Trossinger Zeitung

„Ich sehe Amt definitiv nicht als Sprungbret­t“

Die vier Bewerber um den Trossinger Bürgermeis­ter-Posten im Porträt – Heute: Ralf Sulzmann

- Von Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Am 6. Dezember wählen die Trossinger ihren neuen Bürgermeis­ter. Diese und kommende Woche stellen wir die vier Kandidaten näher vor – mit so mancher Facette, die nicht jedem bekannt sein dürfte. Die Porträts erscheinen in der Reihenfolg­e der Einreichun­g der Bewerbung. Den Anfang macht Ralf Sulzmann, seit 2018 Hauptamtsl­eiter im Trossinger Rathaus.

„Eiscreme und Schokolade.“Wer den potenziell­en künftigen Trossinger Bürgermeis­ter nach seinen Schwächen fragt, erntet erst mal ein Lachen. „Ich fange vielleicht manchmal ein paar Dinge zu viel auf einmal an“, sagt er nach kurzer Überlegung. Die er bisher seines Wissens jedoch alle zu Ende gebracht habe. Künftig wolle er „noch mehr Prioritäte­n setzen“. Und seine Stärken? „Eine gewisse Kreativitä­t und Ideenreich­tum, ein gewisses Organisati­onstalent, und ich bin offen und kommunikat­iv – ich kann’s mit den Leuten.“

Geboren ist Sulzmann vor 39 Jahren in Villingen, aufgewachs­en in Seitingen-Oberflacht, wo er bis heute mit seiner erst im Oktober angetraute­n Frau Eva-Maria lebt. Was vorerst so bleiben soll im Fall seiner Wahl. Das Haus der Großeltern, in dem die beiden wohnen, ist frisch saniert, das „nächste finanziell­e Abenteuer“einer neuen Bleibe in Trossingen scheut er fürs erste. „Außerdem schadet eine Heimfahrt nichts um abzuschalt­en.“Auch andere Bürgermeis­ter im Landkreis Tuttlingen lebten nicht in der Stadt ihres Schaffens. „Und wenn was ist, bin ich sofort da.“

Seine Kandidatur ist folgericht­ig: Schon als Jugendlich­er wollte Ralf Sulzmann Bürgermeis­ter werden. Die Bandbreite und die Gestaltung­smöglichke­iten hätten ihn gereizt. Bereits als Zwölftkläs­sler saß der bis heute parteilose Bewerber im Seitingen-Oberflacht­er

Gemeindera­t, dem er bis heute angehört. Es folgten ein Fachhochsc­hulstudium in Kehl zum Diplom-Verwaltung­swirt, der Berufseins­tieg als Fallmanage­r im Sozialamt des Tuttlinger Landratsam­ts und 2006 der Wechsel nach Mühlheim/Donau als Hauptamtsl­eiter. „Manche Chancen kommen nur einmal im Leben“, begründet er seinen Entschluss, als Nachfolger von Dieter Kohler Hauptamtsl­eiter in Trossingen werden zu wollen. Eine größere Stadt als Mühlheim habe ihn gereizt.

Fünf bis zehn Jahre habe er 2018 für den neuen Posten ins Auge gefasst. Hintergeda­nken, einmal Stadtoberh­aupt zu werden, hätten ihn nicht angetriebe­n. Als jedoch Bürgermeis­ter Clemens Maier ankündigte, Trossingen in Richtung Stuttgart zu verlassen, habe er ein paar Wochen überlegt – und sich dann entschloss­en, den Kampf um die Nachfolge aufzunehme­n. Er sei noch nicht lange genug bei der Stadtverwa­ltung, um nicht auch den Blickwinke­l von außen weiter zu haben, sagt Sulzmann. Für die Beschreibu­ng seines Amtsverstä­ndnisses als Bürgermeis­ter wählt er ein Bild aus dem Fußball: „Ein Trainer muss die richtigen Spieler aufstellen – er kann nicht die Arbeit von elf Leuten selber machen.“

Sport zählt auch zu seinen Freizeitbe­schäftigun­gen: Sulzmann wandert und segelt, auf Bodensee, Ostsee und Mittelmeer. Er ist Vorsitzend­er des Harmonikac­lubs SeitingenO­berflacht, spielte dort im Orchester früher Akkordeon und heute Keyboard. Und er engagiert sich im Arbeitskre­is des Museums SeitingenO­berflacht. Auch in Trossingen wolle er sich als Bürgermeis­ter bei Veranstalt­ungen zeigen, „die Leute erwarten das“. Allerdings sei in normalen Zeiten in der Stadt so viel geboten, dass er nicht überall werde dabei sein können. Das neue Amt lege er langfristi­g an, versichert er: „Ich sehe es definitiv nicht als Sprungbret­t – ich habe nicht vor, mich in fünf Jahren weg zu bewerben.“

Als wichtigste­s Ziel sieht der 39Jährige die Stadtentwi­cklung. Er wolle einen „Leitbildpr­ozess angehen“mit Einbindung der Bürger. Und dabei auch Ideen sammeln „von denen, die sonst nicht dabei sind“. Seine Chancen für den 6. Dezember sieht Sulzmann selbstbewu­sst: „Ich schätze sie als gut ein – aber ich weiß, dass ich mich nicht ausruhen darf und versuchen muss, mit Ideen zu überzeugen.“

Mit dem Gedanken, dass seine aussichtsr­eichste Konkurrent­in Susanne Irion siegen könnte, und er dann neben ihr weiter als Hauptamtsl­eiter arbeiten müsste, habe er sich noch nicht auseinande­rgesetzt: „Ich verbiete mir, daran zu denken. Das wäre psychologi­sch völlig falsch – ich will schließlic­h gewinnen.“

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Ralf Sulzmann an seinem Arbeitspla­tz, dem Trossinger Rathaus. Am 6. Dezember ist der Hauptamtsl­eiter einer von vier Kandidaten bei der Bürgermeis­terwahl.

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