Trossinger Zeitung

Der Einzelhand­el leidet unter fehlender Kundschaft

Umsätze gehen zurück – Händler finden: Mit Maske, Abstand und Desinfekti­on könne man sich kaum anstecken

- Von Dorothea Hecht und Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Der Einzelhand­el in Tuttlingen ächzt unter der CoronaKris­e. Als „katastroph­al“bezeichnen viele Händler die derzeitige Situation. Die Laufkundsc­haft fehlt, die Umsätze sind teils miserabel. Dabei finden viele Händler: Da in den Geschäften darauf geachtet werde, dass die Hygienevor­schriften eingehalte­n werden, könne man sich beim Einkaufen kaum infizieren. So hoffen die Ladeninhab­er nun auf das Weihnachts­geschäft.

Drei Tage in Folge – von Montag bis Mittwoch – stand Claudia Diener völlig alleine in ihrem Modegeschä­ft „Elfenreich“. Kein einziger Kunde kam. „Es ist eine Katastroph­e“, fasst sie die Situation im Einzelhand­el zusammen und spricht damit aus, was auch viele ihrer Kollegen sagen. So etwa auch Andrea Dittrich-Meurer vom Modeladen „Aust“. „Bis letzte Woche lief es noch recht gut, aber aktuell ist es ganz furchtbar“, sagt sie.

Dass so wenige Menschen in die Geschäfte kommen, sehen die Händler auch darin begründet, dass Cafés und Gastronomi­ebetriebe geschlosse­n sind. „Wenn man nicht mal einen Kaffee trinken kann, hat man doch auch keine Lust zum Shoppen“, kann Diener vom Elfenreich das Verhalten der Menschen nachvollzi­ehen. Auch Arthur Wenkert vom „Werkstättl­e“beobachtet dies: „Was völlig fehlt, sind diejenigen, die einfach durch die Stadt bummeln. Wenn jemand kommt, dann nur diejenigen, die gezielt in mein Geschäft möchten.“Hätte er nicht eine treue Stammkunds­chaft, würde es für ihn düster aussehen.

Was manche Händler zudem auch ärgert, ist der Aufruf der Stadtverwa­ltung

und der Gemeinderä­te an die Bürger, zuhause zu bleiben. Auch wenn man diese Haltung einerseits nachvollzi­ehen könne: „Die andere Seite ist einfach, dass man ja auch die Innenstadt beleben und die Geschäfte unterstütz­en möchte“, sagt etwa Claudia Diener. Sie findet: Wer sich an die Hygienevor­schriften halte, also Maske trage und Abstand halte, könne sich beim Klamottene­inkaufen kaum infizieren. „Da gibt es wirklich andere Quellen als den Einzelhand­el.“

„Für diejenigen, die von ihren Läden leben müssen, ist es schwierig“, appelliert auch Catherine Römer von „Römers Spitzentee“an die Menschen, doch weiterhin vor Ort einkaufen zu gehen. Das sieht auch Andrea Dittrich-Meurer von „Aust“so. Natürlich sei es richtig, angesichts der steigenden Infektions­zahlen Maßnahmen zu ergreifen, „aber man muss auch an die Einzelhänd­ler denken“. Nur Zuhause bleiben könne nicht die Lösung sein. Zum ersten Mal werde sie kommende Woche eine Aktion zum Black Friday machen – in der Hoffnung, den Umsatz anzukurbel­n.

Doreen Gebhardt vom gleichnami­gen Dessous-Geschäft in der Oberen Hauptstraß­e betont, wie sehr sie in ihrem Geschäft auf Hygiene achte. Sie desinfizie­re regelmäßig, halte Abstand: „Die Kunden können hier wirklich sicher sein“, glaubt sie – und hofft, dass die Tuttlinger dem Handel vor Ort treu bleiben und nicht ins Internet abwandern.

Online bestellen – diese Option gibt es inzwischen bei vielen Tuttlinger Händlern. In Stiefels Buchladen und Buch Greuter zum Beispiel schon lange. Auch bei Greuter merkt man die Umsatzdell­e, „aber die Leute, die kommen, kaufen auch mehr

Bücher“, stellt Filialleit­erin Katharina King fest. „Ich glaube, dass einige auch bewusst jetzt Bücher kaufen, um mal etwas anderes zu erleben als die Corona-Krise.“Zwar gebe es in der Filiale genug Platz, sagt King, und die maximale Kundenzahl werde selten erreicht. Dennoch will Greuter in der Adventszei­t die Öffnungsze­iten verlängern, um die Kundenströ­me noch weiter zu entzerren.

Beim Outdoorlad­en Vaude und Lederwaren Kohler-Gehring – die Geschäfte der Familie Sutter – ist der Kundenrück­gang ebenfalls spürbar. „Es werden von Tag zu Tag weniger“, sagt Jörg Sutter. Koffer seien aufgrund der Reisebesch­ränkungen nicht gefragt, er hofft auf Lockerunge­n im Frühjahr und Sommer. Die Outdoorbra­nche sei gut durch den ersten Lockdown gekommen, jetzt habe die Nachfrage aber ebenfalls nachgelass­en. Neben Online-Marketing und Lieferserv­ice setzen die Sutters nun auf das Weihnachts­geschäft.

Der November ist eigentlich der stärkste Monat für Ute Raible von „Hobby Creativ“. Deko- und Bastelarti­kel hätten vor allem vor Weihnachte­n Saison. Auch sie spüre, dass weniger Umsatz gemacht werde als im Vorjahr, jammern will sie aber nicht: „Solange wir öffnen dürfen, geht’s uns gut“, meint sie. „Bestimmt zieht es vor Weihnachte­n nochmal an.“Ganz zufrieden zeigt sich Frank Butsch von Intersport Butsch. „Für die momentane Situation haben wir eine gute Frequenz“, beschreibt er, dass Artikel wie Wander- oder Joggingsch­uhe stark gefragt seien.

Für ihn, wie auch für etliche andere Händler, bleibt nun die spannende Frage, ob die Geschäfte weiterhin aufbleiben dürfen und ob sie im Dezember auf ein bisschen Weihnachts­geschäft hoffen dürfen.

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FOTO: D. HECHT Hände desinfizie­ren, Maske tragen und Abstand zu den Kunden: Claudia Diener vom Modegeschä­ft Elfenreich macht vor, wie sicheres Einkaufen in Corona-Zeiten funktionie­rt.

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