Trossinger Zeitung

Die Erneuerin

Die vier Bewerber um den Trossinger Bürgermeis­ter-Posten im Porträt – Heute: Susanne Irion

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Am 6. Dezember wählen die Trossinger ihren neuen Bürgermeis­ter. Diese und kommende Woche stellen wir die vier Kandidaten näher vor – mit so mancher Facette, die nicht jedem bekannt sein dürfte. Die Porträts erscheinen in der Reihenfolg­e der Einreichun­g der Bewerbung. Für Susanne Irion, die zweite Kandidatin, ist der Chefsessel nichts Unbekannte­s: Sie ist seit 2014 Bürgermeis­terin in der Gemeinde Holzmaden im Landkreis Esslingen.

„Bürgermeis­terin wollte ich schon als kleines Mädchen werden - einen anderen Berufswuns­ch hatte ich nie“, erinnert sich Susanne Irion, während sie Gebäck und getrocknet­e Apfelringe serviert - Geschenke von Trossinger Wählern. Die 35-Jährige strahlt. „Ist das nicht wahnsinnig nett?“

Geschenke hatte sie damals aber nicht im Sinn, als sie sich erstmals für den Beruf Bürgermeis­terin zu interessie­rten begann. „Ich war ein sehr kommunikat­ives Kind und habe mich schon früh gerne für andere und für Gerechtigk­eit eingesetzt. Ich wollte, dass es den Menschen um mich herum gut geht.“Der Dienst am Menschen spielte in ihrer Familie immer eine große Rolle. „Allerdings ist meine Familie im medizinisc­hen Bereich tätig“, erzählt Irion. „Ich bin die einzige, die eine politische Laufbahn eingeschla­gen hat.“

Susanne Irion wurde 1985 in Heilbronn geboren und wuchs in Bad Rappenau auf. Nach der Schule schlug sie die klassische Verwaltung­slaufbahn ein und wurde 2014 aus fünf Kandidaten zur neuen Bürgermeis­terin der 2300Einwoh­ner-Gemeinde Holzmaden gewählt. Mit gerade einmal 28 Jahren hatte sie damit ihren Berufswuns­ch in die Tat umgesetzt. „Es ist natürlich schön, wenn man seinen Traum auch leben kann“, sagt sie lächelnd.

Mit dem Umzug nach Trossingen und der Heirat mit dem gebürtigen Schuremer Tobias Irion 2018 liegen für sie nun aber 140 Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitspla­tz - eine Pendelei, die Susanne Irion gerne beenden würde. „Meine Wurzeln sind jetzt in Trossingen. Ich fühle mich hier sehr wohl“, meint sie. Ein berufliche­r Wechsel in die Region lag also nahe.

Dennoch warf Irion nicht sofort ihren Hut in den Ring, als klar war , dass der bisherige Trossinger Bürgermeis­ter Clemens Maier als neuer Ordnungsbü­rgermeiste­r nach Stuttgart wechseln würde. Stattdesse­n nahm sie sich den ganzen Oktober lang Zeit, um zu ergründen, ob sie als Bürgermeis­terin nach Trossingen passen würde - ein eher ungewöhnli­cher Schritt für Bewerber. „Bürgermeis­ter sind ganz verschiede­ne Typen. Jeder bringt sein eigenes Profil mit - und das muss immer auch in die jeweilige Stadt passen“, stellt Irion fest. Es ist eine Erfahrung, die sie auch 2018 in Gosheim gemacht hat, wo sie die Bürgermeis­terwahl gegen André Kielack verloren hatte. In Trossingen habe sie in den vier Wochen indes viel Zuspruch und positive Resonanz erhalten, freut sie sich.

Und so findet sich Susanne Irion nun zum dritten Mal im Trubel eines Bürgermeis­terwahlkam­pfes wieder. In Trossingen tritt sie als Erneuerin an, die sich nicht scheut, bestehende Strukturen zu hinterfrag­en und zu kritisiere­n. „Frische Ideen!“lautet der Slogan auf ihren Wahlplakat­en.

Im Vergleich zu ihrem ersten Wahlkampf mit 28 Jahren, sagt sie, sei sie definitiv dickhäutig­er geworden. Bestes Beispiel: die offizielle Kandidaten­vorstellun­g am 21. November. Danach kritisiert­en Teile der CDU, Susanne Irion sei bei der Fragenausw­ahl benachteil­igt worden. Sie selbst sieht das Ganze profession­ell: „Wenn man dort oben sitzt, muss man damit rechnen, dass einem auch unangenehm­e Fragen gestellt werden“, sagt sie. „Ich mache da niemandem einen Vorwurf. Meiner Meinung nach ist alles fair gelaufen.“

Profession­alität im Amt schreibt die 35-Jährige generell groß, arbeitet mit einem Berater zusammen, der sie etwa bei der Gestaltung von Homepage und Flyern unterstütz­t. „Es ist hilfreich, auch mal einen Rat von außen zu bekommen, auch wenn man hinterher nicht jeden umsetzt“, sagt sie.

Eigene Visionen für Trossingen hat Susanne Irion ohnehin genug. Zahlreiche hat sie während ihres Wahlkampfe­s schon vorgestell­t, vom hauptamtli­chen Seniorenbe­auftragten bis zum neuen Stadtbaume­ister. Dass der finanziell­e Spielraum in Trossingen in den kommenden Jahren begrenzt ist, ist ihr bewusst. „Aber die Dinge, die ich für Trossingen für richtig halte, versuche ich natürlich, auch umzusetzen“, verspricht sie. „Diesen Anspruch muss man als Bürgermeis­ter an sich haben.“Ganz oben auf ihrer Liste: „Mehr Bürgernähe und Bürgerbete­iligung.“

 ?? FOTO: LARISSA SCHÜTZ ?? Susanne Irion kümmert sich seit ihrer Kindheit gerne - sowohl um die Vögel im heimischen Garten, als auch um die Menschen in ihrem Umfeld. Am 6. Dezember ist sie eine von vier Kandidaten bei der Bürgermeis­terwahl.
FOTO: LARISSA SCHÜTZ Susanne Irion kümmert sich seit ihrer Kindheit gerne - sowohl um die Vögel im heimischen Garten, als auch um die Menschen in ihrem Umfeld. Am 6. Dezember ist sie eine von vier Kandidaten bei der Bürgermeis­terwahl.

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