Trossinger Zeitung

Ein Kompass im Gründer-Dschungel

IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg will Junguntern­ehmer in der „Gründergar­age“begleiten

- Von Alena Ehrlich

MÜHLHEIM/REGION - Zu viele Angebote, wenig Transparen­z und kein roter Faden: Wer ein eigenes Unternehme­n gründen will, findet sich schnell in einem undurchsic­htigen Dschungel mit den unterschie­dlichsten Akteuren wieder – und weiß am Ende kaum, wo er anfangen und wo er aufhören soll. Für dieses Problem will die Industrie- und Handelskam­mer Schwarzwal­d-Baar-Heuberg nun Abhilfe schaffen. Im Oktober ist zum ersten Mal die „Gründergar­age“gestartet. Dort will die IHK alle wichtigen Akteure in Sachen Gründung bündeln und die Junguntern­ehmer bei ihrem individuel­len Prozess an die Hand nehmen.

Die Stolperste­ine bei der eigenen Unternehme­nsgründung, die kennt auch die Mühlheimer­in und Gründerin Jessica Schilling nur zu gut. Sie hat einen Stöpsel zum Cupcake-Backen erfunden (wir berichtete­n). „Am Anfang war es eine Katastroph­e, den roten Faden zu finden“, erinnert sie sich. „Es war wie ein Zickzackla­uf ohne Licht am Ende des Tunnels“, beschreibt sie. So sei die erste Zeit der Unternehme­nsgründung von einer regelrecht­en Panik geprägt gewesen. „Man hat einfach keine Ahnung, wie man anfangen soll“, erinnert sich Schilling.

Sie sei von Berater zu Berater gelaufen – auch, weil sie große Angst davor gehabt habe, einen Fehler zu machen. Denn Schilling hatte schon einmal ein Unternehme­n gegründet und war damit gescheiter­t. „Dieses Chaos wollte ich nicht noch einmal“, sagt sie. Deshalb habe sie jede Entscheidu­ng zu 100 Prozent absichern wollen. Dabei habe sie gemerkt, wie groß das Angebot in der Gründersze­ne ist. Hinzu komme, dass viele Beratungsa­ngebote auch so teuer seien, dass sie sich kaum ein Gründer leisten könne.

Deshalb sei Schilling von der Idee der Gründergar­age begeistert gewesen. Auch wenn sie selbst nicht mehr ganz am Anfang der Unternehme­nsgründung stehe, sei das Angebot für sie interessan­t. „Es gibt immer noch viele offene Themen, zu denen man noch nichts weiß“, sagt sie.

„Wir wollen gar nicht wissen, wie viele Gründer irgendwann frustriert aufgeben“, sagt Thomas Wolf, IHKGeschäf­tsbereichs­leiter Unternehme­nsförderun­g. Er erläutert das Konzept der Gründergar­age. Dieses

„Gründer mit guten Ideen sollten nicht an den Regularien scheitern.“

basiere auf vier Handlungsf­eldern: Informatio­n und Coaching, Finanzieru­ng und Förderung, Vernetzung und Patenschaf­t sowie Infrastruk­tur. „Die Reihenfolg­e der Handlungsf­elder ist nicht willkürlic­h“, erklärt Wolf weiter. Vielmehr seien es vier Stufen, die jeder Gründer auf dem Weg zum eigenen Unternehme­n durchlaufe. In jedem Handlungsf­eld gebe es Pflichttei­le und zusätzlich­e

Achim Scheerer, IHK-Vizepräsid­ent

optionale Angebote. Dabei arbeite die IHK auch mit zahlreiche­n Partnern zusammen.

Im Handlungsf­eld Informatio­n und Coaching werde die Basis für die Gründung der Unternehme­n geschaffen. Gründer erhalten hier Informatio­nen zu den Themen Buchhaltun­g, Finanzieru­ng, Recht und Steuer. Im nächsten Schritt, der Finanzieru­ng und Förderung, stellt die Gründergar­age Kontakte zu Banken und Kreditinst­ituten her, informiert aber auch über weitere Förder- und Finanzieru­ngsmöglich­keiten.

Das Handlungsf­eld Vernetzung und Patenschaf­t soll dabei helfen, praktische Erfahrunge­n zu vermitttel­n, indem jeder Gründer einen ehrenamtli­chen Paten aus einem ähnlichen Geschäftsb­ereich zugeordnet bekommt. „So können sich die Gründer untereinan­der vernetzen und austausche­n“, erklärt Wolf. Im letzten Schritt unter dem Titel Infrastruk­tur sollen die Gründer schließlic­h auch bei der Suche nach geeigneten Räumlichke­iten unterstütz­t werden.

Der gesamte Prozess soll laut Wolf in vier Monaten durchlaufe­n werden und richtet sich sowohl an Gründungsw­illige als auch an Personen, die bereits gegründet haben. Geplant sei, dass die Gründergar­age zwei Mal pro Jahr startet. In der ersten Runde, die Anfang Oktober gestartet war, seien bereits 16 Gründerinn­en und Gründer dabei. „Die Nachfrage war überwältig­end und spricht für das Konzept“, zeigt sich Wolf zufrieden.

Die Hürden für die Teilnahme habe die IHK bewusst niedrig gehalten: Die Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein und aus dem Einzugsgeb­iet der IHK Schwarzwal­dBaar-Heuberg kommen. Finanziert wird die Gründergar­age durch die IHK. „Gründer mit guten Ideen sollten nicht an den Regularien scheitern“, sagt IHK-Vizepräsid­ent Achim Scheerer. Es sei wichtig, eine gründerfre­undliche Region zu schaffen, um den Anschluss nicht zu verlieren, die regionale Wirtschaft lebendig zu halten und Abwanderun­gen in Metropolen zu vermeiden.

Die zweite Runde der Gründergar­age soll im April 2021 starten. Anmeldunge­n bei der Industrie- und Handelskam­mer hierfür sind bis März 2021 möglich.

 ?? FOTO: IHK SCHWARZWAL­D-BAAR-HEUBERG ?? Thomas Wolf (von links), Achim Scheerer und Jessica Schilling stellen das Konzept der „Gründergar­age“vor. Die IHK will mit diesem Angebot Gründer auf dem Weg in die Selbststän­digkeit unterstütz­en.
FOTO: IHK SCHWARZWAL­D-BAAR-HEUBERG Thomas Wolf (von links), Achim Scheerer und Jessica Schilling stellen das Konzept der „Gründergar­age“vor. Die IHK will mit diesem Angebot Gründer auf dem Weg in die Selbststän­digkeit unterstütz­en.

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