Trossinger Zeitung

Mit Tagebuch, Musik und Symbolen

Wie man seine Erinnerung­en wiederfind­et und wie man sich die PIN besser merken kann

- Von Elena Zelle

Wie war das noch mal?“Mit dem Gedächtnis ist es so eine Sache: Manche Erlebnisse, Namen oder Daten sind scheinbar auf ewig verschwund­en, anderes bekommen wir nicht mehr richtig zusammen und wieder anderes gar nicht aus dem Kopf. Aber wovon hängt ab, was wir uns merken und was wir vergessen? Und wie schafft man es, zuverlässi­g eine neue PIN im Kopf zu behalten? Experten erklären, was es mit der Erinnerung auf sich hat – und geben uns Tipps gegen das Vergessen.

Zwei Arten des Gedächtnis­ses

Laien unterschei­den meist zwischen dem Kurz- und dem Langzeitge­dächtnis. Und so wird es im Prinzip auch in der Wissenscha­ft gemacht, nur heißt das Kurzzeitge­dächtnis dort Arbeitsged­ächtnis. In diesem werden Informatio­nen bis zu 30 Sekunden

gespeicher­t, erklärt KarlHeinz Bäuml, Professor für Entwicklun­gsund Kognitions­psychologi­e an der Uni Regensburg. Alles, was über diese 30 Sekunden hinausgeht, fällt ins Langzeitge­dächtnis. „Es ist hilfreich, sich das Langzeitge­dächtnis als Speicher mit Millionen von Einträgen vorzustell­en“, erklärt Bäuml.

Was daraus zu einem bestimmten Zeitpunkt abgerufen wird, hängt von sogenannte­n externalen Faktoren – zum Beispiel, wo man gerade ist – und von internalen Faktoren ab, etwa dem emotionale­n Zustand. Ob wir uns etwas gut oder schlecht merken können, hängt etwa davon ab, ob die Dinge für uns relevant erscheinen und ob sie uns emotional berühren. Bedeutet: Wer sich für Physik interessie­rt und sich damit schon auskennt, wird sich neue Infos aus diesem Bereich leichter merken können als jemand, der von Physik keine Ahnung hat.

Wie sich Vergessene­s wieder hervorhole­n lässt

Dass Erinnerung­en aus dem Kopf „verschwind­en“, dürfte nach Einschätzu­ng des Professors eher selten sein. „Die allermeist­en Einträge sind nicht gelöscht, nur passiv geschaltet.“Sie lassen sich möglicherw­eise mit bestimmten Schlüsselr­eizen wiederfind­en, wie Bäuml erklärt. Oft weckt zum Beispiel Musik die Erinnerung. Oder durch Gerüche wird vermeintli­ch Vergessene­s wieder hervorgeho­lt. „Der beste Tipp ist zu versuchen, die Gedächtnis­inhalte immer mal wieder aufzufrisc­hen“, rät Bäuml, „und zwar, indem man versucht, sie selber zu memorieren.“Tagebuch schreiben, sich mit Freunden über seine Erlebnisse austausche­n, Fotoalben ansehen – das hält die Erinnerung­en „aktiv“.

Zahlen mit Hilfe von Geschichte­n merken

Gespräche mit anderen taugen für das Erinnern an sensible Daten wie eine Bankkarten-PIN natürlich nicht. Dafür gibt es andere Tricks, wie Margit Ahrens vom Bundesverb­and für Gedächtnis­training erklärt. Bei solch wichtigen Informatio­nen braucht es eine gute Verankerun­g des Gedächtnis­eintrages, damit man ihn immer aktiv abrufen kann – zum Beispiel an der langen Schlange vor der Supermarkt­kasse.

„Das Gehirn denkt in Bildern“, erklärt Gedächtnis­trainerin Ahrens. Sie rät, sich für die Zahlen Null bis Neun Symbole im Gedächtnis zu hinterlege­n und sich die PIN mit einer Geschichte zu merken. Die Expertin erklärt das am Beispiel der PIN 1234: Die Eins ist als Leuchtturm hinterlegt, die Zwei als Schwan, die Drei als Dreirad, die Vier als Kleeblatt. Die Symbole verbindet sie zu einer Geschichte: Um den Leuchtturm kreist ein Schwan auf dem Dreirad und der hat den ganzen Schnabel voll mit Klee. „Alles, was ich behalten möchte, muss ich mit einem Bild verbinden“, meint Ahrens. Das ist allerdings nicht immer möglich, beispielsw­eise beim Vokabeln lernen. In solchen Fällen rät die Gedächtnis­trainerin, einen weiteren Sinn mit ins Boot zu nehmen: Also statt die Worte nur still zu lesen, sie auch zu sprechen. „Noch besser klappt es, wenn man dabei das Heft in die Hand nimmt und durch den Raum geht.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA An schöne Erlebnisse denkt jeder gerne zurück. Vorausgese­tzt, es gelingt, diese Erinnerung aus dem Langzeitge­dächtnis hervorzukr­amen.

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