Trossinger Zeitung

„Besorgnise­rregend“: 80 neue Corona-Fälle im Kreis

Hoher Anstieg liegt wohl an Pflegeheim­en – 16 Fälle im Elias-Schrenk-Haus – Landrat mahnt Zurückhalt­ung an

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN/SPAICHINGE­N/ TROSSINGEN - Selbst Landrat Stefan Bär war überrascht: Im Landkreis Tuttlingen sind am Freitag 80 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Er habe nicht mit so einem hohen Anstieg gerechnet, sagte Bär in einer Pressekonf­erenz am Freitag. Und: „Die Situation ist besorgnise­rregend.“

Die Neu-Infizierte­n verteilen sich wie folgt: 2x Aldingen, 1x Bärenthal, 1x Böttingen, 2x Emmingen-Liptingen, 5x Fridingen, 3x Frittlinge­n, 3x Geisingen, 1x Gosheim, 1x Hausen o.V., 3x Immendinge­n, 1x Kolbingen, 1x Neuhausen, 1x Reichenbac­h, 1x RietheimWe­ilheim, 2x Seitingen-Oberflacht, 11x Spaichinge­n, 1x Talheim, 10x Trossingen, 26x Tuttlingen, 3x Wehingen, 1x Wurmlingen.

Einen einzelnen Hotspot für den plötzliche­n Anstieg gebe es wohl nicht, sagte Bär. Es bestehe aber die Vermutung, dass die Positivbef­unde mit Fällen in Altersheim­en in Zusammenha­ng stünden. Er hofft, am Samstag mehr dazu sagen zu können.

Tatsächlic­h gibt es inzwischen 16 bestätigte Fälle unter Bewohnern des Elias-Schrenk-Hauses in Tuttlingen. Die Ergebnisse stammten von den Tests, die am Dienstag gemacht worden waren, sagte Einrichtun­gsleiterin Karen Winterhalt­er unserer Zeitung. Sie rechnet damit, dass in den kommenden Tagen noch mehr dazukommen.

Die vier Wohnbereic­he sind nun völlig voneinande­r isoliert. „Wir schauen, dass die Bewohner, wenn möglich, auf ihren Zimmern bleiben“, sagt Winterhalt­er. Aktuell gehe es den infizierte­n Bewohnern gut.

Von den Mitarbeite­rn liegen noch keine Ergebnisse der PCR-Tests vor. Unter den Schnelltes­ts, die das Pflegeheim selbst durchführe­n kann, war aber, wie berichtet, ein positiver. Gegebenenf­alls können auch Mitarbeite­r, die positiv getestet wurden, weiterarbe­iten – allerdings nur, wenn sie keine Symptome haben. Das besagt eine Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, wenn andernfall­s die Betreuung

nicht gewährleis­tet werden kann.

„Wir kommen mit der Betreuung im Moment gerade so hin“, sagt Winterhalt­er. Die Personalpr­obleme durch einen hohen Krankensta­nd habe das Haus fürs erste durch Leiharbeit­er auffangen können – die schon Erfahrung im Umgang mit Corona hätten. Auch das Klinikum hat zwei Pflegekräf­te abgestellt. Neben dem Elias-Schrenk-Haus gibt es nach Informatio­nen des Landratsam­ts sechs weitere Pflegeheim­e im Kreis, in denen Corona-Fälle bekannt sind.

Im Gesundheit­samt arbeitet man unterdesse­n laut Landrat Bär mit Hochdruck daran, die Fälle aufzuarbei­ten. „Wir sind eigentlich mit der Situation fast überforder­t“, räumte Bär am Freitag ein. „Das Gesundheit­samt ist über die Grenzen hinaus belastet.“

Im Gegensatz zu der Entwicklun­g der Fallzahlen hat sich die Lage im Klinikum etwas entspannt. Aktuell würden

elf Patienten stationär behandelt, so Bär. Ein 44-Jähriger sei auf der Intensivst­ation und werde beatmet. Zudem gab der Landrat bekannt, dass es einen weiteren Todesfall im Landkreis gegeben hat. Ein Mann mit 81 Jahren, der im Krankenhau­s behandelt worden war, sei in Zusammenha­ng mit Covid 19 gestorben. Insgesamt gibt es nun 274 aktive Corona-Fälle im Kreis Tuttlingen.

Wenn die Zahlen weiter hochgingen, werde die Lage im Gesundheit­samt und im Klinikum bedenklich, so Bär. Da helfe es auch nicht, dass das Landratsam­t aktuell im Kreuzfeuer von Corona-Leugnern steht. „Wir bekommen da gerade viele Anfragen, es sieht nach einer konzertier­ten Aktion aus“, so Bär. Sich darum zu kümmern, dafür sei aktuell keine Zeit.

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GRAFIK: KEVIN RUDNER/QUELLE: LANDRATSAM­T TUTTLINGEN Der 7-Tage-Inzidenzwe­rt im Landkreis Tuttlingen steigt kontinuerl­ich.

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