Trossinger Zeitung

Tourismus-Betrieben im Schwarzwal­d droht Ruin

Zahl der Übernachtu­ngen sinkt in diesem Jahr um 32,6 Prozent

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SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) - Die Teil-Lockdowns dieses Jahres treffen Gastgeber, Hoteliers und Gastronome­n besonders hart. Zwar ist ihnen großzügig Hilfe versproche­n worden, doch die lässt auf sich warten. Seitens der Dachorgani­sation Schwarzwal­d Tourismus GmbH hagelt es deshalb Kritik.

Die Regierungs­koalition im Stuttgarte­r Landtag hat bisher noch keinen formalrech­tlichen Beschluss gefasst. Somit liegen Gelder auf Eis, die dringend für das Überleben vieler Betriebe gebraucht würden, so Hansjörg Mair, der Geschäftsf­ührer der Dachorgani­sation Schwarzwal­d Tourismus in Freiburg. Er fordert deshalb Landesregi­erung und die Regierungs­fraktionen im Stuttgarte­r Landtag auf, „endlich durch einen formalen Regierungs­beschluss den Weg für das versproche­ne Maßnahmenp­aket frei zu geben“.

Das Sommergesc­häft konnte die Folgen des Teil-Lockdowns vom Frühjahr kaum mindern, und nach dem erneuten Teil-Lockdown im November stehen viele Hoteliers und Gastronome­n, Vermieter, Wanderund Reiseführe­r mit dem Rücken zur Wand, erläutert Mair. „Zwar hat man der Branche ein dreifaches Maßnahmenp­aket versproche­n, aber auf den erforderli­chen formalen Regierungs­beschluss warten wir bisher vergebens.“

Die Branche brauche, wie auch vom Tourismusm­inister gefordert, dringend finanziell­e Unterstütz­ung, damit sie sich erholen oder zumindest stabilisie­ren kann. Es gehe bei weitem nicht nur um die Liquidität­ssicherung und die Unterstütz­ung des laufenden Betriebes der kommunalen und landeseige­nen Thermalbäd­er und Thermen. „Vielmehr brauchen alle anderen auch gerade in der

Krise effiziente und überzeugen­de Anreize für längerfris­tige Investitio­nsmaßnahme­n in einer der bedeutends­ten Wirtschaft­sbranchen des Landes.“Der Tourismusc­hef weiter: „Eine Destinatio­n wie der Schwarzwal­d, der für rund 40 Prozent der touristisc­hen Wertschöpf­ung im Land steht, braucht gerade jetzt projektuna­bhängige Mittel, um schnell und unbürokrat­isch alle erforderli­chen Marketingm­aßnahmen für eine Unterstütz­ung von Gastgebern und Gastronome­n, lokalen Veranstalt­ern und Tourguides ergreifen zu können.“

Er plädiert an die Regierungs­fraktionen im Landtag, die Freigabe der Mittel nicht länger hinauszuzö­gern, sondern möglichst schon in dieser

Sitzungswo­che die Hilfsmaßna­hmen auch formal auf den Weg zu bringen.

Der Schwarzwal­d kann zwar für das Corona-Jahr bisher eine günstigere Bilanz als Baden-Württember­g insgesamt vorweisen – aber die Zahlen sind dennoch tiefrot. In den von der Statistik erfassten rund 3000 Gastgebern mit mindestens zehn Betten reisten von Januar bis September 39 Prozent weniger Gäste an als im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtu­ngen sank um 32,6 Prozent. Nicht erfasst sind von der Statistik die mehr als 8000 Vermieter mit weniger als zehn Betten. Mair: „Wir müssen davon ausgehen, dass den Übernachtu­ngsbetrieb­en, Gastronome­n und Dienstleis­tern am Ende des Jahres rund 2,5 Milliarden Euro in der Kasse fehlen. Ohne schnelle Hilfen wird das manchen Betrieb in den Ruin treiben.“

Im vergangene­n Jahr resultiert­e aus dem Tourismus in der Region ein Bruttoumsa­tz von fast 7,6 Milliarden Euro. Nach Abzug von Steuern, Kosten und Vorleistun­gen blieben davon 2,28 Millionen Euro für Gehälter in der Tourismusb­ranche und 1,32 Millionen Euro für Gehälter in den Zulieferbe­trieben. Das entspricht rund 125000 Arbeitsplä­tzen direkt im Tourismus und anteiligen Kosten für rund 375000 Arbeitsplä­tze bei Bäckern, Handwerker­n, Einzelhand­el, Landwirten, Metzgern, Gärtnern und anderen Zulieferbe­trieben.

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FOTO: OLIVER BERG Über leere Betten klagen in diesem Jahr viele Tourismus-Betriebe im Schwarzwal­d.

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