Mittler zwischen Welt und Kirche
Diakon Horst Teufel ist gestorben – Einer der ersten verheirateten Diakone überhaupt
SPAICHINGEN - Ein Besuch bei Horst und Maria Teufel geschah nie, ohne eine sorgende Bewirtung, wärmende Gegenfragen nach dem Befinden, aufmerksamer Zugewandtheit. Jetzt ist der Vater vierer Kinder und einer der ersten verheirateten katholischen Diakone überhaupt am Freitag im Alter von 86 Jahren gestorben.
Horst Teufel war so etwas wie das Bindeglied zwischen der traditionellen katholischen Kirche und der Welt. Ganz im Geist des zweiten Vatikanischen Konzils ließ sich der gelernte Techniker zum Diakon ausbilden und wurde 1969 in Reute unter fast konspirativen Umständen geweiht. Diese Weihe, da war die alte Kirche sehr streng, war bislang nur den unverheirateten Priesterkandidaten zugänglich.
Aber eine Kirche, die sich öffnete und auch darauf zählte, dass sich die Gemeinden einbringen, brauchte solche Impulsgeber und Vermittler wie Horst Teufel. Ganze Generationen haben sich durch diese menschenfreundliche Art an die Kirche gebunden, fanden in seinem Ansatz des liebenden Gottes, dem man vertrauen kann, statt sich ständig vor Angst zu ducken, eine Heimat. Familienkreise, Familiengottesdienste, Kindergottesdienste, Eheseminare, Trauungen, Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen übernahm Teufel in seiner aktiven Zeit, aber auch lange nach seiner Pensionierung als späterer Religionslehrer und Schulseelsorger.
Der Obst- und Gartenbauverein setzte auf ihn bei der Maiandacht ebenso wie die Kolpingsfamilie, deren Präses Teufel über viele Jahre war und in der er viele inzwischen gesetzte Männer geprägt hat. Es gibt in Spaichingen einen – aus den Familienkreisen und der Neugierde, Offenheit,
Kritikfähigkeit und Menschenfreundlichkeit der 60er-Jahre hervorgegangenen – Kreis von damals und heute reformfreudigen Frauen und Männern. Freundschaften, lebenslang, sind so entstanden. Und diese sind nicht vorstellbar ohne den Geist von Mitmenschlichkeit, Toleranz, Barmherzigkeit und Vorurteilslosigkeit.
Viel Geschichten konnte Horst Teufel zusammen mit seiner Frau Maria, die seit der Jugend beide ein Team waren, erzählen. Auch viele lustige, etwa wenn Horst Teufel wieder jemanden gefunden hatte, und sei es jemanden obdachlosen, der dankbar über ein warmes Essen, Freundlichkeit, ein Bad und ein Bett war, und Teufel ihn einfach mitbrachte. Im Bewusstsein, dass seine Frau niemanden abweisen würde.
Die heutige Gemeinde mit WortGottesdienstfeiern aus der Gemeinde, den vielen Gruppen und Kreisen, karitativen Initiativen, neue Glaubensund Wertevermittlungsformen wie das Martinsspiel sind ohne Horst Teufel nicht vorstellbar. Sein Gottesbild: „Gott ist Liebe.“
Nun hat die katholische Kirche einen Papst, der eine ähnliche Menschenzugewandtheit, wenn auch nicht immer Theologie hat, wie sein Diakon Horst Teufel. Aber wie er vorhergesehen hatte: Die Aufwertung der Rolle der Frauen in der Kirche, der bessere Umgang mit Geschiedenen und ähnliches, die hat er nicht mehr erlebt.
Neben seiner Frau Maria hinterlässt Horst Teufel vier Kinder, sieben Enkel und drei Urenkel.
Am Dienstag findet das Abschiedsgebet für Diakon Horst Teufel um 18 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt.