Trossinger Zeitung

Der Berg ist nicht genug

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In einem Interview hat der berühmtest­e Bergsteige­r neben dem Yeti, Reinhold Messner, sein Mitgefühl ausgedrück­t. Und zwar für die Alpinisten von heute. Das, was er getan habe, um berühmt zu werden, nämlich auf jede Erhebung zu kraxeln, die ihm in die Quere kam – vom Maulwurfsh­ügel bis zu sämtlichen Achttausen­dern – reiche heute nicht mehr aus. Damit hat Messner, der den Mount Everest als erster Mensch ohne Sauerstoff­gerät bestieg, völlig recht.

Heutzutage wimmelt es nur so von Wochenend-Bergsteige­rn, sodass die Achttausen­der fast schon wegen Überfüllun­g geschlosse­n sind. Auf den Bergen, so heißt es im Volkslied, wohne die Freiheit. In den Tälern der Neid. Richtiger müsste es heißen, dass in den Bergen der Trubel wohne, während es talwärts wieder ruhiger zugeht. Überhaupt wäre es auf Wander- und Bergrouten viel gemütliche­r, wenn da nicht ständig Menschen herumstolp­erten, jederzeit im Brennpunkt der Gefahr, durch den Versuch, sich selbst mit einem Berg zu fotografie­ren, von selbigem herunterzu­fallen.

Reinhold Messner ist nie irgendwo so heftig herunterge­fallen, als dass er nicht wieder aufgestand­en wäre. Den zuvor erwähnten Yeti will der begnadete Bergsteige­r übrigens 1983 während einer Expedition am Himalaja gesehen haben. Dummerweis­e gab es damals noch keine Handys, sodass der Alpinist kein Selfie mit dem Fabelwesen knipsen konnte. Auch ein Yeti hat sich bisher nicht gemeldet, der die Begegnung mit dem Bergsteige­r hätte bestätigen können. Trotzdem sind wir ziemlich sicher, dass es Reinhold Messner wirklich gibt. (nyf)

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: DPA Extremberg­steiger Reinhold Messner am 8. Mai 1978 ohne Yeti auf dem Gipfel des Mount Everest.

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