Sperrstunde für Lokale steht bevor
Landrat erinnert an Ernst der Lage – Klinikum verzeichnet derzeit kaum Corona-Patienten
LANDKREIS TUTTLINGEN - Zum Freitag ist die Zahl der Coronafälle im Landkreis Tuttlingen um 20 gestiegen. Das bedeutet, dass der Kreis sich spätestens ab Sonntag im roten Bereich befinden werde, so Julia Hager, Pressesprecherin des Tuttlinger Landratsamtes. Das bedeutet auch, dass ab kommender Woche wohl eine Einschränkung hinzukommt: Sperrstunde um 23 Uhr.
Die positiv Getesten vom Freitag kommen aus Aldingen (2), Bärenthal, Dürbheim, Immendingen, Mühlheim (je 1), Trossingen (9), Tuttlingen (5).
Knackt der Landkreis den Inzidenzwert von 50, gehört er offiziell zu den Landkreisen, die zusätzliche lokale Maßnahmen ergreifen können. Landrat Stefan Bär will das zunächst nicht machen, da der Landkreis immer noch deutlich unterhalb des Landesdurchschnitts liege. „Aus unserer Sicht besteht Stand heute noch kein Bedarf, über die bislang durch das Land erlassenen Maßnahmen, weitere Regelungen zu treffen. Unser Ansatz ist, die Lage zu beobachten und dann der epidemiologischen Situation Rechnung zu tragen“, erklärt Bär die geplante Vorgehensweise des Landratsamtes.
Allerdings hat das Land am Freitag bekanntgegeben, dass eine landesweite Regel eingeführt wird, eine Sperrstunde ab 23 Uhr. Sie soll für alle Landkreise gelten, die den 50erWert überschreiten, und damit wohl auch für den Landkreis Tuttlingen. Diese Regelung soll voraussichtlich ab Mitte kommender Woche gelten, das genaue Datum hängt davon ab, wann die Allgemeinverfügung veröffentlicht wird. „An diese Weisung des Landes sind wir gebunden und verfügen hier über keinerlei Ermessensspielraum“, stellt Bär klar.
In der Sitzung des Kreistages am Donnerstag in Mühlheim appellierte Bär zur Einsicht und Anpassung an das eigene Verhalten. Er lieferte den Kreisräten zudem Zahlen und die neueste Entwicklung im Landkreis. In den vergangenen neun Tagen habe es – Stand Donnerstag – rund 1500 negative und 82 positive Ergebnisse im Landkreis gegeben, was rund fünf Prozent aller Testungen entspricht. 800 Personen seien aktuell in Quarantäne. „Das wird noch deutlich steigen“, kündigte Bär auf der Kreistagssitzung an. Mehr als 11 500 Tests seien im gesamten Jahr 2020 durchgeführt worden, davon seien 760 positiv gewesen. Elf Schulen und damit 21 Klassen seien deshalb vorsorglich in Quarantäne. Aktuell sei ein positiver Fall einer Lehrerin der Gosheimer Grundschule dazugekommen.
Erfreulich hingegen sei die Entwicklung im Klinikum mit „sehr niedrigen Werten“. Ein Patient liege aktuell im Krankenhaus, in den vergangenen zwei Monaten seien es „gerade einmal fünf“gewesen. Die Pflegeheime stellten eine „Schwachstelle“dar und bereiteten Sorgen, auch wenn es derzeit keinen positiven Fall in Heimen gebe.
Die positiven Fälle der vergangenen Tage seien fast überwiegend Verdachtsfälle gewesen. Deshalb sei auch eine Unterbrechung der Infektionskette
gelungen. „Unser Ziel ist es, dass dies auch so in Zukunft bleibt, dann wäre die Situation beherrschbar“, so der Landrat.
Das Abstrichzentrum in Spaichingen „funktioniert sehr gut“. Künftig soll auch an Sonntagen zur Entlastung der Notfallpraxen eine sogenannte Fieberambulanz angeboten werden. Somit sollen erkrankte Menschen auf Vermittlung eines Arztes nicht nur abgestrichen, sondern auch weitergehend untersucht werden. Dies sei allerdings nur ein Probelauf und ohnehin nur auf Termin möglich, da es keine frei zugängliche Praxis ist.
Sein Fazit: „Wir haben im Landkreis Tuttlingen zum Glück noch einigermaßen niedrige Zahlen. Das sollte uns allerdings nicht zur Sorglosigkeit verleiten. Die Lage ist ernst und das bleibt sie auch“, sagte er abschließend auf der Kreistagssitzung am Donnerstag und ergänzte: „Vorsicht, Abstand, Maske und in den Wintermonaten: Lüften in geschlossenen Räumen“.