Umfrage zum Stichwort „Fridays for Future“in den Lerngruppe­n der Baldenberg­schule ergab für Schulleite­rin Stefanie Paret dagegen ein „ernüchtern­des“Ergebnis, wie sie sagt: „Fridays for Future ist bei fast 100 Prozent kein Begriff“, musste sie feststelle­n. Ein Schüler hat vermutet, das habe etwas mit der Berufsausb­ildung zu tun, nur ein anderer, dass es „was mit der Umwelt“zu tun hat.

Das Gesicht von Greta Thunberg auf Plakaten werde aber gelegentli­ch erkannt: „Die kenn’ ich!“

Ob bei den Kindern ein gewisses Umweltbewu­sststein herrscht, hängt vor allem vom Elternhaus ab, hat Stefanie Paret festgestel­lt. Sie hofft aber auch, dass die Schule umgekehrt über die Kinder Einfluss auf die Eltern nehmen kann. Dass das zumindest in Teilbereic­hen durchaus möglich ist, macht sie an einem Beispiel deutlich: Statt ihr Vesper in Plastikfol­ien oder anderen Wegwerf-Verpackung­en mitzubring­en, wurden die Kinder angehalten, wiederverw­endbare Vesperdose­n zu benutzen. Es habe zwar „eine Weile gedauert“, aber schließlic­h hätten die meisten Eltern ihr Verhalten verändert.

Im Unterricht der Förderschu­len sei Umweltschu­tz Thema etwa in Lehrplan-Blöcken wie „Leben in Verantworu­ng“, „Leben in der globalisie­rten Welt“und „Welt entdecken und gestalten“.

Das Thema Mülltrennu­ng und Müllvermei­dung sei zum Beispiel „bei allen angekommen“, so Paret. Die Schüler sortieren Müll, machen in der Pause das Licht im Klassenzim­mer aus oder achten darauf, beim Lüften die Heizung auszumache­n.

Doch hat das Umweltbewu­sstsein offensicht­lich seine Grenzen, wenn Paret von ihren Schülern hört: „Ich will mal das größte und schnellste Auto haben“oder tolle Ferienreis­en machen. „Das ist dann wohl doch eine Stufe zu hoch, um den Transfer auf das eigene Verhalten zu machen“.

Auch an der Grund- und Hauptschul­e mit Werkrealsc­hule Schillersc­hule war zum Beispiel „Recycling“im vergangene­n Jahr Schulthema, bis in den Kunstunter­richt hinein, wo „Kunst aus Abfall“gestaltet wurde. Allerdings, so Schillersc­hul-Leiter Michael Maurer, würden sich die Schüler von sich aus kaum zu den Themen Umweltschu­tz, Energiewen­de und Klimawande­l informiere­n und engagieren.

Dennoch geht das Ganze keineswegs an ihnen vorbei: „Wenn das Thema im Unterricht angesproch­en wird, wird es schnell leise im Klassenrau­m und es kommen auch Nachfragen“, so Michael Maurer, „aber ich persönlich habe leider den Eindruck, dass das weniger Thema ihres täglichen Lebens ist.“

Viele Schüler hätten auch nicht die Möglichkei­t, daheim eine Tageszeitu­ng zu lesen, weil das in den Familien nicht verankert ist, oder sich woanders seriös zu informiere­n. „Umso mehr ist das für uns an der Schule ein wichtiges Thema“, betont Maurer, „aber“, so setzt er hinzu, „ich habe das Gefühl, dass es nicht ins Leben hinein getragen wird“. Die Schüler seien „sehr interessie­rt an dem Thema, aber manchmal eben auch überforder­t“.

Es fehle unter den Schülern auch jemand, „der das für sich als persönlich­es Anliegen entdeckt und auch andere begeistert“. Solche Begeistere­r und Organisato­ren, die die Dinge selbst in die Hand nehmen, kommen aber auch im Gymnasium vor allem aus der Oberstufe. In der Schillersc­hule sind dagegen die Neuntkläss­ler

etwa 14, 15 Jahre alt und damit relativ jung.

Deshalb fände es Michael Maurer auch „gar nicht schlecht“, wenn die Fridays for Future-Leute aus dem Gymnasium auch mal an die Schillersc­hule kämen, um ihr Anliegen und ihre Aktionen auch den Haupt- und Werkrealsc­hülern näher bringen würden.

„Auf jeden Fall, sehr gerne sogar“, geht Gymnasiast­in Carla Holpp von Fridays for Future (FFF) in Spaichinge­n auf den Vorschlag ein. Es gäbe bei Fridays for Future auch bereits Mitglieder jenseits des Gymnasiums, sagt sie. Doch mache man bislang noch keine aktive Werbung in anderen Schularten.

Allerdings habe es bei FFF schon entspreche­nde Pläne gegeben – „doch dann“, so Holpp, „kam Corona und hat alles gestoppt“. Jedenfalls kann sich Carla Holpp gut vorstellen, dass FFF auch mal an Haupt- und Werkrealsc­hulen zu Gast ist und in einem Vortrag darstellt, was die Bewegung tut – und vor allem, warum sie es tut.

 ?? FOTO: FRANK CZILWA ?? 22 Versuche für junge Entdecker enthält die Energie-Box, die der Energiever­sorger ENBW nach einer Verlosung der Spaichinge­r Baldenberg­schule geschenkt hat. Das Foto zeigt Baldenberg­schüler bei der Übergabe zusammen mit Bürgermeis­ter Markus Hugger (links), Lehrerin Jutta Keil (Zweite von links), Schulleite­rin Stefanie Paret (Zweite von rechts) und Karsten Lüdtke, Kommunalbe­rater der NetzeBW.
FOTO: FRANK CZILWA 22 Versuche für junge Entdecker enthält die Energie-Box, die der Energiever­sorger ENBW nach einer Verlosung der Spaichinge­r Baldenberg­schule geschenkt hat. Das Foto zeigt Baldenberg­schüler bei der Übergabe zusammen mit Bürgermeis­ter Markus Hugger (links), Lehrerin Jutta Keil (Zweite von links), Schulleite­rin Stefanie Paret (Zweite von rechts) und Karsten Lüdtke, Kommunalbe­rater der NetzeBW.

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