Bloß kein Risiko auf Insolvenzverschleppung eingehen
Bei der IHK gibt es derzeit großen Beratungsbedarf der Unternehmen
SPAICHINGEN/HEUBERG/KREIS TUTTLINGEN - Drei Kategorien sieht die IHK Schwarzwald-BaarHeuberg derzeit in der Unternehmerlandschaft: Jene, die gut durch die Coronazeit kommen, deren Geschäft vielleicht sogar boomt; jene, die durchkommen, und jene, die existenzbedroht sind, darunter viele Soloselbstständige.
„Der Beratungsbedarf ist derzeit enorm“, sagt Wolf-Dieter Bauer, Justiziar der Industrie- und Handelskammer Villingen-Schwenningen im Gespräch mit dieser Zeitung. Vor allem kleinere Betriebe fragten an und vor allem Informationen zur Aussetzung der Antragspflicht einer Insolvenz bis Ende des Jahres, möglicherweise darüber hinaus sind gefragt. Der Grund: Wenn eine Firma insolvent ist, muss sie einen Insolvenzantrag beim Gericht stellen, um sich nicht der Insolvenzverschleppung schuldig zu machen. Diese Pflicht gilt momentan nicht.
Die Verunsicherung der Unternehmer sei groß, sagt Bauer, aber wie sich die Lage im Bezug auf das Überleben der Unternehmen der Region zeigen wird, ist ungewiss. „Alle hoffen, dass es ein „danach“geben wird.“
Prognosen seien derzeit aber nicht seriös zu treffen. Die genauen Zahlen nennen die Firmen, die Beratung suchen, verständlicherweise nicht.
Der Beratungsbedarf bestehe auch gegenüber den zahlreichen unterschiedlichen Hilfsmaßnahmen. Soforthilfe, Überbrückungshilfe, Zuschüsse für Fixkosten, KfW-Kredite und mehr, so IHK-Sprecher Christian Beck. Dazu kämen praktische Fragen zu Regeln: Geschäftstreffen über die Grenze, innerdeutsch, Übersee, alles stehe derzeit zur Diskussion.
Was seit dem Frühjahr viel besser geworden sei, sei die Ausstattung mit Onlinemöglichkeiten.
Die Unternehmen reagierten sehr sensibel auf die ständig wechselnden Rahmenbedingungen und fragten diese auch bei der IHK ab. Denn alle wollten auch den Regeln gerecht werden.
Der Dialog zwischen der IHK insgesamt und der Politik funktioniere sehr gut, um mit der für alle Seiten neuen Situation umzugehen, sagt Beck. Man habe den Eindruck, dass die Erfahrungen, die zurück gespiegelt würden, auch auf offene Ohren träfen. „Es ist ein sehr dynamischer und kurzfristiger Prozess“, so Bauer.
Auch die Kommunikation mit dem Wirtschaftsministerium. Das bedeute aber auch, dass es eine Illusion sei, innerhalb kürzester Zeit perfekte Ergebnisse zu erhalten.
Momentan setze die Wirtschaft noch nicht auf Schnelltests, „aber es gibt die klare Hoffnung“, so Beck. Das würde in vielen Bereichen Entspannung bringen.