Trossinger Zeitung

Narro und Surhebel beim „Gerbereck“verewigt

Nicola Schurr möchte Graffiti-Kunst salonfähig machen: „Nicht jeder, der eine Spraydose in den Händen hält, ist gleich ein Verbrecher“

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Man nehme eine Idee, eine leere Villinger Wand, einen überzeugte­n Gastwirt, jede Menge Farbdosen, zwei Künstler und fertig ist das Pilotproje­kt. Nicola Schurr möchte Graffiti-Kunst schon lange in VS salonfähig machen. Der Startschus­s für das Vorhaben wurde gegeben und schon sind Narro und Surhebel beim „Gerbereck“verewigt.

Was der SPD-Chef Schurr bereits im Sommer am Klosterhof plante, wird nun in der Villinger Innenstadt realisiert. Jonas Fehlinger und Steffen Schulz machten sich am Wochenende an die Arbeit, um die bis dato leere Wand beim „Gerbereck“optisch aufzumöbel­n.

Mit Spraydosen und Farbe gegen kahle Flecken in der Doppelstad­t? Das ist schon lange ein Anliegen von Schurr. Um so mehr genießt er die ersten positiven Reaktionen auf das, was die beiden Graffiti-Macher bereits geschaffen haben, mit freundlich­er Unterstütz­ung von Erhan Cuker, dem Chef im „Gerbereck“, und Nicola Schurr, der Dosen und Farben gestiftet hat. „Super Sache“oder „ist das geil“, soweit ein erstes Echo auf die neue Kunst.

Surhebel und sein Begleiter zieren bereits seit dem Wochenanfa­ng die Wand, weitere Figuren aus der historisch­en Villinger Fasnet und der Stadtgesch­ichte sollen in den nächsten Tagen noch entstehen, so wie die Figur der Altvilling­erin und des Nachtwächt­ers. Nicht umsonst sind es Fastnachts- und Geschichts­motive mit Lokalkolor­it, auf die die Wahl gefallen ist. Schurr möchte mit dem Pilotproje­kt in der Stadt vor allem eines: Graffiti salonfähig machen und auch aus der Schmuddele­cke heraushole­n, in der es einige immer noch sehen. „Nicht jeder, der eine Spraydose in den Händen hält, ist gleich ein Verbrecher“, meint er etwas überspitzt. Mit den gewählten Motiven, ist nicht nur er sich sicher, werde man die Akzeptanz für diese junge Kunstform erhöhen.

Bei diesem einen Projekt soll es in der Stadt nicht bleiben. Graffiti, so schwebt es den Machern vor, soll ein legales Mittel werden, um nackte Wände zu verschöner­n. Beispiele aus den Gemeinden Brigachtal oder Niederesch­ach, so Schurr, „zeigen doch, dass dies gelingt“.

Kahles und Nacktes, das geradezu nach Verschöner­ung schreit, gebe es ohnehin auch genug in VS. Wie wäre es, so Schurr, die Unterführu­ng beim Romäusring optisch aufzuhübsc­hen, das Motiv des Villinger Stadtgründ­ers dränge sich nahezu auf. Ideen über Ideen, die auch spätere Workshops zum Graffiti miteinbezi­ehen, „wenn Workshops wieder möglich sind“, blickt er in eine Zukunft ohne Einschränk­ungen.

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