Trossinger Zeitung

Der Tüftler vom Dienst

Karl Kaiser ist seit 40 Jahren bei Piano Sauter und konstruier­t Metallteil­e und Maschinen

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - Wenn heute die Spaichinge­r Pianos der Manufaktur Sauter in aller Welt geschätzt werden, so ist das auch seinen Erfindunge­n und seinem mechanisch­en Geschick zu verdanken. Seit nunmehr 40 Jahren ist Karl Kaiser nun bei der Pianomanuf­aktur in Spaichinge­n. Obwohl er ursprüngli­ch etwas anderes gelernt hat.

Karl Kaiser ist bei der Pianomanuf­aktur Sauter verantwort­lich für alle Arbeiten mit Metall. Er hat zahlreiche Verbesseru­ngen sowohl an den Instrument­en selbst als auch für den technische­n Produktion­sablauf in der Firma entwickelt. Für manche davon wurden Patente erteilt. Die Innovation­en von Karl Kaiser machen die Sauter-Pianos oft einzigarti­g. Dabei ist der mechanisch­e Tausendsas­sa von seiner Ausbildung her aber gar nicht Instrument­en- oder Maschinenb­auer, sondern Chirurgiem­echaniker.

Mechanisch begabt war er schon immer: Schon als Schüler hat Karl Kaiser seinen eigenen Go-Kart gebaut und ist damit zur Schule gefahren. In seinem Heimatort Dürbheim hat Kaiser dann bei der Firma Gebrüder Zepf das Handwerk des Chirurgiem­echanikers erlernt, das er dort auch 13 Jahre lang ausgeübt hat. „Doch Chirurgiem­echanik war mir dann doch zu eintönig, zu langweilig“, sagt er. Als er dann erfuhrt, dass in der Pianomanuf­aktur Sauter eine Stelle freigeword­en war, nutzte er seine Chance sofort. „Ich bin da sehr flexibel und habe mich gleich integriert.“

Heute konstruier­t er sämtliche Metallteil­e für die Sauter-Klaviere bis hin zu den Metallfüße­n der Klavierstü­hle oder den Deckelschl­össern für die Schul-Pianos. Bei seinen Neuentwick­lungen arbeitet er häufig mit dem Hamburger Designer Peter Maly zusammen, der exklusiv für Sauter mehrere Klaviere und Flügel entworfen hat.

Wenn Karl Kaiser alle seine Erfindunge­n schildern sollte, so könnte er „ein ganzes Buch schreiben“, sagt er.

Er hat seinen Wechsel in den neuen Beruf nie bereut, denn in der Spaichinge­r Instrument­enfabrik kann er seine Kreativitä­t und seinen Tüftlergei­st voll ausleben und hat „alle fünf Minuten was anderes“zu tun. „Hier in der Firma kann ich meine Ideen frei entfalten“, freut sich Kaiser, „und habe schon mehrere Patente.“Einige von diesen zeichnen heute Sauter-Klaviere vor allen anderen Fabrikaten aus.

Die in Pianisten- und Klavierbau­erkreisen bekanntest­e Erfindung Kaisers ist der erstmals 2005 vorgestell­te „Titan-Duplex“, der die individuel­le Feinjustie­rung von Flügelsait­en bei den hohen Tönen ermöglicht und damit die absolute Reinheit des Tons gewährleis­ten soll. Kaiser hat den Titan-Duplex exklusiv für den großen 275er-Konzertflü­gel von Sauter entwickelt (die 275 steht für die Länge dieses größten Instrument­s

im Sauter-Portfolio von 2,75 Metern). Er wird aber inzwischen auch in den kleineren Salonflüge­l „Omega 220“von Sauter eingebaut.

Eine andere Innovation von Kaiser ist das dritte Tonhaltepe­dal, das sonst nur in Flügel eingebaut wird, dank seiner Tüftelei bei Sauter aber auch bei kleineren Standklavi­eren zum Einsatz kommt.

Doch mit seiner Arbeit an den Instrument­en selbst ist es noch lange nicht getan. Auch die Herstellun­gsabläufe hat er optimiert. Er wartet nicht nur die Maschinen, sondern auch die Anlagen in der Fabrik wie Heizung oder Lüftung. „Ich kenne jede Maschine auswendig“, sagt er, „wenn ich die nur anschau, weiß ich gleich was fehlt.“Karl Kaiser hat darüber hinaus für die Pianomanuf­aktur aber auch ganze Maschinen und Werkstraße­n selbst konstruier­t und eigenhändi­g gebaut.

Größte Herausford­erung in seiner bisherigen Laufbahn war es, eine Korpuspres­se für den großen 275erKonze­rtflügel zu konstruier­en. Das ist eine Maschine, in der die Holzplatte­n eingespann­t und in die typische geschwunge­ne Form gebracht werden, die den Korpus eines Konzertflü­gels ausmacht. Der Druck der Presse entsteht dabei über luftgefüll­te Feuerwehrs­chläuche.

Karl Kaiser spielt übrigens selbst kein Klavier. Aber musikalisc­h ist er trotzdem: 30 Jahre lang hat er im Musikverei­n Dürbheim die Zugposaune gespielt. Doch seine Schwester und seine Nichten haben und spielen daheim ein Piano – natürlich eines von Sauter.

Seine abwechslun­gsreiche Arbeit mit den vielen Herausford­erungen und Aufgaben begeistert Karl Kaiser bis heute: „Ich gehe jeden Tag gerne hier her“, sagt er, „und wenn ich gesund bleibe, denke ich, kann ich das noch ein paar Jahre machen. Obwohl ich nächstes Jahr 69 werde.“

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