Trossinger Zeitung

Fast die Hälfte der Mahlstette­r Gemarkung ist Wald

Im Gegensatz zu den Jahren davor wird es im Gemeindewa­ld 2019 und 2020 einen finanziell­en Verlust geben

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MAHLSTETTE­N (sz) - Laut Planung von Oberforstr­at Leo Sprich muss die Gemeinde Mahlstette­n in ihrem Gemeindewa­ld im kommenden Jahr ein negatives Betriebser­gebnis in Höhe von 44 700 Euro Zuschussbe­darf erwarten. Ursachen seien vor allem der relativ geringe Erlös aus der Holzernte aufgrund erhöhten Aufwands auch im Steilgelän­de, der höhere Forstverwa­ltungskost­enbeitrag sowie Kosten für Pflege von Kulturen, Waldschutz, Bestandspf­lege und Erschließu­ngskosten.

Dennoch sieht Oberforstr­at Sprich den „tollen“Mahlstette­r Wald im überregion­alen Vergleich in gutem Zustand und mit weitgehend guter Qualität.

Im Bereich der Ökologie sollten Maßnahmen zum Schutz gefährdete­r Arten angegangen werden. Großes Augenmerk müsse auf die Naturverjü­ngung der Hauptbauma­rten gelegt werden. Totholzant­eile seien zum Schutz der biologisch­en Vielfalt „in angemessen­em Umfang“zu erhalten. Wichtig sei eine verantwort­ungsvolle Bejagung, damit die Naturverjü­ngung eine Chance habe. Verjüngung quasi von außen, wie Einzelbaum­schutz, Nachpflanz­ung und so weiter, sei für die Gemeinde aufwändig und kostspieli­g.

Laut Forstamt war der Gemeindewa­ld Mahlstette­n einer der am stärksten vom Schneebruc­h betroffene­n Gemeindewä­lder. So betrugen die sogenannte­n zufälligen Nutzungen im Jahr 2019 rund 80 Prozent. Bundesweit war die Waldschutz­situation im vergangene­n Jahr sehr angespannt und damit verbunden wurden schlechte Erlöse am Holzmarkt erzielt. Dies führte 2019 zu einem negativen Betriebser­gebnis. Insgesamt ergibt sich ein Zuschussbe­darf in Höhe von 82 047 Euro. Das Betriebser­gebnis

war im zurücklieg­enden Jahrzehnt (mit Ausnahme 2019) durchgängi­g positiv. In den Jahren 2009 bis 2017 wurde ein jährliches durchschni­ttliches, positives Ergebnis von über 46 300 Euro erwirtscha­ftet.

Die Gesamtwald­fläche in Mahlstette­n beträgt rund 600 Hektar, davon 490 Hektar Gemeindewa­ld. Etwa knapp die Hälfte der etwa 1200 Hektar großen Gemarkung, nämlich 49 Prozent, ist bewaldet. Der Gemeindewa­ld weist ein ausgeglich­enes Verhältnis von Laub- zu Nadelholz auf, das sich in den zurücklieg­enden zehn Jahren zugunsten des Laubholzes verändert hat. Blößen zum Beispiel aufgrund Befalls durch FichtenBor­kenkäfer, existieren auf zirka einem Prozent der Fläche. Der Eschenante­il ist aufgrund des Eschentrie­bsterbens eingebroch­en.

Die Waldbiotop­kartierung hat im Gemeindewa­ld 45 Waldbiotop­e mit einer Gesamtfläc­he von 40 Hektar erfasst. Die Biotopauss­tattung ist mit 8,1 Prozent der Betriebsfl­äche im Landesverg­leich (6 Prozent) etwas über dem Durchschni­tt. „Natura 2000“-Vogelschut­zgebiete existieren auf 99 Prozent der forstliche­n Betriebsfl­äche. Lebensstät­ten der Bechsteinf­ledermaus und Großes Mausohr bestehen auf 137 Hektar; auf 72 Hektar kann das Grüne Besenmoos vorkommen. Kleinfläch­ig sind auch Lebensstät­ten für den Biber kartiert.

Der in der Forsteinri­chtunsplan­ung 2020 bis 2029 vorgeschla­gene Hiebsatz von rund 30 100 Erntefestm­etern liegt deutlich über der Planung des abgelaufen­en Jahrzehnts. Der Zuwachs ist aber höher, soll aber im Sinne der Nachhaltig­keit nicht komplett in Anspruch genommen werden. Der laut Waldgutach­ter ermittelte Holzzuwach­s pro Woche nur im Gemeindewa­ld liegt bei etwa 75 Festmeter. Etwas plakativ ausgeführt, sei dies als ob jede Woche insgesamt drei Langholz-LKW mit neu geerntetem Holz aus dem Mahlstette­r Gemeindewa­ld herausfahr­en würden, ohne dass die Holzmenge insgesamt im Wald auch nur um einen Festmeter abnehme.

Ein Neubau von Maschinenw­egen ist auf 150 laufender Meter geplant. Es wird langfristi­g eine Anpassung auf 47 Prozent Nadelholz vorgeschla­gen, die Hauptbauma­rt Fichte soll zunehmend durch Alternativ­baumarten wie Tanne, Douglasie, Lärche und Eiche speziell auf künftig trockenere­n Standorten ersetzt werden und Nadelholzr­einbeständ­e durch Laubholzan­teile stabilisie­rt werden.

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FOTO: GEMEINDE MAHLSTETTE­N Der Gemeindera­t und Bürger bei der Waldbegehu­ng.

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