Einkaufsbus startet zur 200. Tour
Kostenloses Angebot für Trossinger Senioren hat in vier Jahren 800 Personen befördert
TROSSINGEN - Zu seiner 200. Tour ist der Einkaufsbus für Senioren des Krankenpflegevereins Trossingen am Donnerstag gestartet. Fast auf den Tag genau vor vier Jahren begann das Projekt, durch das in erster Linie ältere Trossinger kostenlos zum Einkauf gebracht werden. 800 Personen seien seither befördert worden, bilanziert Koordinator Gerhard Appenzeller.
Wenn der Rollator zum steten Begleiter wird, ist es schwierig, längere Strecken zurückzulegen. Appenzeller stieß 2016 auf ein ähnliches Projekt in Tuttlingen. „Ich habe mich dort erkundigt, wie es läuft.“Offenbar gut. Jedenfalls kam das Projekt für Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind und kein eigenes Fahrzeug haben, in Kooperation mit dem Sozialwerk auch in Trossingen ins Rollen – mit Anlaufschwierigkeiten. „Es hat länger gedauert bis zur Installation“, blickt der rührige 77-Jährige zurück. Die Frage der Fahrer sei ein Problem gewesen. Die Standards zur Personenbeförderung seien hoch, erläutert die evangelische Pfarrerin Gabriele Großbach, Vorsitzende des Krankenpflegevereins. Appenzeller wäre es eh am liebsten gewesen, wenn ein Unternehmer die Touren übernehme.
Der fand sich im Talheimer Alexander Walter, dessen Firma unter anderem Krankentransporte in halb Baden-Württemberg macht. „Sie fährt uns relativ günstig“, sagt Appenzeller.
Dennoch: der jährliche Abmangel insgesamt liege bei 4000 Euro. Der Fortbestand des Einkaufsbusses ist jedoch gesichert: Vor allem dank einer Erbschaft, die an den Krankenpflegeverein ging. Und die Mitfahrer können spenden: „Manche geben zwei Euro, andere zehn.“Deutlich günstiger mithin, als die Senioren
ein Taxi käme.
Nicht nur die können laut den Organisatoren mitfahren – auch zum Beispiel behinderte oder schwer kranke Menschen. Auch Platz für einen Rollstuhlfahrer ist, und für Rollatoren sowieso. Jeden Donnerstagvormittag geht’s auf Shopping-Tour in der Musikstadt. Derzeit seien es in der Regel drei bis vier Personen, eine davon aus Schura. „Das meiste waren mal neun Personen an einem Vormittag, das wenigste zwei.“Vier regelmäßige Mitfahrer seien inzwischen verstorben, zwei weitere im Altenheim. Wegen der Pandemie könne derzeit immer nur ein Senior zu etwa einem Supermarkt gefahren werden, bevor dann der nächste abgeholt werde. Eine ehrenamtliche Begleitperson ist stets dabei, Appenzeller oder Erich Messner; zwei weitere seien derzeit wegen Corona „auf stand-by“. Sie holen die Senioren ab, helfen beim Einkaufen und bringen sie zurück.
Neben der Dienstleistung ist für Großbach die soziale Komponente mindestens ebenso wichtig. „Die Leute treffen andere und können eine Weile schwätzen.“Die Mobilität der Senioren werde gestärkt. „Selber einzukaufen bedeutet eine größere Lebensqualität.“Als man wegen des ersten Teil-Lockdowns im Frühjahr sieben Mal nicht habe fahren können, hätten die Senioren angerufen und gesagt, dass sie lieber selber einkaufen wollten, als sich das Essen von Verwandten bringen zu lassen. Zudem sei es derzeit für ältere Leute „noch wichtiger, irgendwo hinzukommen“– auch, weil viele Angebote der Kirchengemeinde wegen der Krise ausfielen.
Die üblichen Ziele sind die Supermärkte in der Stadt, der Schwabenpark und vor allem der Wochenmarkt am Donnerstag. „Einige wollen nur dahin, damit sie etwas Frisches einkaufen können.“