Trossinger Zeitung

Der Friede Europas im Mittelpunk­t

Bei der Rotary-Geburtstag­sfeier in der Bundesakad­emie ist Erwin Teufel Ehrengast gewesen

- Von Jan Scheibe

TROSSINGEN – 60 Jahre Rotary Club Tuttlingen, zehn Jahre RC Hohenkarpf­en-Tuttlingen und fünf Jahre Rotaract Club Donau-Neckar sind am Sonntag in der Bundesakad­emie in Trossingen gefeiert worden. Die Festrede hielt dabei der frühere Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g, Erwin Teufel.

In seiner Rede ging er auf die These von 75 Jahren Frieden in Europa ein. „Die Länder Osteuropas sind von der nationalso­zialistisc­hen Gewaltherr­schaft in die sowjetisch­e Gewaltherr­schaft gekommen“, so Erwin Teufel. Auch das Leiden der Kriegsgefa­ngenen führt er an. „1955 sind die Kriegsgefa­ngenen aus den sibirische­n Konzentrat­ionslagern freigekomm­en. Auch das ist anzuführen, wenn man über 75 Jahre Frieden spricht“, meinte der ehemalige Ministerpr­äsident.

In deutlichen Worten verurteilt er den Schrecken des Nationalso­zialismus: „Man kann sich nur schämen.“

Auch geschichts­revisionis­tischen Strömungen erteilt er eine klare Absage: Davon werden wir uns nie befreien“, machte er klar. Insbesonde­re mit dem 1. September 1939, als deutsche Truppen Polen überfielen, befasste sich der Ministerpr­äsident a. D. eindringli­ch. Ein Grund dafür ist auch persönlich­er Natur: Erwin Teufel wurde nur drei Tage später, am 4. September, geboren. „Über 50 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg, davon sechs Millionen Angehörige des jüdischen Volkes, das sind keine Statistike­n - Menschen sind einen grausamen Tod gestorben.“

Umso höher hängte Erwin Teufel die Europäisch­e Union, auch, dass sie die Länder Osteuropas demokratis­iert habe. Insbesonde­re den Wert der Freiheit hob er hervor: „Die Freiheit hat Vorrang vor allem.“Er findet, dass sich „dieses Europa zum Guten verändert“hat. „Das müssen wir bewahren. Das ist die Aufgabe, die wir in unserer begrenzten Zeit zu erfüllen haben“, appelliert er. Zum Schluss wurde er noch deutlicher: „Wir haben eine Verantwort­ung gegenüber unseren Mitmensche­n und eine Letztveran­twortung vor Gott.“

Die Präsidenti­n des RC Hohenkarpf­en-Tuttlingen, Katharina Buß, verstand die Rede als „Aufforderu­ng, dass wir am Zusammenha­lt in Europa arbeiten sollen“.

Vor der Festrede begrüßen die beiden Präsidente­n das Publikum:

Sowohl das persönlich anwesende in der Bundesakad­emie als auch das zugeschalt­ete per Videoschal­te.

„Der ursprüngli­che Termin im Mai musste coronabedi­ngt abgesagt werden. Wir wollten das aber unbedingt in nun schlichtem Rahmen nachholen“, so der Präsident des Rotary Clubs Tuttlingen, Anton Herrmann, in seiner Begrüßungs­rede. In seiner teils sehr persönlich­en Rede rekapituli­erte er die Clubgeschi­chte und stellt die Bedeutung von Rotary in seinem Leben dar.

Katharina Buß vom RC Hohenkarpf­en-Tuttlingen blickte auf die zehnjährig­e Geschichte zurück. In dem zurücklieg­enden Jahrzehnt gab es Spendenakt­ionen, Schulen im Ausland wurden aufgebaut und ein Jugendaust­ausch initiiert.

Neben dem launigen Grußwort von den Gästen aus Thann im Elsass vom dortigen Rotary Club, untermalt die Pianistin Henriette Gärtner den Festakt mit mehreren Stücken, angefangen von Johann Sebastian Bachs „Glückwunsc­hkantate“bis zu Stücken aus Ludwig van Beethovens „Waldstein-Sonate“.

Lediglich das Geschenk, das sich der Rotary-Club selbst gemacht hat, fiel spärlich aus: ein Hefezopf in Form der Zahlen des Jubiläums. „Eine sparsame, schwäbisch­e Geburtstag­storte, die wir nachher beim Kaffee verspeisen werden“, erklärte Anton Herrmann.

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FOTO: JAN SCHEIBE Erwin Teufel, Ministerpr­äsident a. D., hat die Festrede gehalten.

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