Spiel mit der Uhr
Am Anfang der gegenwärtigen Uhrumstellung hat die Ölkrise in den 1970er-Jahren gestanden. In Europa wuchs der Druck, eine Sommerzeit einzuführen. Dahinter stand die Überzeugung, durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie sparen zu können. Weil Frankreich und andere europäische Staaten vorgeprescht waren, wurde am 6. April 1980 auch in der Bundesrepublik und der DDR die Sommerzeit eingeführt.
Über Sinn und Unsinn dieser Uhrumstellung ist seitdem immer wieder gestritten worden. Als einschneidend in dieser Auseinandersetzung hat sich 2018 eine EU-weite Online-Umfrage erwiesen. Es gab 4,6 Millionen Rückmeldungen. In 84 Prozent von ihnen wurde das Ende der Umstellung verlangt. Sie gehöre abgeschafft, verkündete darauf der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Er ergänzte, dass die meisten Teilnehmer die Sommerzeit auch im Winter wollten.
Im März 2019 votierte das Europaparlament mit deutlicher Mehrheit dafür, die Umstellung 2021 abzuschaffen. Doch nun liegt der Ball bei den Regierungen, die die Frage klären müssen, ob sie die dauerhafte Sommer- oder Winterzeit wollen. Am Ende müssten die Mitgliedsstaaten entscheiden. Doch dazu wird es so bald nicht kommen. Von EU-Diplomaten hieß es diese Woche, dass das Thema während der laufenden deutschen Ratspräsidentschaft nicht mehr groß diskutiert werde. Es gebe sehr viele andere Themen, die drängender seien als die Zeitumstellung.
Die deutsche Regierung hat sich nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums noch nicht entschieden, ob sie eine dauerhafte Sommer- oder Winterzeit bevorzugt. „Aus Sicht der Bundesregierung ist es wichtig, Zeitinseln zu verhindern und einen harmonisierten Binnenmarkt zu gewährleisten“, teilt das Ministerium mit. (sz)