Ausstellung erinnert an Deportation von Pflegeheim-Bewohnern
Geschichte soll weiter erforscht werden – Gedenkstein oder Denkmal ist geplant
GEISINGEN - Mit einer Gedenkfeier ist die Ausstellung „Verlegt nach unbekannt“am vergangenen Donnerstag in Geisingen eröffnet worden. Die Ausstellung thematisiert die Deportation und Tötung von Bewohnern des Pflegeheims durch Nationalsozialisten. 80 Jahre liegt die erste Deportation aus Geisingen nun zurück. Die Ausstellung soll an diese Geschichte erinnern.
Aufgrund der Corona-Auflagen war der Gottesdienst und die Gedenkfeier in der Personenanzahl begrenzt und fand in der katholischen Pfarrkirche statt. An dem Gottesdienst, den Pfarrer Adolf Buhl und Gemeindereferent Benno Nestel von der katholischen sowie Pfarrer Thomas Gerold und Pfarrerin Petra Stromberg von der evangelischen Kirche zelebrierten, nahmen auch einige Angehörige teil.
Bürgermeister Martin Numberger, der stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbandes ist, betonte, dass dieser Tag an die Toten erinnern und Mahnung sein solle, dass so etwas nicht mehr passieren darf. Wir würden in der Zeit des Generationswechsels leben und es sei wichtig, auch den jüngeren Generationen, die diese Zeiten nicht erlebt haben, zu vermitteln, wie man mit der Geschichte umgeht. „Die Bewohner des Pflegeheims sind ein Teil der Stadt und wir müssen die Erinnerungen wachhalten. Nicht aus Schuld, sondern vor allem als eine Identifikation mit den Opfern und Angehörigen“, so Numberger.
Menschen seien damals zu Nummern geworden, so Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-BaarKreises sowie Vorsitzender des Zweckverbandes. Es soll an die Personen erinnert werden, die abtransportiert, ermordet oder auch in andere Heilanstalten gebracht wurden. Ebenfalls gravierend sei die gesteuerte Unter- und Mangelernährung gewesen, verbunden mit einer Überbelegung der Heime. Weitere 400 Menschen fande deshalb den Tod.
Hinterseh hegte außerdem Kritik an der damaligen Verwaltung, die aktiv mitgewirkt habe. Er hätte sich außerdem gewünscht, dass bereits in den ersten Nachkriegsjahren die Geschichte aufgearbeitet worden wäre und man die Schuld eingestanden hätte. Aber es habe nur ein Schweigen gegeben – auch in der Verwaltung des Heimes.
In den vergangenen vier Jahrzehnten wurde das Heim baulich und inhaltlich runderneuert. Der Zweckverband hat sich zur Aufgabe gemacht, dauerhaft an die Opfer zu erinnern. Die Geschichte soll weiter erforscht werden, aber auch ein Gedenkstein oder ein Denkmal soll errichtet werden. Kreisarchivar Clemens Joos hielt einen ausführlichen Vortrag: akribisch aufgearbeitete Geschichten, die die Anwesenden rührten.