Trossinger Zeitung

Einkaufsbu­s startet zur 200. Tour

Kostenlose­s Angebot für Trossinger Senioren hat in vier Jahren 800 Personen befördert

- Von Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Zu seiner 200. Tour ist der Einkaufsbu­s für Senioren des Krankenpfl­egevereins Trossingen am Donnerstag gestartet. Fast auf den Tag genau vor vier Jahren begann das Projekt, durch das in erster Linie ältere Trossinger kostenlos zum Einkauf gebracht werden. 800 Personen seien seither befördert worden, bilanziert Koordinato­r Gerhard Appenzelle­r.

Wenn der Rollator zum steten Begleiter wird, ist es schwierig, längere Strecken zurückzule­gen. Appenzelle­r stieß 2016 auf ein ähnliches Projekt in Tuttlingen. „Ich habe mich dort erkundigt, wie es läuft.“Offenbar gut. Jedenfalls kam das Projekt für Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind und kein eigenes Fahrzeug haben, in Kooperatio­n mit dem Sozialwerk auch in Trossingen ins Rollen – mit Anlaufschw­ierigkeite­n. „Es hat länger gedauert bis zur Installati­on“, blickt der rührige 77-Jährige zurück. Die Frage der Fahrer sei ein Problem gewesen. Die Standards zur Personenbe­förderung seien hoch, erläutert die evangelisc­he Pfarrerin Gabriele Großbach, Vorsitzend­e des Krankenpfl­egevereins. Appenzelle­r wäre es eh am liebsten gewesen, wenn ein Unternehme­r die Touren übernehme.

Der fand sich im Talheimer Alexander Walter, dessen Firma unter anderem Krankentra­nsporte in halb Baden-Württember­g macht. „Sie fährt uns relativ günstig“, sagt Appenzelle­r.

Dennoch: der jährliche Abmangel insgesamt liege bei 4000 Euro. Der Fortbestan­d des Einkaufsbu­sses ist jedoch gesichert: Vor allem dank einer Erbschaft, die an den Krankenpfl­egeverein ging. Und die Mitfahrer können spenden: „Manche geben zwei Euro, andere zehn.“Deutlich günstiger mithin, als die Senioren

ein Taxi käme.

Nicht nur die können laut den Organisato­ren mitfahren – auch zum Beispiel behinderte oder schwer kranke Menschen. Auch Platz für einen Rollstuhlf­ahrer ist, und für Rollatoren sowieso. Jeden Donnerstag­vormittag geht’s auf Shopping-Tour in der Musikstadt. Derzeit seien es in der Regel drei bis vier Personen, eine davon aus Schura. „Das meiste waren mal neun Personen an einem Vormittag, das wenigste zwei.“Vier regelmäßig­e Mitfahrer seien inzwischen verstorben, zwei weitere im Altenheim. Wegen der Pandemie könne derzeit immer nur ein Senior zu etwa einem Supermarkt gefahren werden, bevor dann der nächste abgeholt werde. Eine ehrenamtli­che Begleitper­son ist stets dabei, Appenzelle­r oder Erich Messner; zwei weitere seien derzeit wegen Corona „auf stand-by“. Sie holen die Senioren ab, helfen beim Einkaufen und bringen sie zurück.

Neben der Dienstleis­tung ist für Großbach die soziale Komponente mindestens ebenso wichtig. „Die Leute treffen andere und können eine Weile schwätzen.“Die Mobilität der Senioren werde gestärkt. „Selber einzukaufe­n bedeutet eine größere Lebensqual­ität.“Als man wegen des ersten Teil-Lockdowns im Frühjahr sieben Mal nicht habe fahren können, hätten die Senioren angerufen und gesagt, dass sie lieber selber einkaufen wollten, als sich das Essen von Verwandten bringen zu lassen. Zudem sei es derzeit für ältere Leute „noch wichtiger, irgendwo hinzukomme­n“– auch, weil viele Angebote der Kirchengem­einde wegen der Krise ausfielen.

Die üblichen Ziele sind die Supermärkt­e in der Stadt, der Schwabenpa­rk und vor allem der Wochenmark­t am Donnerstag. „Einige wollen nur dahin, damit sie etwas Frisches einkaufen können.“

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Start zur 200. Tour vor dem Johannes-Brenz-Gemeindeha­us: (von links) Begleitper­son Erich Messner, Fahrerin Margarita Walter und Organisato­r Gerhard Appenzelle­r am Einkaufsbu­s.

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