Trossinger Zeitung

Ausstellun­g erinnert an Deportatio­n von Pflegeheim-Bewohnern

Geschichte soll weiter erforscht werden – Gedenkstei­n oder Denkmal ist geplant

- Von Paul Haug

GEISINGEN - Mit einer Gedenkfeie­r ist die Ausstellun­g „Verlegt nach unbekannt“am vergangene­n Donnerstag in Geisingen eröffnet worden. Die Ausstellun­g thematisie­rt die Deportatio­n und Tötung von Bewohnern des Pflegeheim­s durch Nationalso­zialisten. 80 Jahre liegt die erste Deportatio­n aus Geisingen nun zurück. Die Ausstellun­g soll an diese Geschichte erinnern.

Aufgrund der Corona-Auflagen war der Gottesdien­st und die Gedenkfeie­r in der Personenan­zahl begrenzt und fand in der katholisch­en Pfarrkirch­e statt. An dem Gottesdien­st, den Pfarrer Adolf Buhl und Gemeindere­ferent Benno Nestel von der katholisch­en sowie Pfarrer Thomas Gerold und Pfarrerin Petra Stromberg von der evangelisc­hen Kirche zelebriert­en, nahmen auch einige Angehörige teil.

Bürgermeis­ter Martin Numberger, der stellvertr­etender Vorsitzend­er des Zweckverba­ndes ist, betonte, dass dieser Tag an die Toten erinnern und Mahnung sein solle, dass so etwas nicht mehr passieren darf. Wir würden in der Zeit des Generation­swechsels leben und es sei wichtig, auch den jüngeren Generation­en, die diese Zeiten nicht erlebt haben, zu vermitteln, wie man mit der Geschichte umgeht. „Die Bewohner des Pflegeheim­s sind ein Teil der Stadt und wir müssen die Erinnerung­en wachhalten. Nicht aus Schuld, sondern vor allem als eine Identifika­tion mit den Opfern und Angehörige­n“, so Numberger.

Menschen seien damals zu Nummern geworden, so Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwal­d-BaarKreise­s sowie Vorsitzend­er des Zweckverba­ndes. Es soll an die Personen erinnert werden, die abtranspor­tiert, ermordet oder auch in andere Heilanstal­ten gebracht wurden. Ebenfalls gravierend sei die gesteuerte Unter- und Mangelernä­hrung gewesen, verbunden mit einer Überbelegu­ng der Heime. Weitere 400 Menschen fande deshalb den Tod.

Hinterseh hegte außerdem Kritik an der damaligen Verwaltung, die aktiv mitgewirkt habe. Er hätte sich außerdem gewünscht, dass bereits in den ersten Nachkriegs­jahren die Geschichte aufgearbei­tet worden wäre und man die Schuld eingestand­en hätte. Aber es habe nur ein Schweigen gegeben – auch in der Verwaltung des Heimes.

In den vergangene­n vier Jahrzehnte­n wurde das Heim baulich und inhaltlich runderneue­rt. Der Zweckverba­nd hat sich zur Aufgabe gemacht, dauerhaft an die Opfer zu erinnern. Die Geschichte soll weiter erforscht werden, aber auch ein Gedenkstei­n oder ein Denkmal soll errichtet werden. Kreisarchi­var Clemens Joos hielt einen ausführlic­hen Vortrag: akribisch aufgearbei­tete Geschichte­n, die die Anwesenden rührten.

 ?? FOTO: PAUL HAUG ?? Eine Ausstellun­g über die Deportatio­n von Heimbewohn­ern sowie der weiteren systematis­chen Unterernäh­rung der Heimbewohn­er bis 1947 wurde in Geisingen eröffnet. Die Ausstellun­g ist in der evangelisc­hen Markuskirc­he in Geisingen noch bis zum 25. Oktober geöffnet.
FOTO: PAUL HAUG Eine Ausstellun­g über die Deportatio­n von Heimbewohn­ern sowie der weiteren systematis­chen Unterernäh­rung der Heimbewohn­er bis 1947 wurde in Geisingen eröffnet. Die Ausstellun­g ist in der evangelisc­hen Markuskirc­he in Geisingen noch bis zum 25. Oktober geöffnet.

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