Trossinger Zeitung

Ein letzter Warnschuss

- Von Matthias Jansen

Es musste etwas passieren: Deshalb haben der Oberbürger­meister und die Tuttlinger Verwaltung richtig gehandelt, den Wochen- markt am Freitag abzusagen. Über den Zeitpunkt kann man streiten. Für die Händler, die ihre Ware schon gekauft hatten, war es zu spät. Auch die Informatio­nsweiterga­be war sicher nicht optimal. Von daher ist der Ärger verständli­ch. Die Zusage, sich mit den Händlern über den finanziell­en Schaden zu einigen, sollte diesen aber relativier­en und den Blick darauf richten, wozu die Maßnahme letztlich gut gewesen sein kann.

Es musste gehandelt und ein Zeichen gesetzt werden. Einfach nur die Hände in den Schoß legen und abwarten, kann angesichts hoher Infektions­zahlen nicht richtig sein. Der Zeitpunkt, bis zu dem die

Kontaktver­folgung erfolgreic­h sein konnte und das Infektions­geschehen im Griff zu behalten war, ist längst überschrit­ten. Mit den Marktbesch­ickern und den Käufern trifft es sicher nicht die Richtigen. Diese Menschen dürften sich überwiegen­d an die Regeln halten.

Vielleicht ist der verursacht­e Aufschrei aber gut. Mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen, kann helfen, der gesamten Bevölkerun­g die bedrohlich­e Lage und die Konsequenz­en vor Augen zu führen. Wenn sich nicht alle an die Vorgaben halten und die Zahlen deutlich runtergehe­n, kann es bald noch andere Kollektivs­trafen geben und diese – Ausgangssp­erre, Schulschli­eßungen – treffen noch viel mehr unschuldig­e Bürger. Das kann niemandem recht sein.

Bei aller Zustimmung für die

Entscheidu­ng am Donnerstag gilt es aber zu bedenken: Es darf keine Kurzschlus­sreaktion gewesen sein. Wenn das Markttreib­en verboten wird, Orte für Treffen von Jugendlich­en wie Skaterpark und Sportanlag­en gesperrt werden, dann darf das nicht eine einmalige Sache sein. Es muss eine Linie dahinter stehen, die zeigt: In Tuttlingen treffen wir uns nicht, solange die Zahlen hoch sind. Die Entscheidu­ng, den Markt ab der kommenden Woche dann doch wieder zu erlauben, steht im Widerspruc­h dazu.

Und dann ist da noch eine andere Frage: Wie ist dem wilden Treiben im privaten Bereich, wo sich die Menschen weiter zusammenro­tten, beizukomme­n? Diese Frage muss auch mal diskutiert werden. Entschiede­n wird sie nicht in Tuttlingen. Da ist vielmehr die große Politik gefordert.

m.jansen@schwaebisc­he.de

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