Verein „Frauen helfen Frauen“steht Opfern bei
Pädagoginnen des Frauenhauses helfen, Wege aus der Gewaltspirale zu finden
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Ein Thema, das auch den Soroptimist Club Villingen-Schwenningen umtreibt, so dass er sich gemeinsam mit Soroptimist International Deutschland an den „Orange Days“beteiligt, einer weltweiten Kampagne zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen ab Mittwoch, 25. November, bis Donnerstag, 10. Dezember. Allein 2019 hat das Bundeskriminalamt fast 142000 Opfer von Gewalt in Partnerschaften in der Statistik aufgelistet – zumeist gegen Frauen und seit Jahren mit leicht steigender Tendenz. „Und die Dunkelziffer ist hoch“, stellt Rosemarie von Strombeck vom Soroptimist Club VS fest. Zahlen, die sie bestürzen, wenn sie an all die Schicksale von Frauen und ihren Kindern denkt, die dahinter stehen. Die kennt auch ihre Mitstreiterin Veronika Bastian, die im Laufe ihrer beruflichen Karriere bei der Polizei auf verschiedenen Ebenen mit dem Thema konfrontiert war. Der Club erfüllt Jahr für Jahr die Weihnachtswünsche der Kinder im Frauenhaus und spendet Geld, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Denn die ist in den Augen der beiden unendlich wertvoll. „Es ist wichtig, den Frauen Mut zu machen, sich aus schlimmen Situationen zu befreien, und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind“, betont Rosemarie von Strombeck.
Das Team sei mit anderen Anlaufstellen vernetzt, begleite die Hilfesuchenden zu Ärzten und Behörden und kläre die finanzielle Situation, bei Bedarf auch mit einem Dolmetscher.
Wenn es erforderlich ist, finden Frauen samt ihren Kindern eine sichere Unterkunft im Frauenhaus, dem zweiten Tätigkeitsbereich des Vereins. Auch da stehe den Frauen umfangreiche Hilfe zur Verfügung, erklärt die Pädagogin. Ziel sei es, sie bei ihren Schritten in ein eigenverantwortliches Leben zu begleiten. Und eine ebenso bedeutende Rolle spiele der dritte Schwerpunkt: die Nachbetreuung, wenn die Frauen in eine eigene Wohnung umgezogen sind.
Dass das wegen der Wohnungsnot nicht einfach ist, weiß Hildegard Steinberger-Heitner vom Vorstandsteam des Vereins Frauen helfen Frauen. Sie stehe mit Vermietern wie der städtischen Wohnungsbaugesellschaft und der Baugenossenschaft Familienheim in Kontakt, aber bis die Frauen für sich und die Kinder eine neue Unterkunft haben, seien oft viele Anstrengungen erforderlich. Dieses Jahr hätten bereits 23 Frauen und 20 Kinder Zuflucht in den geschützten Wohnungen benötigt – 2019 seien es 17 Frauen gewesen. Da mache sich die Corona-Krise durchaus bemerkbar. „Gewalt gab es auch schon vorher, aber jetzt eskaliert es oft“, schildert sie ihre Eindrücke. Um so wichtiger ist es ihnen, auf das Hilfsnetz des Vereins Frauen helfen Frauen aufmerksam zu machen und die Opfer von Gewalt zu bestärken, diesen Beistand in Anspruch zu nehmen. Denn dass es Wege aus der Gewaltspirale gibt, das erleben die Pädagoginnen des Frauenhauses immer wieder.
Soroptimist International ist eine der weltweit größten Service-Organisationen berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement. In Deutschland zählt die Organisation aktuell über 6700 Mitglieder in 223 regionalen Clubs. Dem vor 23 Jahren gegründeten Soroptimist Club Villingen-Schwenningen gehören Mitglieder aus der Doppelstadt, Rottweil, Oberndorf, Donaueschingen und Niedereschach an. Das
Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gleichstellung der Frauen in rechtlicher, sozialer und beruflicher Hinsicht zu erlangen. Soroptimist International beteiligt sich so an den „Orange Days“, die sich seit 1991 weltweit für die nachhaltige Verwirklichung der Grundrechte von Frauen stark machen. Die aktuelle Kampagne unter dem Motto „Orange the world – Stand up for Women“endet am Donnerstag, 10. Dezember. Die Tage sind gefüllt mit Aktionen, die den Blick auf die Benachteiligung von Frauen und geschlechtsspezifische Formen von Gewalt richten. Die Soroptimistinnen nutzen gerade soziale Medien, da Veranstaltungen wegen Corona nur beschränkt möglich sind. Frauen und Mädchen, die unter körperlicher oder seelischer Gewalt leiden, steht der Verein Frauen helfen Frauen zur Seite. Die Beratungsstelle ist da für alle Frauen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, Opfer häuslicher Gewalt sind oder sich wegen Problemen in der Partnerschaft informieren und aussprechen wollen, zudem für Mädchen mit familiären Problemen. Die Hilfsangebote sind anonym und kostenlos. Im Frauen- und Kinderschutzhaus finden alle Frauen vorübergehend eine Zufluchtsstätte, die körperlichen oder seelischen Misshandlungen ausgesetzt sind.
Die Mitarbeiterinnen sind rund um die Uhr unter dem Notruf-Telefon 07721 / 544 00 erreichbar. Um Schutz und Beratung anbieten zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen. Derzeit sucht das Team auch Winterkleidung für Frauen in den Größen 38 bis 42.