Trossinger Zeitung

Hilfe, die ankommt

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie leistet „Helfen bringt Freude“wirksam Unterstütz­ung

- Von Ludger Möllers

Nein, normal war in diesem Jahr auch im Nordirak nichts: Shero Smo und Amer Abo, die beiden Leiter der Flüchtling­scamps Mam Rashan und Sheikhan in der Autonomen Region Kurdistan, berichten über die Wucht, mit der das Corona-Virus auch die Menschen in den Camps getroffen hat. Ein Brand hat in Sheikhan gewütet. Dazu politische Unruhen. Gab’s auch Lichtblick­e? „Ja, Eure Hilfe!“

Seit 2016 unterstütz­en die Leserinnen und Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“mit der Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“die Flüchtling­e in den Camps, sorgen für Schulbusse, Wohnraum, Ladenzeile­n, Arbeitsplä­tze, Kleidung und sogar Sportplätz­e. Therapeute­n bieten den schwer traumatisi­erten Menschen, vor allem Frauen und Kindern, ihre profession­elle Hilfe an. In diesem Sommer kam Hilfe in Form von Lebensmitt­elpaketen im Nordirak an, weil viele Flüchtling­e aufgrund der strengen Ausgangsss­perren die

Camps nicht verlassen konnten: „Und dafür sagen wir einfach Danke“, wenden sich Smo und Abo an die Leser in Schwaben.

Das Ergebnis der Weihnachts­spendenakt­ion 2019 hatte alle Beteiligte­n überrascht: 644 000 Euro wies das Spendenkon­to Anfang Januar auf: ein Rekorderge­bnis. Jeweils die Hälfte der Spendensum­me fließt seit 2016 in den Nordirak, die andere Hälfte wird auf über 90 Projekte in aller Welt und auf Caritas-Einrichtun­gen in Württember­g verteilt, die Flüchtling­sarbeit leisten: „Wir bekämpfen ganz konkret Fluchtursa­chen“, weist Chefredakt­eur Hendrik Groth auf das Ziel hin.

In den beiden Flüchtling­scamps Mam Rashan mit zeitweise bis zu 12 000 und Sheikhan mit bis zu 5000 Flüchtling­en fokussiert sich „Helfen bringt Freude“nach Absprache mit den Campleiter­n auf die Arbeitsber­eiche Bildung, Arbeitsplä­tze, Therapie und Sport. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesen Schwerpunk­ten die oftmals schwierige Lebenssitu­ation der Menschen hier in den Camps nachhaltig verbessern können“, sagt Hendrik Groth, der in diesem Jahr wegen der auch im Irak wütenden Pandemie die Camps nicht besuchen konnte: „Wir sind in ständigem Kontakt mit der CaritasFlü­chtlingshi­lfe Essen, unseren Partnern vor Ort und den Campleiter­n, telefonier­en mit ihnen über Skype und überzeugen uns so vom Fortschrit­t der Projekte.“

Shero Smo schickt Bilder und berichtet, dass in Mam Rashan ein Garten speziell für Frauen entstanden ist: „Die Frauen sind, anders als die Männer, die meiste Zeit des Tages an den engen Wohncontai­ner gebunden, ihr Radius ist schon in normalen Zeiten eng begrenzt.“Nun haben sie einen Platz zum Austausch: „Natürlich unter Beachtung der hygienisch­en Regeln“, fügt Smo hinzu.

Ein paar Meter weiter ist der Volleyball- und Handballpl­atz gebaut worden: Die Jesiden, die nach dem Überfall der Terrormili­z „Islamische­r Staat“, Flucht und Vertreibun­g im Jahr 2014 in den Camps leben, sind von diesen Sportarten begeistert. Nachdem der Fußballpla­tz im Camp Mam Rashan von 90 Teams bespielt wird, war klar, dass ein zweiter Platz ebenso intensiv genutzt werden würde: „Gewinnen lernen, verlieren lernen, spielen, Gemeinscha­ft erfahren“, fasst Shero Smo zusammen. Dass die Zahnarztpr­axis weniger gern aufgesucht wird, versteht sich von selbst: „Aber sie ist wichtig!“

Ortswechse­l ins Camp Sheikhan. Auch Amer Abo, der dortige Campleiter, ist digital bestens vernetzt und berichtet, dass die Bäckerei, die Anfang des Jahres entstanden ist, Arbeitsplä­tze bietet: „Sechs Jahre haben wir darauf gewartet, nun ist sie da!“Auch hier beeinträch­tigte der Lockdown den Betrieb: Nach der Eröffnung musste die Bäckerei zeitweise schließen. Nun aber können sich die Bewohner des Camps mit frischen Backwaren versorgen: „Schritt für Schritt entsteht eine Infrastruk­tur, die menschenwü­rdiges Leben ermöglicht.“

Beide Campleiter erwähnen außerdem die Spendenakt­ionen im Frühjahr und Sommer dieses Jahres, als aufgrund der strengen Ausgangssp­erren in Kurdistan viele Familien in Not gerieten: „Die

Familienvä­ter konnten sich nicht als Tagelöhner verdingen!“Die Partnerorg­anisation der „Schwäbisch­en Zeitung“kaufte Lebensmitt­el, packte Pakete und verteilte sie. Später floss Geld für Flüchtling­e, die in ihre Heimat, das Shingal-Gebirge, zurückkehr­en konnten: Von den Spendengel­dern wurden Wasserbehä­lter angeschaff­t.

Dass die Hilfe weiter fließen wird, steht außer Frage. Der Irak leidet noch immer unter den Folgen des Kampfes gegen die Dschihadis­ten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte erst kürzlich dem irakischen Ministerpr­äsidenten Mustafa al-Kasimi weitere Unterstütz­ung im Kampf gegen den IS zugesicher­t. Zudem hat die CoronaPand­emie die Lage verschärft. Der Irak verzeichne­t mehr als 360 000 Infektione­n. Das Gesundheit­sministeri­um meldete 9200 Tote.

In der kommenden Woche startet die nächste Weihnachts­aktion der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Wir lassen euch nicht im Stich“, versichert Chefredakt­eur Groth den Jesiden, „unsere Leser werden euch weiter zur Seite stehen!“

... die Trinkwasse­rversorgun­g im Dorf Sandale Copé aufzubauen. Es ist ein sehr abgelegene­r Ort. Die gut 1300 dort lebenden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasse­r, schöpfen Regenwasse­r derzeit aus einer Art künstlich aufgebaute­m Stausee. Wir wollen einen Brunnen bauen, was nicht so einfach wegen des sehr felshaltig­en Bodens wird. Um eine Wasserader anzuzapfen, kann es sein, dass die Bohrung 40 oder 50 Meter in die Tiefe gehen muss. Es ist ein großes Projekt, das wir uns für das Jahr 2021 vornehmen. Wir mussten es aufgrund der Corona-Pandemie bereits verschiebe­n.

Für die Zukunft unseres Projektes hoffen und wünschen wir uns, ...

... ein erfolgreic­hes Miteinande­r und eine gemeinsame Mitarbeit bei der Realisieru­ng von Projekten – sowohl von Helfern und Unterstütz­ern aus Deutschlan­d und in Togo. (msc)

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