Kreis als Risikogebiet wird wahrscheinlicher
Tuttlingen nähert sich bei Sieben-Tages-Wert der 50er-Marke – OHG vermeidet Schließung
TUTTLINGEN/SPACHINGEN/TROSSINGEN - Jetzt gilt im Landkreis Tuttlingen die Alarmstufe Rot: Durch die 62 Corona-Infektionen seit Mittwoch – am Montag kamen noch zwölf Fälle dazu – ist der Sieben-Tages-Wert über die Marke von 35 gestiegen. Damit drohen dem gesellschaftlichen Leben im Kreisgebiet erhebliche Einschränkungen. An der Realschule Gosheim sind zwei Klassen in Quarantäne, 15 der 40 Lehrer ebenfalls (siehe Seite Primtal). Auch das Tuttlinger OttoHahn-Gymnasium erlebt turbulente Tage. Fünf Klassen und fast die Hälfte der Lehrer sind in Quarantäne. Eine Schulschließung ist zunächst aber noch kein Thema.
Landrat Stefan Bär hatte es in einem Pressegespräch am Freitag deutlich gemacht: Überschreitet die Sieben-Tages-Quote (Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner) den Wert von 35, wird es Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben geben. In der „kritischen Phase“sind dann bei Veranstaltungen in gemieteten oder öffentlichen Räumen nur noch 50 Personen erlaubt. In privaten Örtlichkeiten sind maximal 25 Menschen „empfohlen“.
Erreicht die Quote der Infektion innerhalb von sieben Tagen den Wert 50 – am Dienstag beträgt der Wert 44,5 – wird der Einschnitt noch heftiger. Dann gilt der Landkreis als Risikogebiet, Veranstaltungen sind nur noch für 25 beziehungsweise zehn Personen erlaubt oder „empfohlen“.
Über die Konsequenzen des erhöhten Infektionsgeschehens will Bär am Dienstag im Gespräch mit den Bürgermeistern der 35 Kreisgemeinden reden und bestenfalls beschließen. Und der Landrat ist zuversichtlich, dass man eine einheitliche Lösung hinkriegen werde. „Ich spüre großes Verständnis bei den Bürgermeistern“, sagt er. Wie die Konsequenzen aussehen könnten, darüber hüllte sich das Landratsamt in Schweigen. In einer für Dienstag einberaumten Pressekonferenz will Bär ab 15 Uhr Auskunft geben.
Besonders heftig ist das OttoHahn-Gymnasium von den neuen Corona-Fällen betroffen. Fünf Klassen – zwei fünfte, zwei siebte und eine neunte – stehen unter Quarantäne. Wobei der Ausschluss der neunten Klasse vom Präsenzunterricht nicht auf die Hochzeit in einer Kreisgemeinde, sondern auf einen Reiserückkehrer
zurückzuführen ist.
Deutlich erheblicher ist für die Bildungseinrichtung aber der zwischenzeitliche Ausschluss der Lehrer: 32 Lehrkräfte müssen ebenfalls in Quarantäne zu Hause bleiben. „Da fällt es nicht schwer, zu verstehen, warum wir uns überlegt haben, zuzumachen“, sagt OHG-Schulleiter Georg Schwarz.
Dazu wird es – obwohl fast die Hälfte der Lehrer nicht vor Ort am OHG ist – nicht kommen. „Wir haben intensiv geplant und eine Organisationsform gefunden. Eine Schulschließung ist kein Thema mehr“, meint Schwarz. Klar ist: Es können nicht mehr alle Schüler im Präsenzunterricht
beschult werden. Die fünf Klassen in Quarantäne sowie im Wechsel andere Klassen werden wieder Fernunterricht machen müssen. Dabei sollen aber nach Stundenplan alle Inhalte vermittelt werden. „Wenn es klappt. Das ist jetzt schon ein Riesen-Projekt“, sagt der Schulleiter.
Insgesamt ist der OHG-Rektor aber zuversichtlich, dass alle Schüler daheim erreicht werden. „Die Familien haben die technischen Voraussetzung mit einem entsprechenden Endgerät und Wlan.“Mit Ausnahme der neuen Fünftklässler seien alle anderen Schüler in den Abläufen seit dem Frühjahr geübt. „Für die Kinder ist die Videokonferenz nichts Neues und sie wissen auch, wo sie die Dateien finden.“Wenn einer Familie doch mal ein Laptop fehlen sollte, könne das OHG aushelfen. „Wir haben noch Geräte übrig“, sagt Schwarz. Er ist überzeugt, dass sich die Situation im Laufe der Woche verbessert. Weil die Lehrer nur zu den Kontaktpersonen zweiten Grades (KP2) zählen, könnten sie nach einem negativen Test wieder zur Arbeit erscheinen.
Antworten zu Fragen nach den Tests bei Schülern und Lehrern beziehungsweise von den Hochzeitsgästen sowie den Ergebnissen verweigerte das Landratsamt mit Hinweis auf die geplante Pressekonferenz am Dienstag.