Hahnenkampf bremst Eisenmann
Nun hat die Corona-Krise die CDU doch noch erreicht. Bislang nutzte die Pandemie der CDU in puncto Wählergunst. Als Regierungspartei profitiert sie vom bislang einigermaßen erfolgreichen Krisenmanagement. Die Mehrheit der Bürger steht hinter dem Kurs der politisch Verantwortlichen – die im Bund von der CDU und ihrer Kanzlerin Angela Merkel angeführt werden. Lag die CDU bei der Sonntagsfrage vor Ausbruch der Pandemie zum Teil bei unter 30 Prozent, hat sie sich jetzt wieder bei 35 Prozent Zustimmung stabilisiert.
Die Absage des Parteitags und die Begleitmusik dazu aus dem Sauerland werfen jetzt ein ganz schlechtes Licht auf die CDU – und Schatten auf die Wahlen im kommenden Jahr. Im Frühjahr gehen Bürger in BadenWürttemberg und Rheinland-Pfalz an die Urnen, im Herbst wählt Deutschland eine neue Bundesregierung. Was Wahlkämpfer am meisten fürchten, ist Gegenwind aus den eigenen Reihen. Solchen entfacht besonders interner Streit um Posten. Genau dieser Konflikt köchelt bereits vor sich hin.
Schlimmer noch, sie beeinflussen das Corona-Krisenmanagement. Der Wettbewerb um den besten Pandemiebewältiger läuft zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und seinem NRW-Pendant Armin Laschet. Der Franke kokettiert mit der Kanzlerkandidatur, der Rheinländer ist bereits im Rennen. Nun meldet sich mit Merz der dritte im Bunde mit Verschwörungstheorien. Das CDU-Establishment wolle ihn verhindern und sage den Parteitag deshalb ab. Dabei hat man keine Wahl: Wie soll eine Partei Einsicht von Bürgern erwarten, wenn sie private Feiern untersagt, selbst aber mit mehr als 1000 Besuchern einen Parteitag abhält?
Die Unfähigkeit, sich auf eine Alternative zu einigen, illustriert die internen Gräben. CDU-Südwest-Kandidatin Susanne Eisenmann hofft auf Einsicht der Herren Kampfhähne. Aber den Wunsch aus Stuttgart nach Einigkeit für den Wahlkampf in Baden-Württemberg wird man in Düsseldorf, München und dem Sauerland wohl nicht erhören.
k.korf@schwaebische.de