Umweltschutz ist Thema – aber oft nicht zuhause
Fridays For Future beschränkt sich weitgehend auf Gymnasiasten – Baldenbergschule bekommt jetzt Energie-Box
SPAICHINGEN - Eine Kiste voller Wissen und Phänomene rund um das Thema Energie hat die Baldenbergschule in Spaichingen gewonnen. Die „Energie-Box“des Energieversorgers ENBW enthält 22 Versuche, die das Energiebewusstsein der Kinder schulen sollen. (Siehe Info-Kasten) Doch wie ist es mit dem Bewusstsein um Energiewende und Klimawandel bei Schülern außerhalb von Gymnasium, Realschule und Fridays for Future eigentlich bestellt?
Im Gymnasium und in der Realschule ist das Thema Energiewende und Klimawandel ja hoch aktuell; vor allem aber wird es dort durch die „Fridays for Future“-Bewegung von den Schülern selbst aktiv vorangetrieben. Eine Umfrage zum Stichwort „Fridays for Future“in den Lerngruppen der Baldenbergschule ergab für Schulleiterin Stefanie Paret dagegen ein „ernüchterndes“Ergebnis, wie sie sagt: „Fridays for Future ist bei fast 100 Prozent kein Begriff“, musste sie feststellen. Ein Schüler hat vermutet, das habe etwas mit der Berufsausbildung zu tun, nur ein anderer, dass es „was mit der Umwelt“zu tun hat.
Das Gesicht von Greta Thunberg auf Plakaten werde aber gelegentlich erkannt: „Die kenn’ ich!“
Ob bei den Kindern ein gewisses Umweltbewusststein herrscht, hängt vor allem vom Elternhaus ab, hat Stefanie Paret festgestellt. Sie hofft aber auch, dass die Schule umgekehrt über die Kinder Einfluss auf die Eltern nehmen kann. Dass das zumindest in Teilbereichen durchaus möglich ist, macht sie an einem Beispiel deutlich: Statt ihr Vesper in Plastikfolien oder anderen Wegwerf-Verpackungen mitzubringen, wurden die Kinder angehalten, wiederverwendbare Vesperdosen zu benutzen. Es habe zwar „eine Weile gedauert“, aber schließlich hätten die meisten Eltern ihr Verhalten verändert.
Im Unterricht der Förderschulen sei Umweltschutz Thema etwa in Lehrplan-Blöcken wie „Leben in Verantworung“, „Leben in der globalisierten Welt“und „Welt entdecken und gestalten“.
Das Thema Mülltrennung und Müllvermeidung sei zum Beispiel „bei allen angekommen“, so Paret. Die Schüler sortieren Müll, machen in der Pause das Licht im Klassenzimmer aus oder achten darauf, beim Lüften die Heizung auszumachen.
Doch hat das Umweltbewusstsein offensichtlich seine Grenzen, wenn Paret von ihren Schülern hört: „Ich will mal das größte und schnellste Auto haben“oder tolle Ferienreisen machen. „Das ist dann wohl doch eine Stufe zu hoch, um den Transfer auf das eigene Verhalten zu machen“.
Auch an der Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Schillerschule war zum Beispiel „Recycling“im vergangenen Jahr Schulthema, bis in den Kunstunterricht hinein, wo „Kunst aus Abfall“gestaltet wurde. Allerdings, so Schillerschul-Leiter Michael Maurer, würden sich die Schüler von sich aus kaum zu den Themen Umweltschutz, Energiewende und Klimawandel informieren und engagieren.
Dennoch geht das Ganze keineswegs an ihnen vorbei: „Wenn das Thema im Unterricht angesprochen wird, wird es schnell leise im Klassenraum und es kommen auch Nachfragen“, so Michael Maurer, „aber ich persönlich habe leider den Eindruck, dass das weniger Thema ihres täglichen Lebens ist.“
Viele Schüler hätten auch nicht die Möglichkeit, daheim eine Tageszeitung zu lesen, weil das in den Familien nicht verankert ist, oder sich woanders seriös zu informieren. „Umso mehr ist das für uns an der Schule ein wichtiges Thema“, betont Maurer, „aber“, so setzt er hinzu, „ich habe das Gefühl, dass es nicht ins Leben hinein getragen wird“. Die Schüler seien „sehr interessiert an dem Thema, aber manchmal eben auch überfordert“.
Es fehle unter den Schülern auch jemand, „der das für sich als persönliches Anliegen entdeckt und auch andere begeistert“. Solche Begeisterer und Organisatoren, die die Dinge selbst in die Hand nehmen, kommen aber auch im Gymnasium vor allem aus der Oberstufe. In der Schillerschule sind dagegen die Neuntklässler
etwa 14, 15 Jahre alt und damit relativ jung.
Deshalb fände es Michael Maurer auch „gar nicht schlecht“, wenn die Fridays for Future-Leute aus dem Gymnasium auch mal an die Schillerschule kämen, um ihr Anliegen und ihre Aktionen auch den Haupt- und Werkrealschülern näher bringen würden.
„Auf jeden Fall, sehr gerne sogar“, geht Gymnasiastin Carla Holpp von Fridays for Future (FFF) in Spaichingen auf den Vorschlag ein. Es gäbe bei Fridays for Future auch bereits Mitglieder jenseits des Gymnasiums, sagt sie. Doch mache man bislang noch keine aktive Werbung in anderen Schularten.
Allerdings habe es bei FFF schon entsprechende Pläne gegeben – „doch dann“, so Holpp, „kam Corona und hat alles gestoppt“. Jedenfalls kann sich Carla Holpp gut vorstellen, dass FFF auch mal an Haupt- und Werkrealschulen zu Gast ist und in einem Vortrag darstellt, was die Bewegung tut – und vor allem, warum sie es tut.