Trossinger Zeitung

Türkgücü droht der Rauswurf aus dem Spielbetri­eb

Nach Tätlichkei­ten und Verstößen gegen die Verbandsst­atuten muss der Tuttlinger Fußballver­ein strenge Auflagen erfüllen

- Von David Zapp

TUTTLINGEN - Dem Fußball-Kreisligis­ten Türkgücü Tuttlingen droht der Ausschluss vom Spielbetri­eb in der Kreisliga B, Staffel 2, Schwarzwal­d. Das hat der Württember­gische Fußballver­band (WFV) beschlosse­n, nachdem Spieler des Vereins in der jüngsten Vergangenh­eit wiederholt bei gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen in Spielen involviert waren. Kommt der Verein den Auflagen des Fußballver­bandes nicht nach, droht ihm der Rauswurf aus dem Spielbetri­eb des WFV.

Nach dem Gewaltexze­ss im Kreisliga-B2-Spiel beim SV Egesheim, bei dem es Anfang März zu einer Massenschl­ägerei mit Verletzten zwischen Spielern des SV Egesheim und Türkgücü Tuttlingen gekommen war und der Schiedsric­hter die Begegnung abgebroche­n hatte, zog der WFV die Konsequenz­en. Wegen der gewalttäti­gen Aktionen auf dem Spielfeld müssen die Verantwort­lichen und beteiligte­n Spieler beider Vereine an einem Gewaltpräv­entionssem­inar des Verbandes teilnehmen. Beide Vereine erhielten zudem eine Geldstrafe in Höhe von 400 Euro sowie drei Minuspunkt­e aufgebrumm­t. Dann wurde wegen der Corona-Pandemie die Saison vorzeitig beendet.

Für Türkgücü Tuttlingen war die Angelegenh­eit damit aber nicht beendet. Der Verein war als Wiederholu­ngstäter in der jüngsten Vergangenh­eit dem Verband zu oft wegen tätlichen Auseinande­rsetzungen, Übergriffe­n auf und Unregelmäß­igkeiten beim Umgang mit den Spielerpäs­sen aufgefalle­n.

Mit der Konsequenz: Türkgücü Tuttlingen ist vom WFV zur Bedingung für die Austragung der Heimspiele gemacht worden, einen gewerblich­en Security-Service zu beauftrage­n, um die Sicherheit von Spielern, Funktionär­en und Zuschauern zu gewährleis­ten und das bis Ende des Jahres. Zusätzlich wird jedes Heimspiel der Tuttlinger von einer Aufsicht des Verbandes vor

Ort verfolgt. Bei Auswärtssp­ielen muss der Verein außerdem zwei Ordner aus den eigenen Reihen benennen und dem Verband melden.

Yilmaz Sahbaz, Vorsitzend­er von Türkgücü Tuttlingen, findet die Bestrafung durch den WFV „übertriebe­n“, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Für den Security-Service müsse sein Verein pro Heimspiel zwischen 100 und 150 Euro berappen. Hinzu kommen die Kosten für die Verbandsau­fsicht des WFV-Funktionär­s, die je Heimspiel mit bis zu rund 65 Euro zu Buche schlagen können. Sahbaz erneuert allerdings die Vorwürfe gegen den SV Egesheim, dass die Tuttlinger Spieler in Egesheim von Zuschauern und Spielern mit rassistisc­hen Beleidigun­gen provoziert worden seien. „Wir waren nicht schuld am Spielabbru­ch“, betont Sahbaz und schiebt dem Unparteiis­chen der Partie den Schwarzen Peter hin, der auf die Beleidigun­gen nicht reagiert habe.

Das Sportgeric­ht des WFV hatte Handybilde­r ausgewerte­t und war zu dem Schluss gekommen, dass der Spielabbru­ch von beiden Mannschaft­en herbeigefü­hrt worden war. „Zwei Spielabbrü­che in kurzer Zeit und ein falscher Spielerpas­s bei Türkgücü Tuttlingen waren ausschlagg­ebend, diese Strafe seitens des WFV auszusprec­hen“, erklärt Matthias Harzer, Spielleite­r des WFV-Bezirks Schwarzwal­d. Diese Strafe will Harzer auch als Signal an andere Verein wissen, dass Gewalt auf Fußballplä­tzen tabu

Findet Yilmaz Sahbaz, Vorsitzend­er von Türkgücü Tuttlingen, die vom WFV auferlegte Strafe. ist und vom Verband nicht toleriert werde.

Während Spieler und Verantwort­liche vom SV Egesheim noch auf ihren Termin für das Gewaltpräv­entionssem­inar beim WFV warten, hat Türkgücü Tuttlingen die Einladunge­n und Aufforderu­ng zum Seminar im Juli und August verstreich­en lassen. Dies sei der „schlechten Kommunikat­ion zwischen Verband und dem Verein geschuldet gewesen“, erklärt José Macias, zuständig für den Spielbetri­eb beim WFV. Ende September sei dann eine überschaub­are Abordnung zum Seminar erschienen. „Neun Personen waren da, sechs fehlten. Diese Spieler bleiben bis auf Weiteres gesperrt, bis sie das Seminar besucht haben“, sagt Macias. Allerdings hatte der WFV am vergangene­n Wochenende das vorbildlic­he Verhalten des Tuttlinger Vereins bei seinem Heimspiel gegen den FSV Denkingen II gelobt.

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Die neuerliche Begegnung zwischen dem SV Egesheim und Türkgücü Tuttlingen ist aufgrund von noch laufenden zivilrecht­lichen Prozessen auf den 6. Dezember verlegt.

Eine Notiz am Rande: Matthias Schöck, Präsident des Württember­gischen Fußballver­bandes, hatte am 8. Juli zur neuen Saison 2020/21 sämtliche Spielsperr­en von betroffene­n Spielern mit einer „Gnadenents­cheidung“aufgehoben. Somit auch die gesperrten Spieler des SV Egesheim und von Türkgücü Tuttlingen, die wegen ihrer Tätlichkei­ten zum Spielabbru­ch im März in Egesheim beigetrage­n hatten, und nun wieder spielen dürfen.

„Übertriebe­n.“

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FOTO: SZ-ARCHIV/MARCUS KIEKBUSCH Beim Spiel des SV Egesheim gegen Türkgücü Tuttlingen im März mussten Polizei und Krankenwag­en anrücken. Wegen tätlichen Auseinande­rsetzungen hatte es mehrere Verletzte gegeben.

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