Kolbingens Bürgermeister legt Amt nieder
Konstantin Braun macht zum 31. Januar aus politischen und persönlichen Gründen Schluss
KOLBINGEN - Politischer Paukenschlag in Kolbingen: Bürgermeister Konstantin Braun legt überraschend sein Amt nieder. Wie er im Amtsblatt mitteilt, will er er seinen Posten als Bürgermeister, den er seit dem 1. Mai 1986 innehat, zum 31. Januar 2021 zurückgeben. Damit reagiert Braun auf die politischen Querelen in der Heuberggemeinde, die das kommunalpolitische Geschehen in Kolbingen spätestens seit dem Bürgerentscheid zum geplanten Seniorenkonzept geprägt haben.
Bürgermeister Braun begründet seinen Entschluss im Mitteilungsblatt folgendermaßen: „Der Schritt fällt mir nicht leicht. Jedoch: politisch und persönlich kann und möchte ich den jetzt praktizierten Umgang, die kommunalpolitische Denkweise und die beabsichtigte Ausrichtung für die Zukunft nicht vertreten und mittragen.“Weiter schreibt Braun: „Ich habe mit Begeisterung das mir übertragene Amt ausgefüllt, habe gerne gearbeitet und war für die Gemeinde, die Bürgerschaft sowie die Vereine jederzeit da. Ich habe versucht, glaubwürdig, sachkundig und verlässlich zu handeln und hoffe, Sie konnten es spüren.“
Die Art und Weise, wie man mit ihm zuletzt umgesprungen sei, war der Grund für Braun, die Brocken schlussendlich hinzuwerfen. „Der Umgang miteinander im Gemeinderat hat mich zermürbt. Ich habe mich nicht als Bürgermeister wählen lassen, um mich hier fertig machen zu lassen. Ich will das nicht!“, verteidigt Konstantin Braun im Gespräch mit unserer Zeitung seine Entscheidung, das Amt vorzeitig aufzugeben. „Wenn einem immer wieder Amtsmissbrauch und Betrug vorgeworfen wird, und der Gemeinderat greift nicht einmal ein, dann will ich das nicht mehr machen. Ich muss mir nicht alles gefallen lassen!“Mit seiner Frau habe er über den Entschluss gesprochen und sich diesen Schritt auch nicht leicht gemacht, erklärte Braun.
Spätestens seit eine Bürgerinitiative in Kolbingen mit Flugblättern und teils aggressivem Duktus gegen Braun und das geplante Seniorenkonzept aufgetreten war, hatte sich das kommunalpolitische Klima in Kolbingen merklich verschlechtert. So hatten die Agitationen der Bürgerinitiative Bürgermeister Braun dazu bewogen, einen Bürgerentscheid durchführen zu lassen und die Vertrauensfrage zu stellen. Die Mehrheit der Kolbinger entschied sich letztlich für die Umsetzung des Seniorenkonzepts. Zuvor waren dazu noch zwei moderierte Informationsveranstaltungen
über die Bühne gegangen. Doch auch das sorgte nicht für die erhoffte Ruhe. Bei der vergangenen Kommunalwahl war ein Großteil der Gemeinderäte nicht wieder angetreten. Drei führende Mitglieder der Bürgerinitiative, darunter auch Meinungsführer Hans Schreiber, wurden bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in den neuen Gemeinderat gewählt. Hernach fand kaum mehr eine Gemeinderatssitzung statt, in der Braun nicht angefeindet wurde. Traurige Höhepunkte waren abgebrochene Sitzungen, weil der pöbelnde Gemeinderat Hans Schreiber sich weigerte, den Sitzungssaal nach einem ausgesprochenen Hausverbot durch Bürgermeister Braun Folge zu leisten und die Polizei gerufen werden musste, um das Hausrecht durchzusetzen. Auch thematisierte Braun öffentlich in einer der Ratssitzungen, ihm seien staatsanwaltschaftliche Ermittlungen seitens einiger Gemeinderäte im Zusammenhang mit der Ansiedlung des Windparks durch die Firma Enercon angedroht worden.
Ob die Entscheidung auch sein Amt in der benachbarten Gemeinde Königsheim betreffe, verneinte Braun. „In Königsheim schaffe ich sehr gern und darauf freue ich mich jetzt auch.“
Nun muss der Gemeinderat die Bürgermeisterstelle neu ausschreiben und einen Termin für die Neuwahl des Bürgermeisters festlegen.
Am 4. Februar 2018 war Braun erneut als Kolbinger Bürgermeister mit 69 Prozent der Stimmen gegen Dauer-Kandidatin Fridi Miller wiedergewählt worden. Das Amt hatte er seit 1986 inne.