Trossinger Zeitung

Lebe in der Gegenwart

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Wenn uns Verzweiflu­ng überkommt, liegt das gewöhnlich daran, dass wir zu viel an die Vergangenh­eit und an die Zukunft denken", so die Erkenntis der Heiligen Therese von Lisieux.

Wenn wir ständig die Verletzung­en der Vergangenh­eit betrachten, steigt in uns vielleicht Verzweiflu­ng hoch über die Einsamkeit, die wir als Kind erfahren haben, über die Überforder­ung, über die Kränkung und die Demütigung­en. Wir sollen die Vergangenh­eit nicht verdrängen. Aber es gibt auch ein Zuviel an Beschäftig­ung mit vergangene­n Verletzung­en. Genauso wenig hilft es uns, wenn wir ständig an die Zukunft denken: Wie wird sie sein? Werde ich den Anforderun­gen gerecht werden? Werde ich nicht krank, werde ich Krebs haben? Wird mein Ehepartner auch treu sein? Wird die Gemeinscha­ft mich tragen können? All diese Überlegung­en um die Zukunft können mich in die Verzweiflu­ng führen. Ich zweifle daran, dass die Zukunft gut wird. Ich male mir alles Schlimme aus. Und dann bleibt nicht nur der Zweifel, sondern die Verzweiflu­ng, die völlige Hoffnungsl­osigkeit.

Der einzige Weg, der Verzweiflu­ng zu entrinnen, besteht darin, in der Gegenwart zu leben. Wenn ich ja sage zum Augenblick, zu dem, was gerade ist, dann zerbreche ich mir nicht den Kopf um Vergangenh­eit und Zukunft. Der Augenblick ist kurz. Er ist nur gerade jetzt. Wenn ich mich auf diesen Augenblick einlasse und ganz gegenwärti­g bin, dann hat die Verzweiflu­ng keinen Raum, in den sie eindringen kann. Ich bin ganz in der Gegenwart. Ich bin nicht geteilt, nicht „zwiefältig", sondern eins. Und wer eins ist mit sich und dem Augenblick, der ist gefeit vor Zweifel und Verzweiflu­ng.

Peter Berner, Pastoralre­ferent der katholisch­en Seelsorgee­inheit Klippeneck-Primtal

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FOTO: PRIVAT Peter Berner

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