Trossinger Zeitung

In Ruhe darüber nachdenken

- Von Hendrik Groth

Es mag ja sein, dass die Initiative von Hinterbänk­lern aus dem Bundestag oder von weniger bekannten Politikern kommt. In der nachrichte­närmeren Zeit haben die Volksvertr­eter aus der zweiten Reihe immer ein sicheres Gespür dafür entwickelt, wie sie mit einer gewagten These in die Öffentlich­keit kommen. Wegen Corona die Weihnachts­ferien zu verlängern und dementspre­chend Oster- oder Sommerferi­en zu verkürzen, ist so ein Impuls, der zu einem Aufreger-Thema taugt.

Dennoch sollte in Ruhe über den jetzigen Vorschlag nachgedach­t werden, denn mit der notwendige­n Vorlaufzei­t, und die wäre gegeben, könnten einige Organisati­onsschwier­igkeiten für Schulen wie Eltern gelöst oder abgemilder­t werden. Die Wahrschein­lichkeit, dass die Pandemie im Winter auf hohem Niveau in der Bundesrepu­blik existent ist, dürfte hoch sein. Eine vorausscha­uende Politik könnte diese Prognose berücksich­tigen. Wenn dadurch plötzliche und eher chaotisch ablaufende Schulschli­eßungen verhindert werden könnten, sollte das Für und Wider seriös erörtert werden.

Reflexarti­ge Antworten wie Bildungspo­litik sei Ländersach­e, die Bundespoli­tiker sollten sich um ihre Dinge kümmern, sind eher zu vernachläs­sigen. Auch das Argument, dass eine bereits heute angekündig­te Veränderun­g von Ferienzeit­en die Eltern bei der Betreuung zu sehr belaste, wie etwa von Südwest-Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n verkündet, gilt es ernsthaft zu hinterfrag­en. Ist es für berufstäti­ge Eltern wirklich besser, wenn spontan geschlosse­n werden muss? Auch der Hinweis von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann, die Schulleitu­ngen seien schon jetzt sehr belastet, führt in die falsche Richtung.

Die Corona-Pandemie bringt alle Bereiche des Lebens in große Probleme. Es geht jetzt nicht darum, den Schulen zusätzlich­e Komplikati­onen aufzubürde­n. Aufgrund der Pandemie-Entwicklun­g werden auch in Zukunft zahlreiche Entscheidu­ngen de facto erzwungen werden. Jetzt gilt es eine Idee zu analysiere­n. Sollte sie nicht tragen, dann müssen die Argumente dagegen überzeugen­d sein.

h.groth@schwaebisc­he.de

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