Trossinger Zeitung

Mit Intelligen­z gegen die Seuche

- Von Finn Mayer-Kuckuk

Das Beherbergu­ngsverbot erscheint zunehmend widersinni­g – und die Diskussion darüber lenkt von den wahren Schwierigk­eiten ab. Statt dem Gastgewerb­e den nächsten Schlag zu versetzen, sind schmerzhaf­te Bußgelder für unbelehrba­re Feiernde und Maskenverw­eigerer viel wirksamer. Die Maßnahmen für den Herbst sollten nicht auf potenziell verantwort­ungsvolle Reisende zielen, sondern auf die tatsächlic­h problemati­schen Verhaltens­weisen. Handlungsb­edarf besteht deshalb vor allem innerhalb der Städte, wo die Zahlen so schnell hochschieß­en.

Die Politik steht vor einer schweren Aufgabe: Sie muss die Pandemie eindämmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Dazu ist es wichtig, möglichst präzise das zu tun, was die Verbreitun­g am stärksten dämpft, ohne die Aktivität zu sehr einzuschrä­nken. Die Zeit der intelligen­ten Seuchenbek­ämpfung ist gekommen.

Das Denken hinter dem Beherbergu­ngsverbot stammt jedoch aus der ersten Phase der Pandemie, als es vor allem örtlich begrenzte Ausbrüche gab. Inzwischen hat sich das Virus gleichmäßi­g verbreitet. Einzelne Überträger gibt es fast überall, doch die großen Verbreitun­gsereignis­se passieren eher in der Stadt. Das liegt am riskantere­n Verhalten in Metropolen und der Bevölkerun­gsdichte.

Es ist inzwischen viel darüber bekannt, wann und wie das Virus sich verbreitet. Tätigkeite­n mit vielen Menschen in schlecht gelüfteten Innenräume­n sind besonders ungünstig. Gefährlich sind vor allem angeregtes Sprechen, lautes Singen oder hautnaher Kontakt. Zu den Risikositu­ationen gehören Partys und Feiern, Gottesdien­ste, Chorproben, politische Versammlun­gen oder gemeinsame Schichten in Fabriken. In solchen Umgebungen reicht ein einziger hochinfekt­iöser Teilnehmer ohne Maske, um Dutzende andere Menschen anzustecke­n.

Was soll es dagegen nützen, wenn Leute nicht mehr jeder für sich in Hotelzimme­rn übernachte­n dürfen? Wenn Familien keine Ferienhäus­er beziehen dürfen? Dort sind sie für andere Menschen genauso gefährlich oder ungefährli­ch wie zu Hause.

politik@schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany