Verteidiger werfen Fragen zu Durchsuchung auf
Gerichtsprozess um Clan-Chef Arafat A.-Ch. und Rapper Bushido geht in zweiwöchige Pause
BERLIN (dpa) - Im Prozess gegen den Berliner Clan-Chef Arafat A.-Ch und drei seiner Brüder um mutmaßliche Straftaten zum Nachteil von Rapper Bushido haben Verteidiger weitere Fragen zu einer kürzlich bei dem Hauptangeklagten vorgenommenen Durchsuchung aufgeworfen. So sei zu prüfen, wann und durch wen der Musiker von der Maßnahme unter anderem auf einem Villengrundstück erfahren habe, das Bushido und der Clan-Chef Arafat A.-Ch. vor Jahren gemeinsam erworben hatten. Ob der Rapper seine Zeugenaussage vor dem Landgericht Berlin am nächsten Prozesstag fortsetzen kann, blieb am elften Verhandlungstag am Montag zunächst offen.
Die Verteidiger von Arafat A.-Ch. hatten vor knapp zwei Wochen die Einstellung oder Aussetzung des Verfahrens verlangt. Bei der Durchsuchung am 22. September 2020 seien Notizen fotografiert worden, die Arafat A.-Ch. im laufenden Prozess angefertigt habe und bei denen es sich um Unterlagen zu seiner Verteidigung handele, so die Verteidiger. Ein faires, rechtsstaatliches Verfahren sei unter diesen Umständen nicht mehr gegeben. Das Landgericht hat über den Antrag noch nicht entschieden.
Dem Clan-Chef werden unter anderem versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Drei seiner Brüder sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt. Es sei zu Straftaten gekommen, nachdem Bushido 2017 die Geschäftsbeziehungen aufgelöst habe. Arafat A.-Ch. habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert.
Der 42-jährige Bushido, der mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi heißt, soll bedroht, beschimpft, eingesperrt und mit einer Wasserflasche sowie einem Stuhl attackiert worden sein. Arafat A.-Ch. (44) und Bushido galten einst als Partner im Musikgeschäft. Bushido hatte in seiner vor sechs Wochen begonnenen Zeugenaussage vor Gericht die langjährigen Geschäftsbeziehungen mit dem Clan-Chef mit einer „Zwangsheirat“verglichen. Der Prozess wird nach einer zweiwöchigen Pause am 26. Oktober fortgesetzt.