Die Aufgabe heißt Kraftakt-Sieg
Gegen RB Salzburg geht es für den FC Bayern um mehr als nur einen Königsklassen-Erfolg
MÜNCHEN - Ein Erfolg der Bayern gegen RB Salzburg ist „a gmahde Wiesn“, oder? Eh kloar, würde man in Österreich sagen. Ein Blick in die Statistik insbesondere von Trainer Hansi Flick vor dem vierten Gruppenspiel der Champions-LeagueVorrunde (21 Uhr/ Sky) zeigt: Alle elf Königsklassen-Partien unter seiner Regie haben die Bayern gewonnen und dabei 42 Tore erzielt. Macht 3,8 Treffer im Schnitt pro Spiel. Und das 6:2 im Hinspiel vor drei Wochen gegen über weite Strecken der Partie stark aufspielende, in der Schlussviertelstunde jedoch auseinanderfallende Salzburger, zeigt doch, dass ... – stopp. Eben nicht.
„Unser Spiel ist es normalerweise, dass wir die Kontrolle haben“, sagte Flick und ließ damit tief blicken. Normalerweise! Intern stuft man das Match in der Mozartstadt als eine der größten Herausforderungen der letzten Monate ein, abgesehen vom deutschen Klassiker in Dortmund (3:2). Also betonte Flick, der im Sommer 2006 in Salzburg zwei Monate lang unter Chefcoach Giovanni Trapattoni gemeinsam mit Lothar Matthäus Co-Trainer war: „Wir wissen, dass es ein schwieriges Spiel wird. Wenn sie uns unter Druck setzen, wissen wir auch, was wir zu tun haben.“
Auch Leon Goretzka, am Mittwoch im Zentrum gefordert, hat viel Respekt vor den Tempomacher-Gästen: „Das Hinspiel war ein schwieriges Spiel, da hat man deren ganze Klasse gesehen. Das Gute an einem Rückspiel ist, dass man ein paar Dinge aus dem Hinspiel analysieren kann. Das haben wir gemacht. Wir wollen mehr Kontrolle über das Spiel bekommen.“Es könnte erneut ein wildes Hin und Her werden, mit teils unkontrolliertem Umschaltspiel. Ganz so als müsste man sich ohne Streaming-Möglichkeit beim Fernsehprogramm zwischen Pest und Cholera entscheiden.
Und das alles ohne Alphonso Davies (Reha-Training), Niklas Süle (Belastungssteuerung wegen Trainingsrückstand und angeblichem Übergewicht) sowie Corentin Tolisso und Bouna Sarr (beide muskuläre Probleme). Unwahrscheinlich zudem der Einsatz von Lucas Hernández, der gegen Bremen mit einer Hüftprellung ausgewechselt werden musste. Eventuell kann der Franzose auf der Bank sitzen. Am schwersten aber wiegt der Ausfall von Bayerns Mittelfeld-Chef und Antreiber Joshua Kimmich, der nach seiner Außenmeniskus-Operation im rechten Knie bereits Fortschritte in der Reha macht. „Joshua wird immer fehlen, weil er ein sehr wichtiger Spieler ist“, betonte Flick mehrmals. Bei den vergangenen
14 ChampionsLeague-Siegen am Stück stand Kimmich immer auf dem Platz, wurde lediglich einmal (beim 6:0 in Belgrad vor fast auf den Tag genau einem Jahr) eingewechselt. Als Kimmich das letzte Mal fehlte, damals wegen einer Gelbsperre, schied Bayern im März 2019 mit dem 1:3 im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Liverpool aus. Zugleich die letzte Königsklassen-Niederlage. Noch eine Warnung also.
„Wir wollen auf jeden Fall gewinnen und den Sack so schnell wie möglich zumachen“, sagte Flick. Bei einem Erfolg wäre das Achtelfinale (geplant: Hinspiel Februar, Rückspiel März) erreicht – hieße: zum 13. Mal hintereinander ein Ticket für die K.-o.-Phase. Noch reizvoller aus Bayern-Sicht: Bereits den Gruppensieg hätten die Münchner eingefahren, wenn im Parallelspiel Atlético Madrid gegen Lok Moskau nicht gewinnt. Dann könnte man noch entspannter die kommenden beiden englischen Wochen angehen und eine
„Joshua wird immer fehlen, weil er ein sehr wichtiger Spieler ist.“
bessere B-Elf nach Madrid (1. Dezember) fliegen lassen und auch acht Tage später gegen die Russen den Reservisten eine Chance geben. Das Ansinnen des möglichen vorzeitigen Weiterkommens: Mehr Körner für die Bundesliga aufsparen, Verletzungen verhindern, Erschöpfungen vorbeugen. Die Aufgabe am Mittwoch: Ein Kraftakt-Sieg für die Liga.
Hansi Flick
Denn dort konnte der Abo-Meister bisher keinen der Verfolger abschütteln. Dortmund und Leverkusen haben einen Punkt Rückstand, RB Leipzig ebenfalls lediglich zwei. Aber auch diese Teams haben die Belastungen der Europacup-Wochen (Bayer in der Europa League) vor sich. Gegen Leipzig (5. Dezemberg) und Leverkusen (19. Dezember) muss Bayern noch vor Weihnachten ran, da wäre ein Durchschnaufen an den letzten beiden Champions-League-Spieltagen schon ... genau: leiwand.