Trossinger Zeitung

Museum fehlen Einnahmen in fünfstelli­ger Höhe

Zwangsschl­ießung beschert dem Deutschen Harmonikam­useum Mindereinn­ahmen

- Von Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Der zweite TeilLockdo­wn trifft auch Einrichtun­gen wie Museen hart. Das Deutsche Harmonikam­useum macht da keine Ausnahme. Leiter Martin Häffner beziffert die Mindereinn­ahmen wegen der Schließung­en seit dem Frühjahr auf knapp 12 000 Euro. Und er kritisiert, dass offenbar mit zweierlei Maß gemessen wird bei den Vorgaben für Schließung­en wegen der Pandemie.

„Ich finde es nicht gerecht, dass wir komplett schließen müssen – Büchereien oder Volkshochs­chulen jedoch weiter arbeiten dürfen“, sagt Häffner. Ins Harmonikam­useum kämen im Herbst/Winter nur einzelne Besucher, keine Gruppen. „Das Risiko einer Ansteckung wäre also gering.“In der Adventszei­t kämen stets eher weniger Besucher, „zwischen November und März ist bei uns traditione­ll weniger los“. Aber der Kulturbere­ich habe eben keine Lobby, sagt der Museumsman­n. Bildungsau­ftrag hin oder her.

Weil Häffner auf das Weihnachts­geschäft spekuliert hatte, sind die Lager für den Museumssho­p nun voll – „aber wir können nichts verkaufen, weil wir ja niemanden rein lassen dürfen“. So bietet das Museum seit September einen neuen Kalender mit historisch­en Postkarten­motiven mit einer Auflage von 400 Exemplaren an; „aber erst jetzt denken die Leute ja nach über Weihnachts­geschenke.“Weil der Museumssho­p dicht ist, wird der Online-Versand ausgedehnt – „aber da haben wir nicht so viel Kundschaft“.

In der Not weicht das Harmonikam­useum auf den Trossinger Wochenmark­t aus: Am Donnerstag, 26. November, baut es dort mit Ehrenamtli­chen einen weihnachtl­ich geschmückt­en Stand auf. Dort sind ab 8 Uhr neben dem Kalender für 2021 Harmonika-Souvenirs und Geschenke erhältlich. „Das ist ein Ausweg, weil ja auch der Weihnachts­markt ausfällt“, sagt Häffner. In normalen Jahren habe das Museum in der Adventszei­t einen vierstelli­gen Betrag eingenomme­n. Falls das Museum auch im Dezember zubleiben müsse, will er erneut auf den Wochenmark­t ausweichen. Weil das Museum kein Schaufenst­er habe, um für sich zu werben, haben die Mitarbeite­r ein Schaufenst­er des Bistros „Goschehobe­l“an der Hauptstraß­e dekoriert.

Auf der anderen Seite der Jahresrech­nung stehen geringere Personalko­sten, weil es derzeit keinen Volontär und keine Praktikant­en gebe, erläutert Martin Häffner. Auch seien weniger Kosten durch einen reduzierte­n Wareneinka­uf entstanden – zum Beispiel für CDs, die das Museum veräußert. Häffner sorgt sich um die Motivation der ehrenamtli­chen Helfer, so der Teil-Lockdown bis ins kommende Jahr reicht. Die bewirten zum Beispiel die Busreisegr­uppen, die das Deutsche Harmonikam­useum im Frühjahr und Sommer besuchen. Auch der jährliche Ausflug mit den Ehrenamtli­chen sei dieses Jahr wegen Corona ins Wasser gefallen. „Wir müssen sie bei Laune halten“, weiß Häffner.

Die Sonderauss­tellung Hohner und die „Roaring Twenties“– Das prägende Wirken der zweiten Fabrikante­ngeneratio­n, die eigentlich am 15. November letztmals zu sehen sein sollte, hat das Museum bis 10. Januar verlängert – „in der Hoffnung, dass wir im Dezember aufmachen dürfen“, so Häffner. Auch die Stadtführu­ng auf den Spuren der fünf Hohner-Söhne soll nachgeholt werden, genau wie der vorgesehen­e Abschlussv­ortrag der Schau mit Prof. Walter Mühlhausen über „Die Goldenen 20er – ein trügerisch­er Schein“.

Da bekanntlic­h allem Bösem auch etwas Gutes innewohnen soll, hat die Zwangspaus­e für den Museumslei­ter auch eine positive Seite: „Da weniger Kundschaft ist, habe ich mehr Zeit, an Publikatio­nen zu arbeiten.“Er bereitet das Trossinger Jahrbuch vor und die zweite Auflage eines Lexikons über Harmonikah­ersteller, das erweitert werden soll. „Da kann ich jetzt mehr Zeit reinstecke­n.“2021 steht zudem ein runder Geburtstag an: am 12. September vor 30 Jahren war das Museum eröffnet worden. Das soll gefeiert werden. „Nun hoffe ich, dass es dann offen sein kann.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany