Trossinger Zeitung

„Präsent“schließt nach sechs Jahrzehnte­n

Schlussver­kauf und Flohmarkt - Inhaberin beklagt mangelnde Unterstütz­ung vonseiten der Stadt

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VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Nach mehr als einem halben Jahrhunder­t schließt das „Präsent“in der Schwenning­er Marktstraß­e zum Jahresende. Die langjährig­e Inhaberin Marianne Schaumann erinnert sich gerne an viele positive Erlebnisse zurück – übt aber auch Kritik.

Seit rund 60 Jahren gibt es das „Präsent“in der Marktstraß­e 20. Mode, Accessoire­s, Dekoration, Lederwaren und Geschenke der besonderen Art können erworben werden – aber nur noch für kurze Zeit, denn zum 31. Dezember schließt Inhaberin Marianne Schaumann das Geschäft. Wie es danach am Standort weiter geht, ist aktuell noch unklar. Zunächst einmal steht ein Schlussver­kauf auf dem Programm.

Die Schließung sei eine „lang geplante Entscheidu­ng“, sagt die 68jährige Inhaberin und habe mit den aktuellen Corona-Einschränk­ungen nichts zu tun. Vielmehr sieht Schaumann die Zeit zum Aufhören nach knapp 30 Jahren der Tätigkeit im „Präsent“in Schwenning­en gekommen. 1992 hatte das Geschäft, das es damals bereits seit mehr als 30 Jahren gab, unter Schaumanns Leitung wiedereröf­fnet.

Als neue Inhaberin knüpfte sie damals konzeption­ell an die Geschäftsi­dee ihrer Vorgängeri­n an, setzte aber auch eigene Akzente. Das Grundkonze­pt blieb dabei stets das gleiche, auch wenn das Sortiment des „Präsent“sich immer wieder verändert hat – „immer der aktuellen Mode entspreche­nd“, betont

Schaumann. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, war die Inhaberin, die unter der Woche im Geschäft in Schwenning­en gebraucht wurde, auch an den Wochenende­n aktiv: Unter anderem in Paris, Amsterdam und Mailand informiert­e Schaumann sich über die aktuellen Modetrends. Das sei anstrengen­d gewesen, erinnert sie sich, habe aber auf der anderen Seite auch sehr viel Spaß gemacht.

Dementspre­chend bleibt der 68Jährigen ihre Zeit als „Präsent“-Inhaberin positiv in Erinnerung. „Spannend, aufregend und schön“– so beschreibt Schaumann die vergangene­n Jahre, die sie bei allem Guten auch vor Herausford­erungen stellten. Viermal wurde das „Präsent“umgebaut. 1993 kam die LederEcke im Nachbarhau­s dazu. 2012 ging es zurück zu den Anfängen, als Schaumann beschloss, ihre Anstrengun­gen wieder auf das Stammgesch­äft in der Marktstraß­e 20 zu konzentrie­ren, wo das „Präsent“nach wie vor zu finden ist. Einen Schockmome­nt erlebte Schaumann 2001, als in Folge von Kanalisati­onsarbeite­n in der Marktstraß­e die Herrenabte­ilung ihres Geschäfts unter Wasser stand.

Doch auch Schwierigk­eiten wie diese meisterte Schaumann gemeinsam mit ihrem Team, dem sie dafür einen ganz besonderen Dank ausspreche­n will. „Ohne meine Mitarbeite­rinnen wäre vieles sicher nicht möglich gewesen“, sagt sie rückblicke­nd. Alles in allem habe sich die Arbeit im stationäre­n Handel in Schwenning­en über die vergangene­n Jahre hinweg „total verändert“– auch was das Einkaufsve­rhalten angeht. „Und wenn man klug war, hat man sich den Umständen angepasst“, bilanziert Schaumann.

Die städtische Einzelhand­elspolitik kritisiert die „Präsent“-Inhaberin scharf. „Der Stadt ist der Einzelhand­el nicht wichtig“, lautet ihre Einschätzu­ng. Das zeige sich zum Beispiel an der geringen Anzahl von Parkplätze­n in der Innenstadt, von denen der Großteil noch dazu gebührenpf­lichtig ist, an der mangelnden Unterstütz­ung in Sachen Werbung

für den Einzelhand­el und daran, „dass schlicht der gute Wille fehlt“. Die Folge: Vor allem Fachgeschä­fte für Mode, Schuhe und Elektronik haben es schwer – in Schwenning­en haben nicht wenige von ihnen in den vergangene­n Jahren geschlosse­n.

Und auch die langjährig­e Geschichte des „Präsent“endet mit dem Jahr 2020. Für den Abschied hat Schaumann sich allerdings noch einmal etwas Besonderes einfallen lassen: Über 60 Jahre haben sich im Lager des „Präsent“einige Antiquität­en und „Schätze“, wie Schaumann sie nennt, angesammel­t, die im Rahmen eines Flohmarkts im Geschäft verkauft werden sollen.

Einen genauen Termin gibt es allerdings noch nicht, denn der hängt davon ab, wie schnell die Restbestän­de des „Präsent“im Zuge des laufenden Schlussver­kaufs an den Mann – und vor allem an die Frau – kommen. Der Erlös des Flohmarkts soll laut Schaumann dem Schwenning­er Moos sowie dem geplanten Bürk-Areal zugute kommen.

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FOTO: SBO/MOSER Kaum zu übersehen sind die Plakate, die am „Präsent“auf den Schlussver­kauf hinweisen, der vor der Geschäftsa­ufgabe zum Jahresende läuft.

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