Gans gelassen in die Geflügelsaison
Sonst ist sie augenblicklich in aller Munde, gerade weil die Gastronomie sich im November ganz auf die Gans einrichtet und damit hungrige Gäste anzieht. Weil das heuer aber – man kann’s fast nicht mehr hören – wegen Corona alles anders ist, gibt es im Land einen erheblichen Gänse-Überhang. Auch, weil sich viel zu wenige Leute ans zu Trockenheit neigende Geflügel heranwagen. Bei diversen Zubereitungsversuchen einer schönen Gans ist schon so mancher Ofen wortwörtlich zum Krisenherd geworden.
Erfreulicherweise versucht eine Reihe von Gastwirten und Köchen, Gänse auch außer Haus anzubieten. Das tun sie auf verschiedene Weise, aber fast grundsätzlich auf Vorbestellung – vom kompletten Vogel für sechs Personen bis hin zum handlichen Gänsebraten mit Brust oder Keule.
Ein Überblick des Liefer- und Abholangebots diverser Gastronomen ist im Netz unter
www.schwäbische.de/lieferliste
zu finden. Dort geht es übrigens nicht nur um die Gans, sondern um die komplette Vielfalt von Schwäbisch bis Türkisch. Im Augenblick sind rund 250 Anbieter gelistet. Unter ihnen befindet sich auch der Gasthof Adler in Hefigkofen bei Oberteuringen. 2019 hat ein verheerender Brand das Traditionslokal stark in Mitleidenschaft gezogen. Aber die Wirtsleute Denner haben die Ärmel hochgekrempelt und den Laden wieder aufgebaut – so dass er heute wieder wie eine Eins dasteht. Nur eben leider ohne Gäste, aus den bekannten Corona-Gründen. Richtig und wichtig also, solch wackere Gastgeber zu unterstützen, wenn die Umstände gerade nicht so günstig sind. Aber hat der Adler die Solidarität der Gäste auch verdient? Lassen wir das Essen zum Abholen
Von Erich Nyffenegger die Antwort darauf geben. Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt kassiert der Chef persönlich für die verschiedenen Gerichte – und schon wandern sie über die Theke in Kunststoffbehältern, wobei es nicht nur möglich, sondern gewünscht ist, dass die Gäste ihre eigenen Gefäße mitbringen. In der eigenen Thermobox transportiert, lassen sich die Speisen zu Hause auf vorgewärmten Tellern anrichten – allen voran natürlich der Gänsebraten mit zwei Kartoffelklößen sowie Blaukraut und reichlich Soße.
Um es kurz zu machen: Die Gänsebrust ist wohlgelungen! Das typischerweise feste Fleisch ist nach dem Aufschneiden außerordentlich saftig, die Farbe in zartem Rosa verzaubert. Dass die Haut nicht so recht knusprig sein mag, liegt am Transport nach Hause. Zwei, drei Minuten bei starker Oberhitze in den Ofen – und das Problem ist gelöst. Die Kartoffelknödel nehmen die eindrücklich würzige Soße gut auf. Das fruchtig-süßliche Blaukraut, offenbar mit Gänseschmalz zubereitet, schafft einen sehr schönen Kontrast. Ein herbstlicher Festtagsbraten, der der Adlerküche sozusagen Flügel verleiht. Dass die Gans kein Zufallstreffer ist, zeigen auch der Zwiebelrostbraten aus saftigem Rumpsteak – ebenfalls mit authentischer Soße serviert. Und die Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle. Die haben den Transport übrigens ohne zu platzen überstanden. Die kernigen Spätzle harmonieren exzellent mit den bissfesten Tellerlinsen, die durch geräucherten Bauchspeck außerordentlich starken Geschmack zeigen.
Damit ist der Adler nicht nur eine gute Adresse im Teil-Lockdown, sondern auch eine dringende Empfehlung für bessere Zeiten.
Gasthof Adler Kornstraße 1
88094 Oberteuringen-Hefigkofen
Abholzeiten Freitag bis Mittwoch von 11.30-14 Uhr und von 16.3020.30 Uhr, Donnerstag Ruhetag. Hauptgerichte 9,80-20,30 Euro. Weitere Folgen online unter