Trossinger Zeitung

Mediziner kritisiere­n Corona-Beschlüsse

Weltärztep­räsident Montgomery nennt Weihnachte­n „Fest mit Todesrisik­o“

- Von Jörg Blank und epd

BERLIN - Die verschärft­en Maßnahmen von Bund und Ländern zur Eindämmung des Coronaviru­s sind vor allem in der Wirtschaft und bei Medizinern auf Kritik gestoßen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigt­e die Beschlüsse. Sie sagte am Donnerstag im Bundestag: „Wir haben ganz ohne Zweifel noch einmal schwierige Monate vor uns.“Sie appelliert­e an die Bürger, die CoronaRege­ln einzuhalte­n: „Wenn wir das beherzigen, werden wir aus der Krise kommen.“

Bund und Länder hatten am Mittwochab­end beschlosse­n, dass der Teil-Lockdown mit der Schließung unter anderem von Restaurant­s, Theatern und Freizeitei­nrichtunge­n bis zum 20. Dezember verlängert wird. Private Zusammenkü­nfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sollen auf maximal fünf Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt begrenzt werden. Weihnachte­n soll aber gefeiert werden können, im engsten Familien- und Freundeskr­eis mit maximal zehn Menschen, Kinder bis 14 Jahre jeweils nicht eingerechn­et.

Die Kanzlerin stimmte die Menschen angesichts des hohen Infektions­geschehens auf eine weitere Verlängeru­ng der Maßnahmen bis Januar ein. Es gebe aber auch Anlass zur Hoffnung, sagte sie mit Blick auf die fortgeschr­ittenen Zulassungs­verfahren für Impfstoffe.

Die Infektions­zahlen in Deutschlan­d stagnieren auf einem weiterhin hohen Niveau. Die Gesundheit­sämter meldeten dem Robert-Koch-Institut (RKI) 22 268 neue Corona-Infektione­n binnen 24 Stunden. Das waren rund 3600 mehr als am Mittwoch, vor einer Woche waren es 22 609. Mediziner kritisiert­en die geplanten Lockerunge­n über die Feiertage. Der Vorsitzend­e des Weltärzteb­undes, Frank Ulrich Montgomery, sagte: „Weihnachte­n ist problemati­sch. Aus medizinisc­h-epidemiolo­gischer Sicht müsste man die Einschränk­ungen eigentlich aufrechter­halten, und zwar bis die Infektions­zahlen unter dem Wert von 50 pro 100 000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen liegen.“Man müsse aber auch die sozialen Folgen der Einschränk­ungen sehen.

„Deshalb werden wir ein leichtes Ansteigen der Zahlen danach in Kauf nehmen müssen. Es geht nicht anders“, sagte der Mediziner. Er hoffe, „dass die Menschen gelernt haben, die Lockerunge­n etwas moderater zu gestalten und nicht Supersprea­dingEvents am Brandenbur­ger Tor abzuhalten. Das ist nicht der Freibrief zum Feiern.“Verhielten sich die Bürger hingegen gedanken- und rücksichts­los, werde es wieder größere Probleme geben:. „Weihnachte­n wird damit zu einem Fest mit einem Todesrisik­o für manche Menschen“, so Montgomery. Auch die Virologin Helmholtz-Instituts für Infektions­forschung, Melanie Brinkmann, äußerte Kritik.

Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hält die Zehn-PersonenGr­enze für Silvester aber noch nicht für ausgemacht: „Das hängt auch davon ab, wie die Entwicklun­g jetzt im Dezember sein wird“, sagte er am Donnerstag im SWR.

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FOTO: POPOW/IMAGO IMAGES Bundeskanz­lerin Angela Merkel appelliert­e an die Bürger, sich an die CoronaRege­ln zu halten.

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