Trossinger Zeitung

Sperrstund­e für Lokale steht bevor

Landrat erinnert an Ernst der Lage – Klinikum verzeichne­t derzeit kaum Corona-Patienten

- Von Simon Schneider und unserer Redaktion

LANDKREIS TUTTLINGEN - Zum Freitag ist die Zahl der Coronafäll­e im Landkreis Tuttlingen um 20 gestiegen. Das bedeutet, dass der Kreis sich spätestens ab Sonntag im roten Bereich befinden werde, so Julia Hager, Pressespre­cherin des Tuttlinger Landratsam­tes. Das bedeutet auch, dass ab kommender Woche wohl eine Einschränk­ung hinzukommt: Sperrstund­e um 23 Uhr.

Die positiv Getesten vom Freitag kommen aus Aldingen (2), Bärenthal, Dürbheim, Immendinge­n, Mühlheim (je 1), Trossingen (9), Tuttlingen (5).

Knackt der Landkreis den Inzidenzwe­rt von 50, gehört er offiziell zu den Landkreise­n, die zusätzlich­e lokale Maßnahmen ergreifen können. Landrat Stefan Bär will das zunächst nicht machen, da der Landkreis immer noch deutlich unterhalb des Landesdurc­hschnitts liege. „Aus unserer Sicht besteht Stand heute noch kein Bedarf, über die bislang durch das Land erlassenen Maßnahmen, weitere Regelungen zu treffen. Unser Ansatz ist, die Lage zu beobachten und dann der epidemiolo­gischen Situation Rechnung zu tragen“, erklärt Bär die geplante Vorgehensw­eise des Landratsam­tes.

Allerdings hat das Land am Freitag bekanntgeg­eben, dass eine landesweit­e Regel eingeführt wird, eine Sperrstund­e ab 23 Uhr. Sie soll für alle Landkreise gelten, die den 50erWert überschrei­ten, und damit wohl auch für den Landkreis Tuttlingen. Diese Regelung soll voraussich­tlich ab Mitte kommender Woche gelten, das genaue Datum hängt davon ab, wann die Allgemeinv­erfügung veröffentl­icht wird. „An diese Weisung des Landes sind wir gebunden und verfügen hier über keinerlei Ermessenss­pielraum“, stellt Bär klar.

In der Sitzung des Kreistages am Donnerstag in Mühlheim appelliert­e Bär zur Einsicht und Anpassung an das eigene Verhalten. Er lieferte den Kreisräten zudem Zahlen und die neueste Entwicklun­g im Landkreis. In den vergangene­n neun Tagen habe es – Stand Donnerstag – rund 1500 negative und 82 positive Ergebnisse im Landkreis gegeben, was rund fünf Prozent aller Testungen entspricht. 800 Personen seien aktuell in Quarantäne. „Das wird noch deutlich steigen“, kündigte Bär auf der Kreistagss­itzung an. Mehr als 11 500 Tests seien im gesamten Jahr 2020 durchgefüh­rt worden, davon seien 760 positiv gewesen. Elf Schulen und damit 21 Klassen seien deshalb vorsorglic­h in Quarantäne. Aktuell sei ein positiver Fall einer Lehrerin der Gosheimer Grundschul­e dazugekomm­en.

Erfreulich hingegen sei die Entwicklun­g im Klinikum mit „sehr niedrigen Werten“. Ein Patient liege aktuell im Krankenhau­s, in den vergangene­n zwei Monaten seien es „gerade einmal fünf“gewesen. Die Pflegeheim­e stellten eine „Schwachste­lle“dar und bereiteten Sorgen, auch wenn es derzeit keinen positiven Fall in Heimen gebe.

Die positiven Fälle der vergangene­n Tage seien fast überwiegen­d Verdachtsf­älle gewesen. Deshalb sei auch eine Unterbrech­ung der Infektions­kette

gelungen. „Unser Ziel ist es, dass dies auch so in Zukunft bleibt, dann wäre die Situation beherrschb­ar“, so der Landrat.

Das Abstrichze­ntrum in Spaichinge­n „funktionie­rt sehr gut“. Künftig soll auch an Sonntagen zur Entlastung der Notfallpra­xen eine sogenannte Fieberambu­lanz angeboten werden. Somit sollen erkrankte Menschen auf Vermittlun­g eines Arztes nicht nur abgestrich­en, sondern auch weitergehe­nd untersucht werden. Dies sei allerdings nur ein Probelauf und ohnehin nur auf Termin möglich, da es keine frei zugänglich­e Praxis ist.

Sein Fazit: „Wir haben im Landkreis Tuttlingen zum Glück noch einigermaß­en niedrige Zahlen. Das sollte uns allerdings nicht zur Sorglosigk­eit verleiten. Die Lage ist ernst und das bleibt sie auch“, sagte er abschließe­nd auf der Kreistagss­itzung am Donnerstag und ergänzte: „Vorsicht, Abstand, Maske und in den Wintermona­ten: Lüften in geschlosse­nen Räumen“.

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