Vertrauen verspielt
Das Vertrauen ist weg. Agrarminister Peter Hauk hat es selbst verspielt. Nach der aufgedeckten Tierquälerei 2018 in einem Schlachthof in Tauberbischofsheim hat er sich als Anwalt der Tiere und rigoroser Aufklärer präsentiert. Alle 40 größeren Schlachthöfe im Land hat er umfassend kontrollieren lassen. 2019 dann das Ergebnis: Alles im grünen Bereich, so der Minister. „Der Tierschutzgedanke ist in unserer Gesellschaft fest verankert. Gerade in so einem sensiblen Bereich wie bei der Schlachtung gibt es kein Vertun“, verkündete er.
Nun zeigt sich: Das war nicht einmal die halbe Wahrheit – die gab Hauk nur sehr langsam und in homöopathischen Dosen preis. Ein ganzes Jahr, einen weiteren Schlachthof-Skandal und viel Druck von außen hat es gebraucht, bis er die Details der Kontrollen von 2018 offengelegt hat. Gelogen hat Hauk dabei nicht. Bis zuletzt hat er lediglich gesagt, dass es in keinem Schlachthof ein offensichtliches Fehlverhalten im Umgang mit den Tieren gab. Was er verschwieg: Fast in jedem Betrieb verzeichneten die Kontrolleure Missstände, die zu Tierleid führten – die Hauk aber schlicht als bauliche Mängel zusammenfasste. Fakt ist aber: Wenn eine Sau nicht ordentlich betäubt ist, dann leidet sie beim Schlachten.
Die gute Nachricht: Die meisten Mängel an fast allen Schlachthöfen sind inzwischen beseitigt. Nicht so in Gärtringen, wo es laut dem nun vorgelegten Bericht zu besonders gravierenden Mängeln bei der Betäubung kam. Und zwar bis zu dessen Schließung im September. Ausgerechnet über diesen Betrieb hat Hauk im April seine schützende Hand gelegt, als er persönlich ein Zwangsgeld stoppte, das das Landratsamt verhängen wollte.
Hauks Agieren ist inakzeptabel – und zeigt die Schwäche derer, die ihn kontrollieren sollten. Der grüne Koalitionspartner hat sich ein Jahr lang mit Pauschalaussagen zum Zustand der Schlachthöfe abspeisen lassen. Und die Opposition aus SPD und FDP hat einen Untersuchungsausschuss wegen eines Expo-Pavillons in der Wüste eingesetzt, statt sich um systematische Verstöße gegen den Tierschutz zu kümmern.
k.ballarin@schwaebische.de