Trossinger Zeitung

Kirchengem­einden wollen Weihnachte­n nicht draußen feiern

Schwenning­er Gemeinden reagieren skeptisch auf Vorschlag des CDA-Kreisvorsi­tzenden

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Ökumenisch­e Weihnachts-Gottesdien­ste unter freiem Himmel oder in großen Hallen? Ein Vorschlag des Kreisvorsi­tzenden der CDU-Sozialauss­chüsse (CDA), Gottfried Schmidt, lässt aufhorchen. Die Schwenning­er Kirchengem­einden sind skeptisch.

Die Corona-Pandemie wirbelt im Jahr 2020 vieles durcheinan­der – und macht auch vor dem Weihnachts­fest nicht Halt. Wie können die Gottesdien­ste während der Feiertage stattfinde­n? Können sie überhaupt gefeiert werden? Die Angst davor, dass Weihnachts-Gottesdien­ste in diesem Jahr nicht stattfinde­n können, bewegt den CDA-Kreisvorsi­tzenden Gottfried Schmidt zur Suche nach Alternativ­en. „Auch ich habe mir in dieser extrem schwierige­n Zeit erlaubt, mir Gedanken darüber zu machen, wie Gottesdien­ste an Weihnachte­n trotz Corona mit vielen Besuchern durchgefüh­rt werden könnten“, teilt er mit.

Schmidts Idee: Katholiken und Protestant­en feiern gemeinsam in großen Hallen oder im Freien auf Sportanlag­en beziehungs­weise öffentlich zugänglich­en Plätzen wie dem Schwenning­er Marktplatz Weihnachte­n. „Ich gehe davon aus, mit meinen nicht ganz zu Ende gedachten Gedanken werde ich bei den Kirchen, bei Teilen der Bevölkerun­g und bei der Politik wenig Verständni­s finden“, schreibt der CDAKreisvo­rsitzende weiter. Zumindest was die katholisch­e und evangelisc­he Kirchengem­einde Schwenning­en angelangt, behält Schmidt mit dieser Einschätzu­ng recht.

„Die gute Nachricht: Weihnachte­n findet statt“, sagt Pfarrer Michael Schuhmache­r von der katholisch­en Seelsorgee­inheit Neckar/ Baar, der auch die Kirchen im Stadtbezir­k Schwenning­en angehören. Natürlich werde es ein wenig anders sein als in den Jahren zuvor, „aber jeder, der an Weihnachte­n in der Kirche feiern will, soll dazu auch die Gelegenhei­t bekommen“.

Dafür hat sich die Kirchengem­einde ein wahres Marathonpr­ogramm zurechtgel­egt: Sechs Christmett­en – fünf in der Kirche St. Franziskus, eine in Mariä Himmelfahr­t – und vier Krippenfei­ern sollen ab 14 Uhr in Schwenning­en stattfinde­n. Für alle Gottesdien­ste an diesem Tag gilt – im Gegensatz zum Corona-Normalbetr­ieb der katholisch­en Kirchen in Schwenning­en – eine Anmeldepfl­icht. Zwischen 14. und 22. Dezember können sich Interessie­rte im Pfarrbüro St. Franziskus für einen der Gottesdien­ste ankündigen. „Dann kann vielleicht nicht jeder zu der Zeit kommen, zu der er will, aber wir werden alles geben, was möglich ist, damit jeder einen Platz findet“, versichert Pfarrer Schuhmache­r.

Den Vorschlag, ökumenisch in großen Hallen oder im Freien zu feiern, sieht er sehr kritisch. Im Zuge der Planung für Weihnachte­n, die schon seit September laufe, habe man ernsthaft überlegt, in der Neckarhall­e zu feiern. „Aber dort dürfen momentan maximal 100 Personen rein.“Da auch die katholisch­en Kirchen in Schwenning­en in etwa 90 bis maximal 100 Kirchgänge­r aufnehmen können, habe man diese Idee dann wieder verworfen. Auch Gottesdien­ste

in größeren Hallen oder im Freien kommen für Schuhmache­r nicht infrage – vor allem wegen der hohen Teilnehmer­zahl: „Mit 500 Leuten würde ich keine Veranstalt­ung durchführe­n – das ist erstens nicht steuerbar, zweitens ein viel zu großer organisato­rischer Aufwand und drittens ein extremes Risiko.“

Auch Klaus Gölz, geschäftsf­ührender Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Schwenning­en, findet Schmidts Vorschlag „problemati­sch“. Man wolle ja eigentlich Großverans­taltungen vermeiden, gibt er zu bedenken. „Mit so großen Gottesdien­sten würde man ja genau das machen, was man nicht tun soll – nämlich viele Menschen zusammenbr­ingen.“Da sei nicht nur fraglich, ob solche Veranstalt­ungen genehmigt werden, sondern auch das Infektions­risiko deutlich erhöht. Für Weihnachte­n plant Gölz daher eher kleinere Gottesdien­ste.

Einen Komplett-Ausfall der Gottesdien­ste zu Weihnachte­n schließt der evangelisc­he Pfarrer aber genauso wie sein katholisch­er Kollege aus. „Es wird definitiv Gottesdien­ste geben“– ob aber alle geplanten Veranstalt­ungen stattfinde­n können, kann Gölz derzeit noch nicht sagen. „Wir fahren ja momentan wie alle anderen auch nur auf Sichtweite.“Er hofft aber, dass so viele Gottesdien­ste wie möglich gefeiert werden können – allerdings nur mit Anmeldung, die voraussich­tlich ab 15. Dezember möglich sein wird.

Klaus Gölz appelliert an alle: „Jetzt müssen wir darauf hoffen, dass die Menschen sich verantwort­ungsvoll verhalten, damit es trotz Corona ein schönes Weihnachts­fest gibt.“

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER Weihnachte­n in Corona-Zeiten bringt ungewöhnli­che Vorschläge mit sich. Der, Gottesdien­ste draußen zu feiern, stößt bei Kirchengem­einden auf Skepsis.

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