Digitalisierung: Region ist gut aufgestellt
IHK stellt Ergebnisse einer Studie vor – Starke Wirtschaft treibt Entwicklung voran
TUTTLINGEN - Prozesse optimieren, produktiver produzieren und Kosten senken: Die Unternehmen aus dem Bereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-BaarHeuberg sehen in der Digitalisierung große Chancen für ihre Geschäftsmodelle in der Zukunft. Das macht eine Studie der IHK deutlich.
Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen – 491 haben sich bei der IHK zurückgemeldet – glauben, dass in der Produktion die Anlagen effektiver genutzt werden könnten. Deutschlandweit sind es nur 40 Prozent. Deshalb streben auch 80 Prozent der Firmen aus der Region (70 Prozent in Deutschland) nach Innovationen, bilden zu 90 Prozent ihre Mitarbeiter weiter (75 Prozent in Deutschland).
Vor allem auf die digitale Kompetenz wird dabei geachtet. Der Unterschied zum Rest der Republik (35 Prozent) ist mit 68 Prozent schon erheblich. „Beim Stand der Digitalisierung ist die Region durchweg gut aufgestellt“, sagt Thomas Wolf, Geschäftsbereichsleiter Innovation und Technologie bei der IHK. Dies liege vor allem daran, dass die Region um VillingenSchwenningen, Rottweil und Tuttlingen sehr industriell geprägt sein. „Das pusht natürlich“, meint Wolf.
Er geht davon aus, dass die Daten, die Mitte des vergangenen Jahres erhoben worden sind, noch ihre Gültigkeit haben. Um die Vor-CoronaUmfrage abzusichern, werde momentan noch einmal die Meinung der Firmen abgefragt. „Wir stellen die gleichen Fragen wie vorher. Dann sehen wir, wie sich die Situation entwickelt“, erklärt der IHK-Verantwortliche. Eine Aussage zur neuen Umfrage könne man nicht geben.
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„Wir haben noch keinen Zwischenstand. Die Datenerhebung wird in ein paar Tagen abgeschlossen und dann geht es an die Auswertung“, meint Wolf.
An der ersten Umfrage hatten 491 Unternehmen aus den Branchen Dienstleistung (33,8 Prozent), Industrie (30,8), Handel (12,4), Tourismus und Gastgewerbe (8,8) sowie Verkehr/Logistik (4,5) teilgenommen. Dies sei, so Wolf, ein „spitzenmäßiger Rückläufer“für eine Umfrage. Beinahe die Hälfte der Firmen hatten nur maximal neun Mitarbeiter (47,3 Prozent). Gut fünf Prozent der Unternehmen hatten bis 499 Mitarbeiter. Die Antworten kamen von Geschäftsführern (62,7 Prozent), Führungs(23,4 Prozent) und Fachkräften (11,4 Prozent). „Wir haben schon die Entscheider erreicht“, wertete Wolf die Antworten.
Unzufriedener war für ihn die Verteilung auf die Landkreise. Die Hinweise kamen mehrheitlich aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis (45
Prozent). Die Zusendungen aus Tuttlingen (24,6) und Rottweil (24,2) waren hingegen fast gleich hoch. „Das ist eine Unwucht bei den Regionen“, sagte Wolf. Dennoch hätten die herausgearbeiteten Kernaussagen ihre Aussagekraft.
So würden drei Viertel der Firmen auf künftige TechnologieTrends wie die Additive Fertigung setzen. Künstliche Intelligenz wollen 30 Prozent der Betriebe einsetzen. Ein Verlust von Arbeitsplätzen sei deshalb aber nicht zu befürchten. Thomas Butsch, Geschäftsführer von Hebu Medical aus Tuttlingen und Vizepräsident der IHK, meinte: „Die Diskussion erinnert mich an die Anfänge des Internets. Aber auch mit Künstlicher Intelligenz wird da nichts passieren. Die Arbeitsplätze sind sicher prozessoptimiert. Aber denjenigen, der die Maschinen bedient, wird es immer geben. Ich erwarte keinen arbeitstechnischen Bruch.“Vielmehr, so Butsch, werde an Titelbilder des Politikmagazins
Spiegel erinnert. In den 60er-, 70erund 2010er-Jahren war der Jobabbau durch neue Technologien befürchtet worden. „Und es ist nichts passiert.“Man sollte auch weniger über die Arbeitsplätze reden, sondern darüber, wie man die Zukunft gestalten könne.
Aus Sicht der IHK müssten sich Bereiche wie Tourismus, Gastronomie oder Handel verstärkt mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Allerdings haben gerade diese Branchen auch Vorbehalte gegenüber der Innovation. So steht das Thema Datensicherheit beim Handel ganz weit oben. Ein Hemmschuh sei zudem die nicht durchgehende Versorgung der Firmen mit schnellem Internet. „Wir brauchen den 5G-Ausbau. Auch in den für die Mobilfunk-Firmen nicht so lukrativen Flecken, damit die Firmen dort nicht abgehängt werden“, sagte Wolf.
Der Grund, warum die IHK erst mit einer Verzögerung die Studie präsentiert hat, ist, dass sie aus den Ergebnissen neue Angebote kreiert