In Amiens schließt sich ein Kreis
Ehepaar Porini-Link pflegt direkt nach dem Krieg in Frankreich das Grab eines jungen Spaichingers
SPAICHINGEN - Manchmal schließen sich die Kreise auf ganz unerwartete Art: Wenn am Sonntag trotz vieler ausgefallener Feierstunden die Menschen ganz besonders an die Opfer der Kriege und des Terrors gedacht haben, dann hat dies für die Spaichinger Familien Bühler und Schwenk noch eine ganz besondere Dimension: Der Großonkel von Joachim Bühler, (sein Vater Horst ist der Sohn von Martha Bühler, geb. Schönberger) ist mit nur 22 Jahren am 9. November 1942 bei Amiens in Nordost-Frankreich gefallen.
Man hatte Albert Schönberger, (am 2. April 1920 geboren und am 25. April 1920, getauft) in Amiens zusammen mit weiteren deutschen, englischen und französischen Soldaten auf dem Zivilfriedhof begraben.
Sicher eines der ersten deutschfranzösischen Paare waren damals Gertrud Link und Paul Porini. Beide heirateten und lebten in Amiens, wo Tochter Marlene, verheiratete Schwenk, 1947 geboren wurde. Ihre
Eltern kümmerten sich um die Gräber zusammen mit anderen Deutschen, die nach dem Krieg nicht zurückgekehrt sind, in einer privaten Initiative. Auf diese Weise erfuhr auch die Familie in Spaichingen, wo der Sohn und Bruder begraben ist.
Zwischen 1962 und 1967 legte die Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen Sammelfriedhof bei Bourdon, 22 Kilometer nordöstlich von Amiens, an. 22213 tote Soldaten wurden hierhin umgebettet, darunter der junge Spaichinger Albert Schönberger. Unzählige Kreuzreihen mahnen zum Frieden.
Und dass Versöhnung möglich ist, dass Menschen sich als Menschen erkennen müssen, das erlebte die kleine Marlene dann am eigenen Leib: Aufgewachsen in Frankreich war sie zum Verwandtenbesuch immer in Spaichingen. So liebe Menschen habe sie als Kind kennen gelernt! Und das in der Schulklasse zu erzählen – kurz nachdem sich beide Nationen in einem mörderischen Krieg gegenüber gestanden haben – „das war für meine Mitschüler eine Sensation“.